Abschied im Hospiz
Ein Ende mit Würde und Menschlichkeit
Das Leben ist ein kostbares Geschenk und das Sterben ein natürlicher Teil davon. Doch wie gehen wir in unserer Gesellschaft mit dieser Realität um? Hospize sind eine zutiefst humane Antwort auf die Frage, wie wir sterben wollen. Sie begleiten Menschen in ihrem letzten Lebenskapitel und bieten Raum für einen fürsorglichen Abschied in Würde.
Unsere Gesellschaft altert und damit rückt auch für immer mehr Menschen die Frage nach einem guten Ende in den Mittelpunkt. Die Wurzeln der modernen Hospizarbeit lassen sich jedoch bereits bis in das London der 1960er Jahre zurückverfolgen, als die Ärztin, Krankenschwester und Sozialarbeiterin Cicely Saunders das erste moderne Hospiz, das St. Christopher’s Hospice, ins Leben rief.
Sterbebegleitung als ganzheitliche Aufgabe
Sie entwickelte das Konzept der ganzheitlichen Palliativversorgung, das neben der medizinischen Behandlung auch die psychosozialen und spirituellen Aspekte des Sterbens einschließt. Ihr Konzept des „total pain“, das das Leiden in seiner Gesamtheit – körperlich, psychisch, sozial und spirituell – betrachtet, war bahnbrechend und veränderte die Perspektive auf das Sterben und die Sterbebegleitung weltweit.
In Deutschland entstanden die ersten Hospize im Zuge dieser Bewegung in den 1980er Jahren. Seitdem ist die Hospizbewegung stetig gewachsen und hat die medizinische Versorgung von Sterbenden und den gesellschaftlichen Umgang mit Tod und Sterben maßgeblich beeinflusst. Aktuell gibt es in Deutschland über 250 stationäre Häuser, dank derer Sterben und Tod wieder als natürliche Teile des Lebens betrachtet werden kann und die Würde des Menschen bis zuletzt im Mittelpunkt steht.
Zufluchtsort für die letzte Lebensphase
Doch was bedeutet „Hospiz“ überhaupt? Der Begriff ist vom lateinischen „hospitium“ abgeleitet, was so viel wie Herberge oder Gasthaus meint. In einem Hospiz geht es jedoch um mehr als nur um Unterkunft und Pflege. Ein Hospiz ist eine spezialisierte Einrichtung mit dem Ziel, sterbenden Menschen und ihren Angehörigen in der letzten Lebensphase eine möglichst hohe Lebensqualität zu ermöglichen.
Dazu gehört auch eine Palliativversorgung, dessen Aufgabe es ist, die Symptome von unheilbar kranken Menschen so gut wie möglich zu lindern und ihre Beschwerden zu mindern – körperlich wie seelisch. Nicht die Heilung, sondern das Wohlbefinden der Patienten steht im Vordergrund, um ihnen ein weitestgehend beschwerdefreies und würdevolles Leben bis zum Schluss zu ermöglichen.
So ist die Hospizarbeit geprägt von Respekt, Anteilnahme, Geborgenheit und Mitmenschlichkeit. Sie umfasst sowohl die Sterbebegleitung als auch die Trauerbegleitung der Angehörigen nach dem Tod eines geliebten Menschen. Hospize sind somit nicht nur Orte des Abschieds, sondern auch Orte des Lebens, der Wärme und der menschlichen Nähe in Zeiten von Krankheit und Trauer.
Verschiedene Ausprägungen der Hospizarbeit
Aufgrund der starken Ausrichtung auf die individuellen Bedürfnisse sterbender Menschen, werden diese auch nicht alle stationär betreut. Es gibt vielmehr mehrere Ausprägungen der Hospizarbeit:
- klassische stationäre Einrichtungen als fester Zufluchtsort
- ambulante Hospizdienste, die Patienten nicht minder fürsorglich, jedoch in ihrer vertrauten Umgebung betreuen
- spezielle Einrichtungen wie Kinderhospize, die den Bedürfnissen besonders junger Patienten und ihrer Familien gerecht werden
Generell wird die Familie nach Möglichkeit in den Pflegeprozess eingebunden, erhält aber auch Unterstützung und Hilfe in dieser emotional belastenden Zeit. Denn der Abschied kann für beide Seiten eine Grenzerfahrung sein.
Und so arbeiten in der Regel nicht nur qualifizierte Pflegekräfte und Ärzte, sondern auch Sozialarbeiter, Seelsorger, Therapeuten und Ehrenamtliche für die Versorgung und Pflege Sterbender und ihrer Angehörigen Hand in Hand. Letztere sind das eigentliche Herzstück eines jeden Hospizes. Denn gerade die beiderseitige Freiwilligkeit lässt eine vertrauensvolle Kommunikation erst gelingen.
Wann über ein Hospiz nachgedacht werden sollte
Menschen, die eine Diagnose für eine nicht heilbare, fortschreitende Erkrankung erhalten und eine begrenzte Lebenserwartung von in der Regel nicht mehr als einigen Monaten haben, können in einem Hospiz aufgenommen werden. Wann genau sich ein Betroffener für den Eintritt in ein Hospiz entscheidet, hängt von verschiedenen Faktoren ab und sollte in Absprache mit Fachleuten und Angehörigen entschieden werden.
Informationen im Netz
Eine erste Hilfestellung durch tiefergehende Informationen können auch der Deutsche Hospiz- und Palliativverband e.V. oder die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V. geben – oder ein Beratungsgespräch vor Ort. Ein Hospiz in der Nähe finden Sie über den Wegweiser Hospiz- und Palliativversorgung Deutschland und über den Hospizlotsen.
Im Durchschnitt werden Menschen zwei bis vier Wochen in einem Hospiz betreut, mitunter auch länger. Gerade bei Kinderhospizen ist die Betreuung deutlich aufwendiger und auf mehrmalige Besuche ausgelegt, um pflegende Angehörige zu entlasten.
Welche Kosten bei der Pflege in einem Hospiz entstehen
Seit 1997 ermöglicht die gesetzliche Krankenversicherung Zuschüsse für stationäre oder teilstationäre Hospizversorgung, sofern eine ambulante Versorgung nicht möglich ist. Heute decken die gesetzlichen Krankenkassen sogar 95 Prozent der zuschussfähigen Hospizkosten ab, wobei die Hospize die verbleibende Finanzierungslücke durch Spenden und freiwillige Leistungen schließen.
Dies hat sowohl die finanzielle Belastung für die Versicherten minimiert als auch die finanzielle Sicherheit für die Hospize verbessert. Ein Hospizaufenthalt in Deutschland ist somit für die Patienten ohne zusätzliche Kosten und die Finanzierung erfolgt weitestgehend durch die Krankenkassen.
Die Hospizarbeit steht dennoch vor wachsenden Herausforderungen: Der demografische Wandel, die Weiterentwicklung der Medizin und der Wunsch von immer mehr Menschen nach häuslicher Pflege stellen die Hospize vor neue Aufgaben. Gleichzeitig bietet sich so die Chance, Veränderungen aktiv zu gestalten und die hospizliche Versorgung stetig zu verbessern.
Hospize sind Quelle von Stärke und Trost sowohl für Sterbende als auch die Angehörigen, die gemeinsam den Weg der letzten Lebensphase gehen. Denn so schwierig der Abschied auch sein mag, er ist Teil unseres Lebens und verdient daher unsere volle Aufmerksamkeit und unseren Respekt.