Enkeltrick und Co.: Mit diesen Tipps schützen Sie sich vor Trickbetrügern
Häufig werden ältere Menschen Opfer von Betrügern, da diese ihre Hilfsbedürftigkeit, aber oft auch ihre abnehmenden geistigen Fähigkeiten und ihre Einsamkeit ausnutzen. Die Betrüger gehen immer geschickter vor und wenden immer neue Tricks an, um hohe Geldbeträge von Senioren abzukassieren. Wir stellen die gängigsten Betrugsmaschen vor und halten Tipps bereit, wie sich Senioren davor schützen können.
Viele Senioren glauben, auf Betrugsmaschen wie den Enkeltrick oder falsche Polizisten nicht hereinzufallen. Die Betrüger sind jedoch geübt und gehen so geschickt vor, dass die Betroffenen zumeist gar nicht merken, dass sie betrogen werden. Das liegt daran, dass das gesunde Bauchgefühl und die geistigen Fähigkeiten bei älteren Menschen nachlassen.
Weitere Faktoren, die es Trickbetrügern leicht machen, Senioren um ihr Geld zu bringen, sind nachlassende körperliche Fähigkeiten und Einsamkeit im Alter. Die Senioren freuen sich, wenn Fremde Interesse an ihnen zeigen, und sind dafür empfänglich, wenn Fremde ihnen Hilfe anbieten, freundlich sind und versuchen, sie von bestimmten Dingen zu überzeugen.
Die Betrüger nutzen die Gutgläubigkeit aus. Sie gehen immer geschickter und perfider vor, um die älteren Menschen abzuzocken, und wenden immer neue Betrugsmaschen an. Aufklärung kann Senioren helfen, sich vor solchen Maschen zu schützen.
Warum haben es Betrüger gerade auf ältere Menschen abgesehen?
Werden Senioren Opfer von Straftaten, dann handelt es sich zumeist nicht um Gewaltverbrechen, sondern größtenteils um Eigentums- und Vermögensdelikte. Die abnehmenden geistigen Fähigkeiten sind damit verbunden, dass die älteren Menschen Schwierigkeiten haben, den redegewandten Betrügern zu folgen.
Anders als jüngere Menschen, denken Senioren nicht immer logisch und folgerichtig und können daher das kriminelle Ansinnen der Täter nur schwer durchschauen. Die Gutgläubigkeit der älteren Menschen wird von den Tätern ausgenutzt.
Wie US-amerikanische Wissenschaftler um Elizabeth Castle in der Studie Social Sciences – Psychological and Cognitive Sciences festgestellt haben, ist es für ältere Menschen schwieriger als für jüngere einzuschätzen, ob jemand vertrauenswürdig ist. Der Grund dafür ist laut der Studie eine nur geringe Aktivität einer bestimmten Hirnregion bei älteren Menschen, der anterioren Insula. Im Rahmen der Studie mussten Testpersonen Gesichter auf Fotos beurteilen.
Die Untersuchungen mit Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) zeigten, dass diese Region bei der Bewertung von Risiken oder bei Gefühlen wie Abneigung bei den älteren Studienteilnehmern nur schwach aktiv war. Die Wissenschaftler vermuten, dass diese Region auch für das Bauchgefühl verantwortlich ist. Das Frühwarnsignal ist bei älteren Menschen schwächer als bei jüngeren, sodass Vorsicht und andere Schutzmechanismen erst später gemeldet werden.
Welche Senioren werden verstärkt Opfer von Trickbetrügern?
Trickbetrüger bevorzugen Opfer, die
- allein leben,
- vergesslich sind und sich schlecht an die Täter erinnern können,
- schlecht sehen und daher keine brauchbare Täterbeschreibung abgeben können,
- vertrauensvoll sind und sich über Gespräche freuen und
- hilfsbereit sind.
Weitere bevorzugte Opfer sind alkoholabhängige und demenziell veränderte Menschen, aber auch diejenigen mit psychischen und physischen Einschränkungen.
Das Lebensalter, körperliche Gebrechen und nachlassende Reaktionsfähigkeit überfordern die Betroffenen, die Lage realistisch einzuschätzen. Hinzu kommt eine nachlassende Kritikfähigkeit der älteren Menschen. Die Schulbildung und die Herkunft der Opfer spielen keine Rolle.
Ein Vorteil für die Trickbetrüger ist, dass die älteren Menschen allein leben und daher keine Zeugen anwesend sind. Damit die älteren Menschen die Lage gar nicht erst beurteilen können, schaffen die Täter künstlich Zeitdruck oder Stress.
Der Enkeltrick – die vielleicht bekannteste Betrugsmasche
Die vielleicht bekannteste und gängigste Betrugsmasche, um ältere Menschen um ihre Ersparnisse zu bringen, ist der Enkeltrick, eine Art Schockanruf. Bevorzugt suchen sich die Täter Menschen mit alt klingenden Vornamen aus dem Telefonbuch aus und rufen sie an. Mit „Rate mal, wer hier ist“ eröffnen sie das Gespräch. Sie täuschen eine Notlage und einen finanziellen Engpass vor und bitten ihre Opfer, ihnen einen hohen Bargeldbetrag zu geben.
Als Notlage wird ein Unfall, ein Autokauf, ein Jobwechsel oder der Kauf einer Immobilie genannt. Der psychische Druck wird mit mehreren Telefonanrufen innerhalb kurzer Zeit verstärkt. Die Betrüger bitten ihre Opfer um absolute Verschwiegenheit ihrer Familie und Freunden gegenüber.
Mit Nachdruck bitten sie die Opfer darum, ihnen zu helfen. Die Betrüger sagen, dass sie selbst nicht zur Geldübergabe kommen können und daher eine ihnen vertraute Person als Boten schicken. Häufig heben die Betroffenen hohe Geldbeträge von ihrem Konto ab, um vermeintlichen Enkeln zu helfen.
Schutz vor dem Enkeltrick
Mit verschiedenen Maßnahmen können sich ältere Menschen gegen den Enkeltrick schützen:
- grundsätzlich vorsichtig sein, wenn jemand am Telefon um Geld bittet
- Telefonhörer auflegen, sobald der Anrufer Geld fordert
- um Nummer des Anrufers bitten und mit den Telefonnummern von Verwandten und Bekannten vergleichen
- kein Geld und keine Wertsachen an fremde Personen übergeben
- andere Angehörige anrufen, um sich zu vergewissern, ob der Anrufer tatsächlich ein Verwandter ist
- Polizei über die Notrufnummer 110 verständigen, wenn ein Anruf verdächtig erscheint
Häufig machen sich Senioren auf den Weg zur Bank, um das Geld abzuheben. Bankangestellte sind geschult und hinterfragen die Gründe, warum die Kunden solche hohen Summen abheben wollen. Sie verständigen dann die Polizei. Wer Opfer eines Enkeltricks geworden ist, sollte sich so schnell wie möglich an die Polizei wenden und Anzeige erstatten.
Manipulation durch falsche Polizisten
Eine andere beliebte Masche von Betrügern ist, ältere Menschen anzurufen und sich als Polizisten auszugeben. In stundenlangen Telefongesprächen manipulieren sie die Opfer und versuchen, deren Vertrauen mit überzeugenden Geschichten zu gewinnen. So berichten sie beispielsweise von verstärkten Einbruchdiebstählen in der Nachbarschaft oder von Listen von Tätern, auf denen die Namen der Opfer stehen.
Sie schüchtern die Opfer ein, indem sie ihnen sagen, dass ein Einbruch innerhalb kurzer Zeit stattfinden soll. Auch von Schwarzgeld auf den Konten der Opfer ist mitunter die Rede. Die falschen Polizisten bitten die Opfer, mit niemandem über den Anruf zu reden, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. Sie fordern die Opfer auf, Bargeld und Wertgegenstände an Kollegen zu übergeben.
Die Opfer werden mitunter durch Manipulationen dazu gebracht, ihre gesamten Ersparnisse von Bankkonten abzuheben und sogar ihre Wertsachen aus Bankschließfächern zu holen.
Schutz vor falschen Polizisten
Mit den richtigen Vorsichtsmaßnahmen sind ältere Menschen falschen Polizisten nicht hilflos ausgeliefert. Auch vor dieser Betrugsmasche können sie sich schützen:
- unbekannten Personen keine Auskunft über Vermögensverhältnisse geben und keine anderen sensiblen Daten wie die Bankverbindung herausgeben
- sich den Namen des Anrufers nennen lassen, unter Notrufnummer 110 die Polizei verständigen und die Sachlage schildern
- eine Vertrauensperson hinzuziehen
- unbekannten Personen nicht die Tür öffnen
- Geld oder Wertsachen niemals an unbekannte Personen herausgeben, selbst wenn sich diese als Polizisten oder Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft ausgeben
Wichtig: Die Polizei ruft niemals bei Senioren zu Hause an und erfragt auch nicht die Vermögensverhältnisse oder sensible Daten wie die Kontonummer. Wer Opfer eines falschen Polizisten geworden ist, sollte schnellstmöglich unter der Notrufnummer 110 die Polizei informieren und Anzeige erstatten.
Schockanruf – eine Masche, um Opfer in Schock zu versetzen
Ein weiterer Anruftrick, ähnlich wie der Enkeltrick oder falsche Polizisten, ist der Schockanruf. Die Opfer sollen in einen Schock versetzt werden, dass sie nicht mehr in der Lage sind, klare Gedanken zu fassen.
Am Telefon wird den Opfern beispielsweise erzählt, dass ein naher Verwandter in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt ist oder eine Notoperation hatte. Von den Opfern wird Geld als Kaution, für die Reparatur des Autos oder zur Begleichung der Krankenhauskosten gefordert.
Um das Vertrauen ihrer Opfer zu gewinnen, geben sich die Täter oft als Anwälte oder Polizisten aus. Eine uniformierte Person steht häufig bereits kurz nach dem Anruf vor der Tür des Opfers, um das Geld entgegenzunehmen oder in die Wohnung einzudringen.
Was Senioren bei Schockanrufen tun können
Vor Schockanrufen ist niemand gefeit, doch gibt es Schutzmöglichkeiten, um die Ersparnisse oder Wertgegenstände nicht herauszugeben:
- misstrauisch sein, wenn Anrufer sich als Polizisten oder Anrufer ausgeben
- Anrufer um seinen Namen und seine Telefonnummer bitten
- die Angehörigen, um die es beim Schockanruf geht, anrufen und nach ihrem Befinden fragen
- am Telefon niemals Auskunft über familiäre oder finanzielle Situation geben
- Polizei unter Notruf 110 anrufen und die Sachlage schildern
Diejenigen, die Opfer eines Schockanrufs geworden sind, sollten schnellstmöglich Anzeige bei der Polizei erstatten.
Falsche Gewinnversprechen
Was ebenfalls eine häufige Betrugsmasche ist, auf die Senioren oft hereinfallen, sind falsche Gewinnversprechen. Der Anrufer gibt sich als Rechtsanwalt oder Notar aus und gratuliert seinem Opfer zu einem Geldgewinn, einem Auto oder einer Reise. Er bittet das Opfer, um die Formalitäten für den Gewinn abwickeln zu können, einen Geldbetrag zu zahlen. Häufig wird die Zahlung mit anonymen Zahlungsmethoden wie der Paysafecard verlangt. Einen Gewinn sehen die Opfer nie.
Wie sich Senioren gegen falsche Versprechen wappnen können
Niemand kann einen Gewinn erwarten, wenn er nicht an einer Lotterie oder einem Gewinnspiel teilgenommen hat. Es gibt auch verschiedene Möglichkeiten, bei falschen Gewinnversprechen richtig zu reagieren:
- keine Zusagen am Telefon machen
- keine dubiosen Telefonnummern mit Vorwahlen wie 0137, 0180 oder 0900 wählen
- am Telefon niemals persönliche Daten weitergeben.
Um einen Gewinn zu erhalten, muss niemals Geld gezahlt werden. Auch hier gilt, dass diejenigen, die Opfer eines falschen Gewinnversprechens geworden sind, möglichst schnell die Polizei verständigen sollten.
Überrumpelung an der Haustür
Nicht immer gehen die Täter telefonisch vor, um Senioren um ihr Vermögen zu bringen. Ein häufiger Trick ist auch die Überrumpelung an der Haustür. Die Täter geben sich als Handwerker aus, die etwas reparieren wollen, oder behaupten, von den Wasser- oder Elektrizitätswerken zu kommen, um den Zählerstand abzulesen.
Mitunter geben sich die Täter auch als Kriminalbeamte aus, die einen Hinweis auf ein Verbrechen erhalten haben. Bei allen diesen Fällen handelt es sich um Betrug. Die Täter verschaffen sich schnell Zugang in die Wohnung, um sich dort nach Bargeld oder Wertgegenständen umzusehen.
Die Täter gehen mitunter als Team vor. Ein Täter beschäftigt sich mit der älteren Person und lenkt sie ab, während ein weiterer Täter genügend Zeit hat, in die Wohnung einzudringen und die Person zu bestehlen.
Was tun bei Überrumpelung an der Haustür?
Es gibt verschiedene Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor Überrumpelung:
- Türspione, Gegensprechanlagen und Türsperren nutzen, anstatt die Tür zu öffnen
- Tür nur mit angelegter Türsperre öffnen
- keine unbekannten Personen in die Wohnung lassen
- Personen, die vorgeben, einen Auftrag ausführen zu müssen, immer auffordern, sich auszuweisen
- im Zweifelsfall bei der entsprechenden Behörde oder Polizei anrufen und nachfragen, ob tatsächlich ein Mitarbeiter zu dieser Adresse unterwegs ist
- auch bei vermeintlichen Notfällen ruhig bleiben
- Polizei unter Notrufnummer 110 verständigen, wenn die Personen verdächtig erscheinen
Fazit
Es gibt zahlreiche Betrugsmaschen, deren Opfer vorwiegend ältere Menschen sind. Die Täter nutzen die Gutgläubigkeit und das langsamere Reaktionsvermögen, aber auch die Einsamkeit der Senioren aus. Mit verschiedenen Maßnahmen können sich Senioren vor Betrug schützen. Im Zweifelsfall sollten sie die Polizei verständigen. Wer Opfer eines Betruges geworden ist, sollte möglichst schnell Anzeige erstatten.