Beratungsangebote zur häuslichen Pflege
Wo Pflegende wirkungsvollen Beistand finden
Pflegekassen, das Bundesfamilienministerium und mehrere gemeinnützige Initiativen helfen Angehörigen mit ihrem Beratungsangebot, die Herausforderungen der häuslichen Pflege zu meistern. Einige betreiben sogar eine Art Notfalltelefon, und helfen Pflegenden so, ernsthafte Krisen zu überstehen.
Dass die Pflege zu Hause für Gabriele P. kein Heimspiel werden würde, war der 50-Jährigen und ihrer 79 Jahre alten, an Demenz erkrankten Mutter bereits vor der Entscheidung für die häusliche Pflege klar. Neben der zeitlichen wie finanziellen Belastung bereitete ihr die persönliche Nähe Sorge und die damit einhergehenden Konflikte, die der Einzug ihrer Mutter mit sich bringen würde.
Das Beratungsangebot der Pflegekassen
Erste Anlaufstelle in Sachen häuslicher Pflege war für sie deshalb die Pflegekasse der Mutter, die über das Leistungsangebot, die Ansprüche als Angehörige und die ersten Schritte hin zur häuslichen Pflege informieren konnte. Ansprechpartner kann aber auch die eigene Pflegekasse sein. Ein Telefonanruf genügt, alles Weitere klären die Pflegeberater in einem umfassenden persönlichen Gespräch – auf Wunsch auch direkt zu Hause.
Das Beratungsnetzwerk der Pflegestützpunkte
Eine fundierte Einstiegsberatung liefern ebenfalls die Pflegestützpunkte, die deutschlandweit bereits in vielen Kommunen eingerichtet wurden. Die genauen Kontaktdaten erhalten Interessenten bei ihrer Pflegekasse oder über das Suchformular des Zentrums für Qualität in der Pflege. Betroffene können sich hier kostenlos und unabhängig beraten lassen und erhalten Hilfestellung unter anderem zu folgenden Themen:
- Pflegegrade
- Begutachtungsablauf des MDK
- Rehabilitation
- ambulante vs. stationäre Pflege
- Wohnberatung
- Selbsthilfegruppen
- Pflegeversicherung
- Pflegeschulung
- Anträge und Formulare
Die Pflegeberater der Pflegekassen, die hier arbeiten, sind im Idealfall regional gut vernetzt und mit den lokalen Angeboten vertraut, weshalb sie auch auf ehrenamtliche Unterstützung verweisen können. Im Pflegestützpunkt soll letztlich das gesamte Leistungsspektrum für Pflegebedürftige koordiniert werden.
Kursangebote der Pflegekassen
Neben der Koordination, Beratung und Bewilligung von Pflegeleistungen bieten die Pflegeversicherungen auch kostenlose Kurse an, in denen ganz praktische Grundkenntnisse der häuslichen Pflege vermittelt werden. Das Angebot reicht vom rückenschonenden Heben bis zur fachgerechten Anwendung von Pflegehilfsmitteln.
Für Gabriele P. hatte der Besuch eines solchen Pflegekurses zudem einen unschätzbaren Nebeneffekt: Über das Kursangebot lernte sie andere pflegende Angehörige kennen, konnte sich zu persönlichen Problemen austauschen und langfristige Kontakte knüpfen. In nervenaufreibenden Situationen greift sie nun einfach zum Telefon und teilt ihre Sorgen mit anderen, die teils zu echten Freundinnen geworden sind. Nichts ist für sie wertvoller als das Verständnis ähnlich Betroffener.
Psychologische Online-Beratung
Doch nicht jeder findet den Draht zu Menschen in gleicher Situation. Häusliche Pflege ist Schwerstarbeit, die Konflikte machen viele mit sich allein aus. Die gemeinnützige Gesellschaft Catania hat sich die kostenfreie psychologische Online-Beratung pflegender Angehöriger zur Aufgabe gemacht. Ein Team aus speziell ausgebildeten Psychologen mit beraterischer Zusatzausbildung geht ganz individuell auf schriftlich verfasste Nachrichten oder im Video-Chat zu Problemen und Nöten Betroffener ein. Die Fachkräfte sind selbstverständlich zur Verschwiegenheit verpflichtet.
Erste Hilfe mittels Pflegetelefon
Manchmal weiß man vor lauter Formularen, Arztbesuchen, Haushalt und Extrawünschen nicht mehr, wo einem überhaupt der Kopf steht. Um die eigene Balance wiederzuerlangen, hilft das Pflegetelefon des Bundesfamilienministeriums, das Sie von Montag bis Donnerstag zwischen 9 und 18 Uhr telefonisch unter 030 20179131 oder schriftlich per E-Mail über info@wege-zur-pflege.de erreichen können.
Wie blank die Nerven im Pflegealltag manchmal liegen, davon können Gabriele P. und ihre Mutter eine Vielzahl von Beispielen geben. Die Ohnmacht der einen Seite, die Überforderung der anderen geben reichlich Anlass für Reibung und Konflikte. Zeitliche Zwänge steigern den Druck auf pflegende Angehörige, der sich im schlimmsten Fall als Wutausbruch entladen kann. In den Angeboten der Pflegekassen geht man deshalb bereits im Vorfeld in Spezialkursen, beispielsweise für Angehörige von demenziell Erkrankten, auf die seelischen Belastungen ein.
Damit der Alltag ohne Zwänge oder gar Gewalt gemeistert werden kann, informiert die Internetseite des Zentrums für Qualität in der Pflege auch über den richtigen Umgang bei Konflikten. Auf der Seite finden Interessierte neben allerhand Zusatzinformationen auch eine Liste mit Krisentelefonen und Beschwerde-Hotlines.
Lernen, auf sich selbst aufzupassen
Für Gabriele P. war der Schritt zur häuslichen Pflege eine große Herausforderung, die sie ohne das Beratungsangebot der Kassen, die Tipps von Ärzten und die mentale Unterstützung anderer pflegender Angehöriger sicher nicht so ohne Weiteres bewältigt hätte. Auch wenn durch das sich zusehends verschlechternde Krankheitsbild der Mutter keine Routine in Aussicht steht, hat sie inzwischen gelernt, nicht nur auf ihre demenzkranke Mutter, sondern auch auf sich selbst aufzupassen.