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Gesundheit

Gesundheitsrisiko Hitze

Gefahren und Schutzmaßnahmen bei Hitzewellen

Gesundheitsrisiko Hitze - Frau mit Hund sucht Abkühlung im See
Maßnahmen gegen den Hitzekollaps | © lightpoet - stock.adobe.com

Die steigenden Temperaturen infolge des Klimawandels haben das Gesundheitsrisiko Hitze zu einer immer größeren Herausforderung gemacht. So warnt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach: „Jährlich sterben Tausende bei uns an zunehmend höheren Temperaturen.“ Anders als beispielsweise Frankreich hat Deutschland jedoch noch keinen nationalen Hitzeschutzplan. Das soll sich nun ändern.

Jeden Sommer stellt das Thermometer neue Hitzerekorde auf. Laut EU-Klimabeobachtungsstelle Copernicus (C3S) hat die Klimaerwärmung auch dieses Jahr wieder die Höchstmarke geknackt: „Der Juni war weltweit der wärmste Monat, etwas mehr als 0,5 Grad Celsius über dem Durchschnitt von 1991-2020. Damit wurde der bisherige Rekord vom Juni 2019 bei weitem übertroffen.“ Werte um die 30°C sind nichts im Vergleich zu Spitzen knapp über 70°C wie auf dem Wüstenplateau Dasht-e Loot (Iran), allerdings kommen wir in Deutschland immer häufiger an die 40°C-Marke heran, mit drastischen Konsequenzen für Ältere, Schwangere und Kinder.

Steigende Gesundheitsrisiken durch Hitzschlag

Der Körper reagiert auf hohe Temperaturen, indem er schwitzt und Wärme abgibt, um die Körpertemperatur zu regulieren. Wenn die Hitze jedoch zu intensiv ist und der Körper nicht ausreichend abkühlen kann, besteht die Gefahr eines Hitzschlags. Dieser Zustand ist lebensbedrohlich und erfordert sofortige medizinische Hilfe. Frühzeitige Symptome können Schwindel, Verwirrtheit, Übelkeit und Bewusstlosigkeit sein.

Während einer Hitzewelle können auch Herz-Kreislauf-Probleme und Atemwegsbeschwerden häufiger auftreten. Hitze belastet das Herz-Kreislauf-System enorm, was für Personen mit Herzerkrankungen oder Bluthochdruck besonders gefährlich sein kann. Atemwegserkrankungen wie Asthma können sich bei hohen Temperaturen verschlimmern. Hinzu kommt eine erhöhte Ozonbelastung, denn hohe Temperaturen tragen zur Bildung von Ozon auch in den unteren Schichten der Atmosphäre bei. Ozon ist ein schädliches Gas und kann Atemwegsprobleme wie Husten, Atemnot und verschlimmertes Asthma verursachen. Insbesondere in urbanen Gebieten, in denen Luftverschmutzung ohnehin schon ein Problem ist, kann die Ozonkonzentration während Hitzewellen stark ansteigen.

Ab wann man in Deutschland von einer Hitzewelle spricht

Als Hitzewelle gilt eine ungewöhnlich lange Periode mit extrem hohen Temperaturen, die in der Regel mehrere Tage bis Wochen anhält. Die Definition einer Hitzewelle kann je nach Region variieren, da die Klimabedingungen unterschiedlich sind. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) spricht von einer Hitzewelle, sobald die Temperatur an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen über 28 °C liegt.

  • Stufe 1: 28°C
  • Stufe 2: 32°C
  • Stufe 3: 38°C

Welche Bevölkerungsgruppen es besonders zu schützen gilt

Nicht alle leiden unter extremer Hitze gleich. Bestimmte Bevölkerungsgruppen sind bei Hitzewellen besonders gefährdet und benötigen deshalb besonderen Schutz:

1. Ältere Menschen

Im Alter nimmt die Fähigkeit des Körpers ab, sich an extreme Temperaturen anzupassen. Ältere Menschen haben oft eine eingeschränkte Thermoregulation, was bedeutet, dass sie Wärme weniger effizient abgeben können. Zudem nehmen sie häufig bestimmte Medikamente ein, die die Hitzeempfindlichkeit erhöhen können.

2. Schwangere

Während der Schwangerschaft erhöht sich das Blutvolumen im Körper der Frau, um das sich entwickelnde Baby zu versorgen. Dies führt zu einer stärkeren Belastung des Herz-Kreislauf-Systems, was bei Hitze mitunter zu Problemen führt. Außerdem haben sie einen erhöhten Bedarf an Flüssigkeit, weshalb das Risiko für eine Dehydration steigt.

3. Kinder

Kinder sind besonders gefährdet, da ihr Körper im Vergleich zu Erwachsenen eine geringere Fähigkeit zur Thermoregulation hat. Sie schwitzen weniger und können daher Hitze weniger effektiv abführen. Kinder verbringen auch mehr Zeit im Freien und können sich nicht immer angemessen vor der Sonne schützen.

4. Chronisch Kranke

Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Atemwegsproblemen oder anderen chronischen Erkrankungen sind anfälliger für gesundheitliche Komplikationen bei hohen Temperaturen. Die Hitze belastet das Herz und die Atemwege, was zu Verschlimmerungen bestehender Erkrankungen führt.

5. Obdachlose und sozial Benachteiligte

Obdachlose haben oft keinen Zugang zu Schatten, Trinkwasser oder klimatisierten Räumen. Auch sozial benachteiligte Personen können eingeschränkten Zugang zu Schutzmaßnahmen haben und sind daher einem höheren Gesundheitsrisiko ausgesetzt.

Gesundheitsministerium arbeitet an bundesweitem Hitzeschutzplan

In Anbetracht dieser Gefahren und vulnerablen Gruppen sind Hitzeschutzmaßnahmen von großer Bedeutung. Jedoch hinke Deutschland laut Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, beim Thema Hitzeschutz hinterher. Es brauche „milliardenschwere Investitionen des Bundes und der Länder.“ Dabei geht es nicht nur um die technische und bauliche Aufrüstung von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, sondern, wie der Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt erklärt, auch um Hitzeschutzmaßnahmen für Kitas, Schulen und Unternehmen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte zugegeben, „dass wir in Deutschland gegen den Hitzetod nicht gut aufgestellt sind.“ Jedes Jahr seien 5000 bis 20.000 hitzebedingte Todesfälle zu beklagen. Um ein klareres Bild von den Zusammenhängen zu erhalten und die Übersterblichkeit in Relation zu steigenden Temperaturen setzen zu können, hat das Robert-Koch-Institut (RKI) einen wöchentlichen Hitzeradar gestartet. Auch will die Bundesregierung zukünftig das Hitzewarnsystem des DWD standardmäßig einsetzen. Nun müssen die Länder prüfen, ob und welche Maßnahmen bei Hitzewellen greifen könnten.

Geeignete Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung

Ein von den Gesundheitsbehörden entwickelter wirksamer Hitzeschutzplan könnte dabei folgendermaßen aussehen:

1. Frühwarnsysteme – Frühwarnsysteme informieren die Öffentlichkeit rechtzeitig über bevorstehende Hitzewellen, damit Menschen sich auf die erhöhten Temperaturen vorbereiten können. Die Warnungen werden oft von meteorologischen Diensten und Gesundheitsbehörden herausgegeben.

2. Hitzeinformationsdienste – Hitzeinformationsdienste bieten der Bevölkerung nützliche Informationen und Verhaltensregeln, um sich vor den Risiken extremer Hitze zu schützen. Diese Informationen werden online, in den Medien und über andere Kommunikationskanäle verbreitet.

3. Kühlmöglichkeiten – Während Hitzewellen werden klimatisierte Räume und öffentliche Einrichtungen als Schutzräume geöffnet, damit vulnerable Gruppen einen Zufluchtsort vor der Hitze haben. Dies können beispielsweise Kühloasen, Gemeindezentren oder öffentliche Bibliotheken sein.

4. Trinkwasserversorgung – Es ist wichtig, dass ausreichend Trinkwasserquellen in öffentlichen Bereichen zur Verfügung stehen, damit die Menschen versorgt bleiben. Wasserspender und Trinkbrunnen sollten während Hitzewellen vermehrt zur Verfügung gestellt werden.

5. Koordination von Hilfsmaßnahmen – Ein gut koordiniertes Netzwerk aus verschiedenen Akteuren wie Gesundheitsbehörden, Rettungsdiensten, kommunalen Einrichtungen und Freiwilligenorganisationen ist entscheidend, um in Notfällen schnelle Hilfe zu gewährleisten. Die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den Akteuren ist während einer Hitzewelle besonders wichtig.

Wie kann sich jeder Einzelne vor großer Hitze schützen?

Neben den Maßnahmen, die im zukünftigen Hitzeschutzplan festgelegt werden, kann jeder Einzelne durch bewusstes Verhalten dazu beitragen, das Gesundheitsrisiko bei großer Hitze zu minimieren:

1. Ausreichend trinken – Es ist wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, vor allem Wasser und verdünnte Säfte. Alkohol und koffeinhaltige Getränke sollten vermieden werden, da sie zu Dehydration führen können.

2. Kühle Orte aufsuchen – Menschen sollten während der heißesten Stunden des Tages, normalerweise zwischen 11 und 16 Uhr, klimatisierte Räume aufsuchen oder sich im Schatten aufhalten.

3. Leichte Kleidung tragen – Helle, lockere Kleidung aus atmungsaktiven Materialien wie Baumwolle trägt dazu bei, den Körper kühl zu halten.

4. Aktivitäten anpassen – Sport und körperliche Aktivitäten sollten in den kühleren Morgen- oder Abendstunden durchgeführt werden, um Hitzebelastungen zu vermeiden.

5. Sonnenschutz – Das Tragen von Sonnenhüten, Sonnenbrillen und das Auftragen von Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor schützen vor schädlichen UV-Strahlen.

Das Gesundheitsrisiko Hitze ist angesichts des Klimawandels eine ernste Herausforderung für die Gesellschaft. Hitzewellen können schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen haben, insbesondere für vulnerable Gruppen. Ein Hitzeschutzplan wird entscheidend sein, um präventive Maßnahmen zu ergreifen und Schutz für die Bevölkerung zu bieten. Jeder Einzelne kann jedoch durch bewusstes Verhalten zur Minimierung der Gesundheitsrisiken beitragen.

Das Klima ändert sich – so schützen Sie Ihre Gesundheit

Vor allem durch Hitzewellen entwickelt sich der Klimawandel auch in Deutschland zu einem Gesundheitsrisiko. Was Sie im Einzelnen tun und wie Sie anderen, pflegebedürftigen Menschen helfen können, finden Sie auf einer eigens von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) eingerichteten Website.
Klima Mensch Gesundheit

19.07.2023

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