Entspannung für alle
Yoga für jedes Alter oder Handicap
Schon beim Gedanke an Yoga kommen viele Menschen ins Schwitzen. Kein Wunder, schließlich ist unser Bild im westlichen Kulturkreis vor allem von den Übungen des Hatha Yoga (Hatha = Gewalt oder Kraft) geprägt. Aber Yoga ist viel mehr als Sonnengruß, Kopfstand oder verrenkte Beine, sondern auch für Ältere und Menschen mit körperlichen Einschränkungen eine wohltuende Beschäftigung.
Abgesehen vom philosophischen Unterbau einer über tausend Jahre alten indischen Tradition werden Yoga, wie wir es kennen, viele positive Eigenschaften nachgesagt:
- es fördert den Muskelaufbau und die Flexibilität der Gelenke
- lindert körperliche Beschwerden wie Rücken- oder Kopfschmerz
- hilft beim Stressabbau, gibt innere Ruhe und physisches Gleichgewicht
- entgiftet den Körper und stärkt das Immunsystem
Um von den positivien Eigenschaften von Yoga zu profitieren, müssen die Übungen jedoch an das jeweilige Alter oder Handicap angepasst sein. Ein guter Yoga-Lehrer hat immer auch die körperlichen Schwachpunkte wie Schulter oder Knie im Blick und kann die Asanas so abwandeln, dass die Grundidee einer Übung erhalten bleibt, ohne zu überlasten.
Yoga mit körperlichen Einschränkungen
Seit vielen Jahren werden in Fitnessstudios, Volkshochschulen und Yoga-Schulen spezielle Kurse angeboten, die auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten sind. Zu Recht: Mit 50 werden die motorischen Einschränkungen deutlich spürbar, Mitte der 60 kommen neben den klassischen Rückenschmerzen eine ganze Reihe weiterer Beschwerden hinzu – der Übergang zwischen Liegen und Stehen fällt immer schwerer.
Yoga ist nicht gleich Yoga
In der westlichen Welt sind vor allem körperbetonte Ausrichtungen wie Hatha-Yoga populär, und immer wieder kommen zu den traditionellen neue Formen und Mixes wie Power- oder Lachyoga hinzu. Eine Ausrichtung, die verschiedene Yoga-Stile in sich vereint, ist das Kundalini-Yoga, welches seinen Schwerpunkt auf die ätherische Kraft des Menschen, verstärkt auf Atmung (Pranayama), Entspannungstechniken und Mediation setzt und damit auch für körperlich behinderte Menschen geeignet ist.
Buchempfehlung: Kundalini-Yoga für RollstuhlfahrerInnen
Seit einiger Zeit finden sich zunehmend auch Menschen mit echter Behinderung zum gemeinsamen Praktizieren zusammen. So gibt es bundesweit einige Gruppen für Rollis. Zwar sind nicht alle der mehr oder minder 84 Asanas für Rollstuhlfahrer wirklich sinnvoll, viele können jedoch angepasst werden. Mitunter wird der Schwerpunkt auch stärker auf Meditationen gelegt oder Atemübungen, was zum Beispiel für eine Vergrößerung des Lungenvolumens hilfreich sein kann.
Eine wichtige Rolle kommt beim Yoga dem Lehrer zu. Im Idealfall hat er eine spezielle Weiterbildung für die Arbeit mit behinderten Menschen absolviert. In einer Schnupperstunde sollten die eigenen Erwartungen und Erfordernisse eines Kurses geklärt werden. Gerade in gemischten Gruppen ist es wichtig, bereits im Vorfeld Einschränkungen zu benennen und mit dem Lehrer Alternativen durchzusprechen, sonst steht man während der Übungen immer wieder ungewollt im Mittelpunkt. Doch am Ende ist das Wichtigste, was zählt, echte Sympathie füreinander.
Einatmen und Ausatmen
Der Vorteil gegenüber Sportarten im Team: Yoga lässt sich innerhalb einer Gruppe trainieren, aber ganz angepasst an die eigene körperliche Leistungsfähigkeit. Es gibt keinen Druck, über die eigenen Grenzen zu gehen. Vielmehr ist jeder Yogi aufgefordert, seine individuellen Grenzen genau zu spüren. Es geht nicht nur um mehr körperliche Flexibilität, sondern auch um die Erarbeitung eines neuen Körperbewusstseins. Bewegungen werden für Ältere und Menschen mit Behinderung besonders langsam ausgeführt, der Geist kehrt sich nach innen, die Teilnehmer spüren bewusst in sich hinein.
Nicht immer fällt die Überwindung leicht, Spaß und Erfolg können zudem stark vom Lehrer abhängig sein. Doch nur, wer es tatsächlich ausprobiert, wird wissen, ob Yoga für sich selbst ein guter Weg ist, um Kraft, Dynamik und Selbstbewusstsein zu schöpfen.