Wie erstelle ich einen Stammbaum?
Den Vorfahren auf der Spur: Die Suche nach der eigenen Herkunft übt eine große Faszination auf viele Menschen aus. Herauszufinden, wie die einzelnen Familienmitglieder hießen, welchen Beruf sie ausübten und wie sie lebten – das alles kann spannend wie ein Krimi sein.
Im Vorfeld gilt es jedoch eine Reihe von Herausforderungen zu meistern. Wer am Beginn seiner persönlichen Familiengeschichte steht, fragt sich womöglich: Wo fange ich an? Wie sieht ein Familienstammbaum aus und wie komme ich an die erforderlichen Informationen? Wir haben für Sie eine kleine Anleitung zur Ahnenforschung und Stammbaumerstellung zusammengestellt.
Was ist ein Stammbaum?
In der Ahnenforschung – auch Genealogie genannt – ist ein Stammbaum die visuelle Darstellung einer Familiengeschichte. Das Schaubild bezeichnet die Nachkommenschaft eines beliebigen Vorfahren von der Vergangenheit bis in die Gegenwart. Der Familienstammbaum hilft seinem Ersteller also dabei, seine Wurzeln aufzudecken.
Wie der Name vermuten lässt, wird der Stammbaum als Baumstruktur dargestellt. In der Wurzel befindet sich die Person, von der der Stammbaum ausgehen soll. Man bezeichnet sie in der Fachsprache als Proband. Vom Wurzelgeflecht aus führen Äste und Zweige zu den Nachkommen und wiederum zu deren Nachkommen – von Generation zu Generation.
Der persönliche Familienstammbaum kann weit verästelt sein. Es finden sich nicht nur Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, sondern auch deren Geschwister. Zu Beginn der Erstellung lässt sich somit nicht sagen, wie groß das Schaubild am Ende sein wird.
Im Gegensatz zu der klassischen Variante beginnen Stammbäume, die auf Online-Portalen erstellt werden, häufig in der Gegenwart und verzweigen sich in die Vergangenheit. Das Ergebnis bleibt dasselbe: Wer einen Stammbaum erstellt, begibt sich auf eine spannende Reise zu seinen persönlichen Wurzeln.
Was benötigt man, um einen Stammbaum zu erstellen?
Alles, was ein Ahnenforscher zu Beginn seiner Reise braucht, ist Zettel und Stift – und eine große Portion Neugier und Geduld. Um den Stammbaum mit Informationen zu füllen, benötigt man darüber hinaus die Namen und Stammdaten der einzelnen Familienmitglieder. Wie heißen die Eltern, Großeltern und Urgroßeltern? Wie viele Geschwister hatten die Eltern? Wann und wo wurden sie geboren? Wichtige Angaben, die notiert werden müssen, sind:
- Vorname, Nachname und Geburtsname von sich selbst, den Eltern, den Geschwistern und Großeltern usw.
- Daten zu Geburt, Hochzeit, Todesfällen
- Wohnorte
- religiöse Zugehörigkeiten
Wer seinen Familienstammbaum anschließend selbst zeichnen möchte, benötigt:
- einen großen Zeichenkarton
- verschiedene Farbstifte
Eine andere Möglichkeit ist, Stammbaum-Poster zu verwenden oder Vorlagen zu nutzen, die man kostenlos bzw. gegen eine kleine Gebühr herunterladen kann.
Will der Familienforscher die genealogischen Daten in elektronischer Form sammeln und darstellen, kann er eine Ahnenforschung-Software verwenden oder den Stammbaum online über eine Genealogie-Plattform erstellen. Die Basisversion ist meist kostenlos. Wer besondere Funktionen wie beispielsweise DNA-Analysen nutzen möchte, benötigt eine kostenpflichtige Version.
Wo kann ich etwas über meinen Stammbaum erfahren?
Aller Anfang ist schwer – Familienforscher stellen jedoch schnell fest, dass es bei der Erstellung eines Stammbaumes eher umgekehrt ist. Die ersten Daten sind schnell gesammelt. Doch je tiefer man gräbt, um an die Wurzeln seiner familiären Geschichte zu gelangen, umso schwieriger wird es. Hier ist systematisches Vorgehen gefragt.
Recherche innerhalb der Familie
Die wichtigsten Informationen zum eigenen Stammbaum finden sich meist in der eigenen Familie. Ältere Familienmitglieder besitzen häufig alte Dokumente, Tagebücher und andere Aufzeichnungen. Auch alte Postkarten, Briefe und Fotos können Erinnerungen hervorrufen und von unschätzbarem Wert sein. Vielleicht hat sich ein anderes Familienmitglied auch schon mit der Ahnenforschung beschäftigt und einen Stammbaum erstellt.
Dokumente, die im ersten Moment unwichtig erscheinen, können ebenfalls helfen, mehr über die eigenen Vorfahren zu erfahren. Alte Lokalzeitungen und Notizen enthalten oft wichtige Informationen. In manchen Familien gibt es Familienbibeln, die über Generationen weitergegeben wurden. Im hinteren Teil der Bibel ist häufig Platz für eigene Eintragungen, die ebenfalls bedeutende Details preisgeben geben können.
Im Idealfall sammelt der Familienforscher alles Schriftliche, was zu den Vorfahren vorliegt. Das können Urkunden oder die verpönten Ahnenpässe sein – mit dieser Ausweisurkunde mussten viele Deutsche im Dritten Reich ihre Herkunft belegen.
Verwandtschaftsbesuche bieten somit große Chancen, fehlende Informationen zu ergänzen und wichtige Anhaltspunkte zu erfahren. Das Beste ist: Durch den Austausch von Geschichten ergeben sich meist besondere Momente zwischen den einzelnen Familienmitgliedern.
Nach 1875: Standesämter
Mündliche Berichte und private Aufzeichnungen reichen irgendwann nicht mehr aus. Wer tiefer in seiner Vergangenheit graben möchte, muss auf schriftliche Quellen zurückgreifen. Das können Heimatchroniken und Ortsfamilienbücher sein. Standesamtliche Urkunden sind ebenfalls vielversprechend.
Zum 1. Januar 1875 wurden Standesämter flächendeckend eingeführt und registrieren alle Geburten, Hochzeiten und Todesfälle in Deutschland. Sofern eine Verwandtschaft nachgewiesen werden kann, bestehen gute Chancen, Auszüge aus den Büchern des Standesamtes zu bekommen.
Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden bilden das Grundgerüst der Familienforschung. Sie gewähren einen umfassenden Überblick zu wichtigen Eckdaten unserer Vorfahren. Manchmal enthält eine Urkunde sogar einen kleinen Hinweis auf zusätzliche Ereignisse wie die Geburt weiterer Kinder oder Sterbeorte – Informationen, die im Verlauf der weiteren Recherchen von großem Nutzen sein können.
Vor 1875: Kirchenbücher
Für den Zeitraum vor 1875 können Kirchenbücher eine große Hilfe sein. Sie wurden meist von Pastoren einer Gemeinde erstellt und reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück.
In Kirchenbüchern werden Taufen, Eheschließungen, Todesfälle und andere kirchliche Ereignisse zu einer Person notiert. Mit ein bisschen Glück findet man weitere Informationen über die Vorfahren. Zum Beispiel wo sie wohnten und welchen Beruf sie ausübten.
Die meisten Kirchenbücher sind inzwischen digitalisiert und über das Internet abrufbar. Andere stehen in Pfarrämtern oder bei den Landeskirchen zur Einsicht zur Verfügung. Das Entziffern älterer Kirchenbücher ist für Ungeübte jedoch schwierig, da sie in Kurrentschrift verfasst wurden. Doch keine Sorge: Im Internet gibt es Masken, die dabei helfen, diese Schrift zu entziffern.
Archive
Stadtarchive und Bibliotheken verwalten Aufzeichnungen und stellen somit eine gute Recherchequelle dar. Volkszählungen, die in Deutschland seit 1816 stattfinden, sind beispielsweise in Archiven gelagert und zum Teil sogar im Internet veröffentlicht.
Bei männlichen Vorfahren kann ein Blick in die Archive des Militärs hilfreich sein. Passagierlisten und alte Steuerlisten können ebenfalls helfen, genaue Ergebnisse zum eigenen Familienstammbaum in Erfahrung zu bringen.
Übrigens: Ahnenforscher finden in Leipzig die Zentralstelle für Genealogie – Deutschlands einziges Spezialarchiv für historische Familienforschung. Die Zentralstelle bewahrt Geburts-, Hochzeits- und Sterbedaten von 1550 bis 1874 auf. Hier befindet sich auch die größte Ahnenlistensammlung sowie die Ahnenstammkartei des deutschen Volkes. Die Bestände sind vor Ort und – zum Teil – online nutzbar.
Ahnenforschung im Internet
Sogenannte Genealogie-Portale stellen diverse Informationen über unsere Vorfahren zur Verfügung. So sind zum Beispiel Ein- und Auswanderungsregister, Militäraufzeichnungen, Einwohnerverzeichnisse und andere Schriftstücke zu finden.
Die Dienste der Portale sind meist kostenpflichtig. Sie gewähren jedoch einen komfortablen Einstieg in das Thema Familienforschung. Meist ist es auch möglich, anhand der gesammelten Daten einen Stammbaum zu erstellen.
Anbieter wie „Ancestry“ und „My Heritage“ bieten Ahnenforschung für komplette Neulinge an. Auch die sozialen Netzwerke machen es möglich, weltweit nach unbekannten Verwandten zu suchen.
Zusatztipps für die Familienforschung
- Grundsätzlich ist wichtig, dass mit den gesammelten Informationen auch die Quellen notiert werden. Ahnenforschung ist ein langwieriger Prozess. Es ist somit gut möglich, dass der Familienforscher nach einiger Zeit nicht mehr weiß, wer sein Informationsgeber war. Wenn die Daten mit anderen Unterlagen abgeglichen werden müssen, kann dieses Wissen jedoch von unschätzbarem Wert sein.
- Früher war es nicht unüblich, dass sich Namensschreibweisen im Laufe der Jahre geändert haben. Es können Buchstaben hinzugekommen oder weggefallen sein. Häufig wurden Namen an die Landessprache angepasst und umgeschrieben. So kann aus „Schuster“ der Name „Schuhmacher“ werden. Weitere Beispiel sind Nachnamen wie Schmidt oder Smid. Falls ein Familienzweig plötzlich endet, sollte der Familienforscher somit prüfen, ob sich die Familiengeschichte womöglich unter einem anderen Namen fortsetzt.
- Ist die Ahnenforschung an einem toten Punkt angelangt, kann der Austausch mit Gleichgesinnten hilfreich sein – über Foren, in Vereinen und bei Stammtischen beispielsweise. Vielleicht gibt es in der näheren Umgebung auch einen Ahnenforschungsverein. Viele dieser Vereine stellen ehrenamtliche Mitglieder zur Verfügung, die einen gerne beim Einstieg in die Familienforschung unterstützen.
- Kurse zum Thema Familienforschung können ebenfalls ein gutes Fundament für weitere Untersuchungen bieten. In Deutschland existiert ein breit gefächertes Angebot zu diesem Thema. Am besten ist es, sich diesbezüglich im Internet zu informieren.
Wie kann ich einen Stammbaum gestalten
Was die Layout-Möglichkeiten eines Stammbaums betrifft, so sind der eigenen Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Das klassische Layout
Wie eingangs erwähnt, sind die meisten Stammbäume in Form von Bäumen dargestellt. Sie können unterschiedliche Strukturen aufweisen. Es können auch unterschiedliche Bäume sein. Das Baum-Symbol ist deshalb optimal, weil sich die verzweigten Verwandtschaftsverhältnisse gut in den Ästen eines Baumes darstellen lassen
Der älteste Verwandte bildet die Wurzel des Familienstammbaumes, während Kinder, Enkel und Urenkel den Stamm sowie die verschiedenen Zweige bilden. Die Baumkrone zeigt somit die aktuell jüngste Generation. Jedes Blatt kann für ein einzelnes Familienmitglied stehen und Informationen wie Geburtsdatum, Ehestand und Todesdaten enthalten. Die Namen der Kinder könnten wiederum auf Äpfeln geschrieben sein.
Alternative Gestaltungsideen
Wem die Darstellung des Baumes nicht gefällt, kann beispielsweise eine Grafik aus Feldern erstellen, die mit Linien verbunden sind. Familiendiagramme, Zeitstränge – sogenannte Timelines – und Fächerformen sind ebenfalls möglich. Man kann den Stammbaum mit sich selbst als Probanden beginnen oder ein anderes Familienmitglied ins Zentrum setzen
Stammbäume können von Hand oder mit einem Pinsel gezeichnet werden. Alternativ besteht die Möglichkeit, den Stammbaum am Computer zu erstellen. Hier können Hintergrundbilder, Schriftarten, Farben und Rahmen frei ausgewählt werden. Statt die Felder nur zu Beschriften, kann der Familienforscher zum Beispiel auch Fotos integrieren.
Eine schöne Idee ist es, den eigenen Familienstammbaum in einem Copyshop zu vergrößern. Den Stammbaum auf eine Leinwand drucken zu lassen, sieht ebenfalls edel aus.
Fazit
Der Wunsch, einen Stammbaum zu erstellen, kann der Auftakt zu einer spannenden Entdeckungsreise werden. Die Verbindungen von Geäst und Stamm halten viele Geschichten bereit. Geschichten, die Ungeahntes über die Lebensumstände der Ahnen berichten.
Mit den oben genannten Mitteln kann jeder seinen persönlichen Stammbaum erstellen und viel über sich und seine Wurzeln erfahren. Die Stammbaumerstellung ist jedoch nicht nur eine spannende Angelegenheit für sich selbst. Sie ist ein unbezahlbares Vermächtnis für die eigenen Nachkommen – und womöglich der Beginn für deren eigene Stammbaumforschung. Wir wünschen viel Spaß beim Erforschen der Familiengeschichte!