Hoch hinaus
Bergwandern im Alter
Entlang satter Wiesen oder karger Grasmatten, uriger Wälder oder knorriger Krumhölzer – und immer wieder erhebende Panoramen. Spätestens am Gipfel sind alle Mühen vergessen. Der Ausblick entschädigt für die Strapazen, ja kann erst durch diese richtig genossen werden. Bergwandern ist Sport, aber auch Meditation pur. Doch das Beste daran: Es kann bis ins hohe Alter betrieben werden. Wir geben ein paar Tipps für die nächste Tour.
Wandern liegt seit Jahrzehnten bei Jung und Alt im Trend. Neben dem reinen Naturgenuss ist es aber auch äußerst gesund – besonders das Bergwandern. Seine positiven Auswirkungen auf Herz und Kreislauf, Gewicht, Bewegungsapparat, Atemwege, Immunsystem und Diabetes sind hinlänglich untersucht, seine positive Wirkung auf Stress und Depressionen bekannt. Doch spätestens Ende Siebzig lässt die Leistungsfähigkeit rapide nach, manchmal auch schon früher – kein Grund, um auf das Bergwandern zu verzichten. Es muss ja nicht immer gleich die Alpenüberquerung sein.
Vorbereitung ist alles
Bergwandern von null auf hundert ist allerdings keine gute Idee. Halten Sie sich bereits im Vorfeld einer längeren Wanderung mit Ausdauersport wie Walking, Jogging oder Radfahren und moderatem Krafttraining fit. Bei längerer sportlicher Auszeit ist mitunter eine ärztliche Kontrolle ratsam.
Passen Sie die Routenplanung Ihrem persönlichen Fitnessgrad und Ihrer Kondition an. Es muss nicht jeder Gipfel erklommen werden – der Weg ist das Ziel. Als Motivationsschub kann auch die Einkehr in einer Hütte geplant werden. Wählen Sie gelenkschonende Wege. Sehr steinige, felsige oder gar rutschige Pfade kosten unnötig viel Kraft.
Eventuell sind Forstwege eine Alternative zum steilen Aufstieg. Sie bieten außerdem die Möglichkeit größere Steigungen im Zickzack zu bewältigen. Generell gilt: nicht mehr als 700 Höhenmeter und die Schwerstarbeit nicht gleich zu Beginn einer Tour. Planen Sie auch ausreichend Zeitpuffer für längere Pausen und unerwartete Verzögerungen ein. Den Abstieg per Seilbahn werden Ihnen Muskeln, Gelenke, Sehnen und Bänder danken.
Bergwandern als Jungbrunnen
Was Leistungsportler schon lange wissen und sich beim Muskelaufbau zunutze machen, ist inzwischen auch für den Freizeitsport untersucht: Höhenluft als „Frischzellenkur“ und Heilmittel gegen allerlei Zivilisationskrankheiten. Ursache ist die sogenannte Erythropoese, die den Sauerstofftransport durch Blutneubildung optimiert. Durch die sauerstoffärmere Luft in der Höhe läuft der der Körper auf Hochtouren, die Zahl roter Blutkörperchen steigt, Fließeigenschaften des Blutes und die Versorgung der Zellen verbessern sich deutlich. Die Zellteilung wird angeregt.
Damit die Tour nicht zur Tortur wird
Starten Sie Ihre Wanderungen langsam! Laufen Sie entspannt, aber stetig. Die Pausendichte nimmt über den Tag automatisch zu. Genießen Sie regelmäßig schöne Ausblicke – Luftholen und Trinken, Trinken, Trinken hält Blut und Sauerstoff im Fluss. Achten Sie auf Ihren Zuckerspiegel, nicht jeder Anflug von Schwindel ist auf Gleichgewichtsstörungen zurückzuführen. Wanderstöcke geben zusätzlichen Halt und Trittsicherheit.
Grundsätzlich kann eine gute Ausrüstung körperliche Gebrechen kompensieren und vor ernstzunehmenden Verletzungen schützen. Achten Sie deshalb auf ein je nach Höhenlage geeignetes Schuhwerk, Wanderstöcke und ein den Rücken entlastendes Tragesystem. Auch bei optimaler Fitness, sollten Sie Ihren Körper nicht mit zu viel Gepäck überfordern. Ausreichend Essen und vor allem Wasser sind wesentlich, vieles Weitere wie eine überbordende Fotoausrüstung mitunter verzichtbar.
Neben dem Ergeiz, das spektakulärste Foto zu schießen, sollte man sich auch von der Erwartung lösen, jeden, auch den höchsten Gipfel oder Klettersteige zu erklimmen. Vielmehr sollte beim Wandern das gemeinsame Unterwegssein, das Naturerleben und die Entspannung im Mittelpunkt stehen. So lassen sich die Risiken und Nebenwirkungen des Bergwanders minimieren – allein die Suchtgefahr bleibt.