Zurück in die WG
Gemeinschaftliche Wohnprojekte im Alter
Unten im Hof liefern sich die Kinder gerade ein Fußballmatch, im Laubengang loben zwei Nachbarinnen überschwänglich das Wetter, während ein Kleinkind mit dem Bobbycar kichernd immer wieder gegen das Geländer fährt, und im Gemeinschaftsraum übt jemand Klavier. Nicht viele ältere Menschen setzen sich solch einem Trubel freiwillig aus, doch es werden immer mehr. Sie experimentieren mit neuen Wohnformen, jenseits von Altersruhesitz und Heim.
Wenn die Kinder aus dem Haus sind und die Arbeit ist vollbracht, proben einige Menschen den Neuanfang. Weitermachen wie bisher, nur zu zwein oder allein? Diese Frage stellt sich ihnen nicht. Zwar möchte die überwiegende Mehrheit älterer Menschen den eigenen Lebensabend in ihrer vertrauten Umgebung, der eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus verbringen. Doch wie lässt sich dies mit dem Wunsch nach Gemeinschaft und einer zunehmenden Pflegebedürftigkeit vereinbaren? Eine Idee, die immer größeren Anklang findet, sind Wohnprojekte, die auf Grundlage einer gemeinsamen Philosophie mit neuen Wohnformen experimentieren.
Wohnprojekte finden, die zu einem passen
Die Möglichkeiten sind vielfältig: Vom Mehrgenerationenhaus bis hin zum Ökodorf gibt es die unterschiedlichsten Ansätze, Wohnen und gemeinschaftliches Leben zu verbinden. Wichtig für Neugierige und Interessenten sind vor allem folgende Punkte:
- Machen Sie sich grundsätzliche Gedanken darüber, wie Sie später einmal leben möchten. Was brauchen Sie für ein erfülltes Leben, wo sind Ihre Grenzen?
- Informieren Sie sich ausgiebig über mögliche Wohnformen und Wohnprojekte. Schauen Sie sich Beispiele an, und treten Sie mit Organisatoren in Kontakt.
- Fangen Sie möglichst frühzeitig an, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Mitunter kann es notwendig sein, ein eigenes Projekt ins Leben zu rufen.
Von Einzelwohnungen mit Gemeinschaftsküche über Baugruppen bis hin zur WG
Ein Wohnprojekt kann die Großfamilie früherer Zeiten ersetzen, beruht im Gegensatz zu dieser aber auf der Freiwilligkeit seiner Mitglieder. Alles kann, nichts muss – ganz nach Vereinbarung unter den Bewohnern. Generell verfügen Wohnprojekte über ausreichend Platz für Rückzug und Geselligkeit. Das kann in einer Hausgemeinschaft durch Einzelwohnungen mit eigens eingerichteten Gruppen-, Werk- und Hobbyräumen, einer gemeinsamen Bibliothek oder einer Gemeinschaftsküche gelöst werden oder in Form einer klassischen WG. Vor allem alleinlebende Frauen entscheiden sich für letztere Variante.
Gerade für das Leben in einer Hausgemeinschaft fehlen oftmals die notwendigen Flächen, Plätze in bestehenden Projekten sind rar und gefragt, weshalb sich Interessenten immer wieder zu Baugruppen zusammenschließen. Doch die Suche nach Baugrundstücken, Verhandlungen mit den Gemeinden, Förderanträge, die Planung mit dem Architekten – all das braucht Zeit. Wer nicht in eine bestehendes Wohnprojekt einziehen kann, braucht einen langen Atem.
Auf den Erfahrungen anderer bauen
Zum Glück muss das Rad nicht immer neu erfunden werden. So gibt es beim FORUM Gemeinschaftliches Wohnen e.V. zahlreiche Publikationen, Praxisbeispiele und eine Projektbörse bestehender Wohngemeinschaften, die den Einstieg erleichtern. Mitunter kann sich der Kontakt zur eigenen Gemeinde oder karitativer Einrichtungen, Stiftungen oder der Kirche lohnen, da diese inzwischen auch mit neuen Wohnformen experimentieren und diese zunehmend fördern.