Für mehr Sicherheit zu Hause
Was Hausnotruf und Notfallknopf leisten müssen
Die Anforderungen an einen Hausnotruf sind hoch. Im Falle von schweren Unfällen wie Stürzen oder Herzinfarkt soll er schnellstmögliche Hilfe garantieren und so Folgeschäden verhindern oder sogar einen tödlichen Ausgang abwenden. Eine anspruchsvolle Aufgabe und damit nichts für digitale Spielereien.
Smarte Mitbewohner wie Alexa, Siri oder Google Home finden sich in immer mehr Haushalten wieder. Älteren Menschen erleichtern sie den Alltag auf subtile Art und Weise: Mal eben das Wetter abrufen, die Tochter per Freisprecheinrichtung nach dem leckeren Backrezept fragen oder sich an den nächsten Termin beim Hausarzt erinnern lassen. Der Umgang mit digitalen Sprachassistenten ist – abgesehen von der Einrichtung – intuitiv und ermöglicht besonders allein lebenden Senioren einen hohen Grad der Selbstständigkeit. Für ihre Sicherheit können die freundlichen, aber fehleranfälligen Automaten jedoch nicht garantieren.
Wie der klassische Hausnotrufs funktioniert
Wenn es um echte Notsituationen geht, so hat sich die Kombination aus fest installierter Basisstation und kompaktem Mobilteil über viele Jahre bewährt. Die Basisstation wird beim vorhandenen Telefonanschluss eingesteckt und zentral in der Wohnung aufgestellt, den eigentlichen Notrufknopf trägt man wie eine Armbanduhr am Handgelenk oder wie eine Kette um den Hals. Von der Hosen- oder Hemdtasche raten wir ab, denn im Ernstfall hat man den Knopf dann wahrscheinlich verlegt oder kommt nur sehr schwer oder vielmehr gar nicht heran. Der Notrufknopf ist wasserdicht und kann deshalb auch in der Badewanne oder unter der Dusche getragen werden, dem Ort, wo es erfahrungsgemäß zu besonders schweren Stürzen kommt.
Bei einem Unfall genügt ein Druck auf den Knopf, um einen Alarm an die Basisstation zu senden. Das Funksignal reicht selbst durch dickere Wände und bei guter Position der Basis bis in den Garten. Die Basisstation stellt daraufhin über die angeschlossene Telefonleitung eine Verbindung zur Notrufzentrale her. Allerdings deckt die Freisprecheinrichtung nur kleinere Wohnungen akustisch ab, Hilferufe aus entfernt liegenden Räumen kann sie kaum übermitteln. Im Ernstfall, aber auch, wenn die Leitstelle auf Anfrage keine Reaktion wahrnehmen kann, wird diese die hinterlegten Notfallkontakte wie Angehörige, Nachbarn oder den Hausarzt informieren, sie schickt den eigenen Bereitschaftsdienst, den Pflegedienst oder gleich einen Krankenwagen raus.
Gezielte Hilfe je nach Bedarf
Wie genau die Leitstelle auf einen Notruf reagiert, hängt von vielen Faktoren wie der Schwere des Unfalls, vom Pflegegrad und der Krankengeschichte des Klienten ab. Die Notrufzentrale hat bei Eingang eines Notrufs sofort alle wichtigen Daten der Anrufers auf dem Schirm. Neben der Anschrift und relevanten Kontaktpersonen sind das vor allem Informationen über Medikamente und Vorerkrankungen. So lässt sich Hilfe bedarfsgerecht steuern.
Angst vor einem versehentlichen Auslösen des Notrufs sollte man keine haben. Die Zentrale ist mit solchen Szenarien vertraut. Bei Eingang eines Notrufs erkundigt sich die Gegenseite immer zuerst nach dem genauen Anrufgrund. Schließlich sind 95 Prozent aller ausgelösten Notrufe Fehlalarm. In einem solchen Fall wünscht die Leitstelle noch einen schönen Tag und legt wieder auf.
Welche Dienstleister bieten einen Hausnotruf und wie hoch sind die Kosten?
Notrufienste werden von verschiedenen großen und kleinen gewerblichen Betreibern wie SONOTEL, NEAT, aber auch von Wohlfahrtsverbänden wie dem Deutschen Roten Kreuz, den Johannitern, der Caritas oder den Maltesern angeboten.
Die monatlichen Preise liegen zwischen 23 und 39 Euro für den Basistarif. Für Patienten mit Pflegegrad, die vorwiegend allein leben, trägt die Pflegeversicherung diese Kosten. Hinzu kommen mitunter einmalige Aufwendungen für die Einrichtung, welche sich aber oft auch mit familiärer Hilfe bewerkstelligen lässt. Extra berechnet wird auch die Hinterlegung eines Wohnungsschlüssels bei der Einsatzzentrale, um Wohnungsaufbrüche zu vermeiden, oder die Erkennung von Rauch, Wasser oder Gas sowie ein entsprechender Alarm bei den zuständigen Stellen.
Entscheiden Sie nicht allein nach dem Preis
Skandalöses Beispiel für eine fehlgesteuerte Hilfeleistung ist der Fall von 2017, wo die Bereitschaft nach eingehendem Notruf den von der Couch gefallenen Mann einfach wieder aufsetzte und ohne tiefergehendes Nachfragen ging. Zwei Tage später fand der reguläre Pflegedienst den Mann erneut auf dem Boden liegend und informierte den Arzt. Wie sich herausstellte, hatte der Patient vor zwei Tagen einen Schlaganfall erlitten, der unbehandelt eine halbseitigen Lähmung und eine Sprachstörung zur Folge hatte. Das Schlaganfallrisiko war dem Notdienst bekannt.
2018 hat die Stiftung Warentest neun private und gemeinnützige Hausnotrufdienste getestet. Laut der Verbraucherzeitschrift bearbeiteten vier der Dienste die Notrufe gut. Deutliche Mängel gab es vor allem bei der Installation der Technik, dem Kundenservice und bei den Verträgen. Die Wahl des richtigen Anbieters hängt damit stark von den eigenen Präferenzen ab, die eigene Sicherheit geht aber in jedem Fall vor.