Herz unter Schock
Wie Defibrillatoren Leben retten

Aus den Arzt- und Krankenhausserien zur Prime Time sind Defibrillatoren vielen Menschen mittlerweile bekannt. Während sie in Sendungen wie Emergency Room bei der Rettung von Patienten kurz vor dem Herztod ihren großen Auftritt haben, fristen sie auf öffentlichen Plätzen und Institutionen ein Schattendasein. Nur die kleinen grünen Hinweisschilder weisen aufmerksame Beobachter auf ihre Existenz hin. Die wenigsten wissen, wo sich im eigenen Umfeld der nächste Defibrillator befindet, kaum jemand kann ihn bedienen. Wie er funktioniert, erklären wir hier.
Eigentlich wurde die Wirksamkeit von Elektrizität zur Wiederbelebung des Herzens bereits vor über 200 Jahren untersucht. Bis zur Entwicklung äußerlich, also bei geschlossenem Brustkorb anwendbarer Rettungsgeräte sollte aber noch ein ganzes Jahrhundert vergehen.
1950 baute die Johns-Hopkins-Universität in Baltimore ihren ersten Defibrillator, der noch etwas schwergewichtig war. Die Entwicklung der tragbaren Variante erfolgte deshalb an gleichem Ort nur zehn Jahre später. Sogenannte Laiendefibrillatoren sind noch einmal kompakter und auf die wesentlichen Grundfunktionen reduziert. Sie sollen vor allem ungeschulten Personen ein Werkzeug an die Hand geben, bis der Notdienst übernimmt.
Ruhe nach dem Sturm – Wie funkioniert ein Defibrillator?
Rund 100.000 Menschen erleiden allein in Deutschland alljährlich einen plötzlichen Herztod und versterben daran. Der Mehrheit dieser tödlichen Anfälle, ca. 85 Prozent, geht ein typisches Kammerflimmern voraus. Um dieses Kammerflimmern zu unterbinden, werden Defibrillatoren eingesetzt. Mittels eines gezielten Stromstoßes werden die Herzmuskeln kurzfristig außer Gefecht gesetzt und so Herzrhythmusstörungen unterbrochen.
Das Herz kommt für eine Viertelsekunde zum Stillstand, das elektrische Gewitter, welches das Herz beim Kammerflimmern in unkontrollierter Erregung hält, verflüchtigt sich. Erst jetzt lässt sich unser Lebensmotor durch das natürliche Erregungsleitsystem wieder in Takt bringen.
Defibrillatoren retten Leben. Einerseits durch ihr ursächliches Funktionsprinzip, andererseits durch ihre hohe Verfügbarkeit. Denn Ersthelfer arbeiten bei einem Herzinfarkt gegen die Zeit. Mit jeder Minute, die ohne kraftvollen Herzschlag vergeht, sackt die Überlebenswahrscheinlichkeit eines Menschen um 10 Prozent. Bereits nach drei Minuten ohne Sauerstoff kommt es zu irreparabler Schädigung des Gehirns.
Ein Defibrillator in direkter Nähe zum Unfallort erhöht die Chance auf Rettung deutlich. Ersthelfer müssen nur wissen, wo genau ein Defibrillator steht. Eine Schulung zur Bedienung ist nicht notwendig. Große, selbsterklärende Symbole und eine klare, nachvollziehbare Sprachausgabe nehmen Lebensretter Schritt für Schritt an die Hand. Zudem misst das Gerät vorhandene Herzströme und entscheidet selbsttätig, ob eine Defibrillation sinnvoll ist oder nicht.
Grenzen der Technik – Wann macht ein Defibrillator keinen Sinn?
Nicht sinnvoll ist eine Wiederbelebung mittels Defibrillator dann, wenn sowohl die elektrische als auch die mechanische Herzaktivität ganz und gar zum Stillstand gekommen ist oder die elektrische Aktivität des Herzens nicht mehr in mechanische Bewegungen umgewandelt werden kann. Beides können voll- oder halbautomatische Defibrillatoren erkennen und lösen in diesem Fall auch nicht aus.
Ersthelfer sollten in diesem Fall zu den Grundmaßnahmen einer Reanimation von Herzpatienten zurückkehren und mit Herz-Druck-Massage und künstlicher Beatmung fortfahren, bis das Rettungsteam eingetroffen ist.