Gut vorbereitet ins Pflegegespräch
Wenn der Medizinische Dienst der Krankenkassen klingelt
Beim Besuch des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) respektive der Medicproof bei Privatversicherten wird die genaue Pflegebedürftigkeit einer Person geprüft. Die Einschätzung der Gutachter entscheidet über die Zahl der Pflegepunkte, den späteren Pflegegrad und damit über jede Menge Geld. Doch was passiert bei einem solchen Begutachtungstermin genau?
Ein Termin mit dem MDK sollte gut vorbereitet sein. Dazu gehört auch, genaue Kenntnis über den Ablauf zu haben, um sich bereits im Vorfeld Gedanken über Fragen und deren Konsequenz für die Einstufung machen zu können. Grundsätzlich gilt: Mit der Pflegereform geht ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff einher, der die Begutachtung nach anderen Maßstäben ausrichtet als bisher.
Im Mittelpunkt steht nicht mehr der Hilfebedarf heruntergebrochen auf eine festgelegte Anzahl zu finanzierender Minuten, sondern der Grad der noch vorhandenen Selbstständigkeit und wie diese erhalten und gestärkt werden kann. Dazu ist es notwendig, dass der MDK die Person in ihrem Lebesumfeld aufsucht, sei es die eigene Wohnung oder ein Pflegeheim.
Auf diese 6 Lebensbereiche kommt es an
- Mobilität – Wie selbstständig kann sich der Mensch fortbewegen und seine Körperhaltung ändern? Ist das Fortbewegen in der Wohnung möglich? Wie sieht es mit Treppensteigen aus?
- Kognitive und kommunikative Fähigkeiten – Wie findet sich jemand örtlich und zeitlich zurecht? Kann der Betroffene für sich selbst Entscheidungen treffen? Kann der Mensch Gespräche führen und Bedürfnisse mitteilen?
- Verhaltensweisen und psychische Problemlagen – Wie häufig benötigt jemand Hilfe aufgrund von psychischen Problemen, beispielsweise bei aggressivem oder ängstlichem Verhalten?
- Selbstversorgung – Wie selbstständig kann sich der Mensch im Alltag versorgen bei der Körperpflege, beim Essen und Trinken, beim An- und Ausziehen?
- Bewältigung von krankheitsbedingten Anforderungen – Welche Unterstützung braucht der Mensch im Umgang mit seiner Krankheit und bei Behandlungen? Wie oft ist Hilfe bei Medikamentengabe, Verbandswechsel oder bei Arztbesuchen notwendig?
- Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte – Wie selbstständig kann der Mensch noch den Tagesablauf gestalten und planen oder Kontakte pflegen?
Aus den abgefragten Lebensbereichen wird bereits deutlich, wie sehr sich der Begriff Pflege gewandelt hat. Als speziell ausgebildete Pflegefachkräfte und Ärzte schauen die Gutachter, wo genau Unterstützung notwendig ist und ob diese in Form einer Reha, durch Hilfmittel wie einen Rollator, Anpassungen der Wohnung oder Hilfe bei der Hygiene am besten greift.
Die Gewichtung der einzelnen Lebensbereiche
Für ein genaues Bild der momentanen Pflegebedürftigkeit wird der MDK zuerst mit der zu begutachtenden Person sprechen, egal ob das Gespräch von einer Demenzerkrankung beeinträchtigt wird oder nicht. Es ist jedoch in jedem Fall hilfreich, wenn eine vertraute Person, die bislang mit der Pflege betraut ist oder die Lebenssituationen des Betroffenen im Einzelnen gut kennt, beim Gespräch anwesend ist.
Überlegen Sie am besten bereits im Vorfeld, wo der Alltag besondere Schwierigkeiten macht, wo Unterstützung notwendig ist, aber auch, in welchen Bereichen noch große Selbstständigkeit gegeben ist. Die Begutachtung kann bis zu einer Stunde dauern, doch mitunter fällt einem auch auf gezielte Fragen hin nicht immer gleich alles ein.
Welche Unterlagen sind wichtig?
- etwaige Berichte des Hausarztes oder der Klinik
- aktueller Medikamentenplan
- Pflegedokumentation eines Pflegedienstes, sofern vorhanden
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Teil 3 – Wie Sie Widerspruch bei falscher Einstufung einlegen