Alter schützt vor Neugier nicht
Auf Schatzsuche im Museum
Wie jedes Jahr lockt der Internationale Tag der Museen eine Vielzahl von Menschen in Ausstellungen, zu Vorträgen, Vorführungen sowie in außergewöhnliche Sammlungen und Kunstgalerien. Ziel dieses ganz besonderen Aktionstages ist es, auf das unglaublich breite thematische Spektrum der Einrichtungen hinzuweisen. Doch auch darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe guter Gründe, mal wieder durch die Museen dieser Welt zu flanieren.
Zugegeben: Mit thematischer Vielfalt allein können Museen heutzutage keinen Blumentopf mehr gewinnen. Die Konkurrenz der Medien ist groß. Indes lässt sich wohl nirgendwo sonst so voll und ganz in andere Welten eintauchen, sie tatsächlich begreifen und den Alltag vergessen. Ursprünglich ein Tempel der Museen, Schutzgöttinnen der Künste, Kultur und Wissenschaften, sind Museen in heutiger Zeit zwar keine Heiligtümer mehr, aber immer noch Orte der Bildung, die echte Kulturschätze bergen.
Bildung für Fortgeschrittene
Viele Häuser sind sich ihrer besonderen Aufgabe bewusst, haben sich auf Sonderprogramme für Kinder und Jugendliche eingestellt. Bei Menschen der Altersklasse 65+ sieht es dagegen mitunter noch mager aus. Die Rede ist nicht von klassischen monatlichen Führungen mit anschließendem Kaffeeklatsch oder vom Seniorentreff am Dienstagnachmittag. Die Gruppe der „Alten“ und ihre Interessen sind vielfältig, längst ein ernst zu nehmender Wirtschaftsfaktor geworden und anspruchsvoll dazu.
Kuriositäten- und Spezialmuseen
Es muss nicht immer Picasso, antike Töpferkunst, oder die x-te naturhistorische Sammlung sein. Für den kleinen Kultursnack zwischendurch widmen sich kuriose Sammlungen in Berlin der Currywurst oder in Hamburg den Zusatzstoffen. Daneben gibt es für Hartgesottene auch ein Steuer- und Finanzmuseum in Brühl, das bekannte Hygienemuseum in Dresden oder das Mathematikum in Gießen.
Frontalführungen im Stile eines einstudierten Vortags waren gestern. Vielen älteren Menschen geht es wie den Jüngeren: um spielerisches Entdecken, um Interaktion, Kommunikation auf Augenhöhe, intellektuelle Reibung, Diskussion oder einfach um einen wohltuenden Kontrast zum Alltag. Dabei ist es für die Aussteller und Vermittler nicht immer leicht, den Ansprüchen älterer Besucher gerecht zu werden. Wie schafft man Barrierefreiheit in einem historischen Schloss? Wie intuitiv sind die Angebote neuer Medien tatsächlich? Gehören Ausstellungen und Sammlungen überhaupt in ein Museum oder vielmehr dorthin, wo die Menschen sind?
Immer mehr Aussteller experimentieren mit neuen Formaten und stellen sich mehr und mehr den sich wandelnden Erwartungen eines älter werdenden Publikums. Vom Heimatmuseum über naturkundliche und technische Museen bis hin zu Design- und Kunstmuseen: Angebote und Themen gibt es viele – ein Besuch lohnt sich.