Irgendwas mit Medien?
Bibliotheken als Begegnungsort für ältere Menschen

Öffentliche Bibliotheken bieten in heutiger Zeit weit mehr als nur Bücher. Gerade für ältere Menschen sind sie ein beliebter Veranstaltungs- und Begegnungsort.
Anders als viele vielleicht vermuten, nutzen ältere Menschen die Öffentlichen Bibliotheken weit weniger als andere Altersgruppen. Exemplarisch sei hier die Stadt Gütersloh in Nordrhein-Westfalen genannt, bei welcher der Bevölkerungsanteil der über 60-Jährigen bei rund einem Viertel liegt, der Anteil aktiver Stadtbibliotheksnutzer in diesem Segment jedoch nur bei 6 Prozent.
Das ist auf den ersten Blick erstaunlich, da Zeit und Muße für das Lesen von Büchern gerade im Alter gesehen wird. Umso mehr sind Öffentliche Bibliotheken darum bemüht, ältere Leser mit speziell auf diese Zielgruppe zugeschnittenen Angeboten zu erreichen.
Angebote der Bibliotheken für Senioren
Bereits in den 1990er Jahren waren Senioren erstmals in den Fokus der Bibliotheksarbeit gerückt. Die Einrichtungen entwickelten speziell auf diese ausgerichtete Angebote wie Hausbesuche, gesondert eingerichtete Seniorenbereiche mit Großschrifttexten und ausgewählten Büchern zu typischen Gesundheitsthemen, Rentenfragen und Trauer. Auch die Barrierefreiheit geriet ins Blickfeld – Veranstaltungen vor Einbruch der Dunkelheit gingen auf das abweichende Mobilitätsverhalten älterer Bürger ein.
Nachdem aufgrund der alarmierenden Ergebnisse der ersten PISA-Studie der Schwerpunkt wieder auf die jüngeren Leser fiel, kam es in den 2010er Jahren zu einer neuerlichen Wiederentdeckung der alten, und inzwischen geht die Dienstleistung der Bibliotheken für Senioren weit über das reine Angebot von Büchern hinaus.
- Angebote für sehbehinderte Menschen wie Großdruck oder Hörbücher
- kostenlose Ausleihe von Sehhilfen wie Lesebrillen oder Leselupen
- regelmäßige Vorlesestunden in den Bibliotheksräumen
- Büchertaxi für einen wöchentlichen Lieferungservice
- zusammenfassende Medienangebote zu Themen wie Demenz
Seniorensprechstunden
Das Portfolio der Bibliotheken wächst täglich, umso wichtiger ist eine direkte und persönliche Ansprache der Nutzer. Neben klassischen gedruckten Veranstaltungskalendern und Listen zu den aktuellen Neuerwerbungen, gibt es in vielen Büchereien regelmäßige Sprechstunden, in denen das aktuelle Programm und neue Medien, aber auch effektive Recherchewege im Medienbestand vorgestellt werden.
Weiterbildungsangebote
Einige Bibliotheken bieten neben den üblichen Medien nicht nur Lesungen, Konzerte und Vorträge an, sondern ähnlich den Volkshochschulen auch Weiterbildungskurse im Bereich der Sprach- und Stimmschulung, der Biographiearbeit oder dem kreativen Schreiben. Beliebt sind auch Computerkurse, die in die digitale Medienarbeit einführen und Senioren im Umgang mit dem Internet oder zum Beispiel Fotobearbeitungsprogrammen schulen.
Veranstaltungen
Zugpferd solcher Veranstaltungen sind oftmals gar nicht nur die Themen, sondern die Teilnehmer. Senioren treffen in Literaturkreisen Gleichgesinnte, mit denen sie sich über aktuelle Bestseller austauschen, über Kunst fachsimpeln oder von Reisen schwärmen können. Bibliotheken sind für Ältere häufig Begegnungsort, der mitunter sogar in Eigenregie bespielt wird. Senioren organisieren Podiumsdiskussionen, Bücherflohmärkte oder Lesezirkel. Sie nutzen die Räumlichkeiten der Bibliotheken für die unterschiedlichsten Formen des Austauschs über Medien und Literatur.
Ehrenamt
Viele ältere Menschen finden in diesem Umkreis auch eine sinnvolle ehrenamtliche Tätigkeit, beispielsweise zur Ausweitung der Öffnungszeiten oder zum Erhalt kleinerer Stadtteilbibliotheken, aber auch durch Lesepatenschaften. Letztere gehören inzwischen zu den Klassikern des Ehrenamts, bei dem Leseprofis Grundschul- oder Kindergartenkindern Bücher vorlesen oder sich manchmal auch von Leseanfängern vorlesen lassen.
Senioren gehören zum Stammpublikum Öffentlicher Bibliotheken und tragen wesentlich zum vielfältigen Programm dieser bei. Galt lange Zeit ein Alter ab 65 Jahren als Zugehörigkeit, werden inzwischen auch die Best Ager ab 55 Jahren in den Blick dieser Bibliotheksarbeit genommen. Dabei ist es sicherlich schwierig, eine bis zu 4 Generationen umfassende Zielgruppe einheitlich anzusprechen. Fakt ist: Wer im Berufsleben kein Interesse am Buch hatte, wird dieses auch im Rentenalter nicht entwickeln. Doch inzwischen stehen die Angebote der Öffentlichen Bibliotheken für weit mehr.