Rollstuhlsport
Geht nicht gibt's nicht
Alle vier Jahre rückt mit den Paralympics der Behindertensport ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Und mit der vergangenen Hamburger WM im Rollstuhlbasketball ist einmal mehr deutlich geworden, auf welch beeindruckendem Niveau hier Sport betrieben wird. Nicht umsonst sind die Austragungen ein absoluter Zuschauermagnet. Doch auch außerhalb der Wettkampfsaison erfreut sich das Training mit Handicap großer Beliebtheit und einem wachsenden Angebot im Breitensport – auch und vor allem für Rollstuhlfahrer.
Seit den ersten Sportspielen für Rollstuhlfahrer kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges sind die Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung für Menschen mit Behinderung immens gestiegen. Zum heutigen Tage sind über 30 Sportarten beim Deutschen Behindertensportverband für Rollstuhlfahrer gelistet.
Längst wurden sämtliche klassischen Sportarten adaptiert: Seien es so traditionsreiche Sparten wie Bogenschießen, Fechten, Reiten, Segeln und Tanz oder auch Mannschaftsdisziplinen wie Rugby, Tennis, Hockey und Curling – es gibt kaum noch einen Sport, den es nicht auch für Rollstuhlfahrer gibt. Sie können in unzähligen Bereichen aktiv werden. Neben den Klassikern aus Sommer- oder Wintersport wächst das Angebot beständig um Disziplinen wie beispielsweise ChairSkating oder Wassersport.
Vom Rehabilitationssport zum Breiten- oder Leistungssport
Die Anforderungen an den Rehabilitationssport sind klar: Möglichst schnell fit für die Selbstständigkeit machen. Rollstuhlfahrer müssen physisch wie psychisch strapazierfähig sein, um ihren Alltag allein bewältigen zu können. Dazu trägt neben der medizinischen Rehabilitation der Sport wesentlich bei. Die Bewegungen im Rollstuhl sind gänzlich andere als die von Fußgängern, weshalb besonders zu Beginn ein besonderes Training erforderlich ist.
Doch irgendwann ist für viele nicht mehr allein die Rehabilitation das Ziel, sondern vor allem der Spaß, die Freude an körperlicher Bewegung und der soziale Kontakt. Der Breitensport richtet sich an sportlich engagierte, aber nicht extrem leistungsortientierte Menschen, auch wenn er Sprungbrett für eine Karriere im Spitzensport sein kann. Er wirkt darüber hinaus präventiv gegen die Folgen einer eingeschränkten Beweglichkeit.
Mehr als zwei Milliarden Zuschauer haben die letzten Paralympischen Spiele im Fernsehen verfolgt. Seit 1960 werden diese parallel zu den Olympischen Spielen ausgetragen und stellen inzwischen eine bemerkenswerte Sparte im Leistungssport dar. Dabei stellt der Spagat zwischen Training und Ausbildung oder Beruf behinderte Spitzensportler vor ganz besondere Herausforderungen, die wohl nur in Gemeinschaft mit einem starken Verband und etablierter Förderstruktur bewältigt werden können.
Lust auf Bewegung?
In den kommenden Artikeln soll es vor allem um die Vielfalt des Breitensports gehen und um den Sport entsprechend seines eigentlichen Wortsinnes (von engl. disport „Zerstreuung, Vergnügen“). Um den Spaß, die eigenen Grenzen auch als Rollstuhlfahrer immer wieder neu auszuloten und zu verschieben.