Alternativen zum eigenen Haustier: Welche Möglichkeiten gibt es?
Gerade im Rentenalter kann ein Haustier den Alltag enorm bereichern. Doch viele Senioren zögern, die Verantwortung für ein Tier zu übernehmen – schließlich will man für Reisen flexibel bleiben und muss mit Gesundheitsproblemen rechnen. Welche Alternativen gibt es zum eigenen Haustier? Wir zeigen Ihnen Wege auf, einen vierbeinigen Freund auf Zeit zu finden.
Tierheimen helfen: Die Heimleitung freut sich über helfende Hände
Rund 350.000 Tiere landen jährlich in Deutschlands Tierheimen. Seitdem viele Beschäftigte nach der Corona-Krise wieder aus dem Home-Office an den Arbeitsplatz zurückkehrten, verzeichnete der Zulauf an Hunden und Katzen in Auffangstellen eine nie dagewesene Spitze.
Die Tierheime – meist vereinseigene Häuser des Deutschen Tierschutzbundes – benötigen aktuell jede mögliche Unterstützung. Das bezieht sich natürlich auf Spendengelder für Angestellte, Futter und nötige Ausstattung sowie auf tatkräftige Hilfe beim Beschäftigen der Hunde und Katzen.
Viele Vierbeiner im örtlichen Tierheim warten auf Freundschaften
Falls Sie Lust haben, auf Ihren Spaziergängen einen Hund mitzunehmen oder sich nur durch tierische Gesellschaft zum Rausgehen motivieren können, kann das lokale Tierheim die erste Anlaufstelle sein. Dort ist Unterstützung immer gefragt – schließlich sind Mitarbeiter und Ehrenamtliche oft damit überfordert, den Tieren neben Futter und Pflege noch reichlich Auslauf zu bieten.
Die Mitarbeiter des Tierheims helfen Ihnen dabei, den passenden vierbeinigen Partner zu finden, wenn Sie ihnen etwas über Ihre Hundeerfahrung und Ihre persönlichen Bedürfnisse berichten.
Wer fit ist, traut sich vielleicht zu, den energiegeladenen Border Collie mit dem Frisbee zu beschäftigen. Auf gemächlichere Spaziergänger warten ältere Tiere, die wegen dem Tod ihres Besitzers im Heim gelandet sind. Doch auch Tierheimkatzen freuen sich über den Kontakt zu Besuchspersonen und genießen Streicheleinheiten.
Tipp: Schaffen Sie ein festes Arrangement, bei dem Sie ein- bis zweimal pro Woche Ihren Liebling im Tierheim besuchen. So bieten Sie dem Tier einen festen Bezugspunkt und den Tierheim-Mitarbeitern eine verlässliche Unterstützung. Falls Sie Ihr Patentier nach einiger Zeit fest ins Herz schließen, können Sie eine spätere Adoption im Erwägung ziehen.
Ehrenamtliche Hilfe auf dem Gnadenhof
Wenn Sie bei Tieren in ganz anderen Dimensionen denken als Hund und Katze, wollen Sie sich vielleicht auf einem Gnadenhof ehrenamtlich engagieren. Diese Stationen, die sich auch Lebenshof oder Tier-Asyl nennen, beherbergen neben Kleintieren auch Rinder, Schafe, Pferde und Esel, die niemand mehr halten wollte.
Wildtiere wie verletzte und gesund gepflegte Igel, Füchse oder Fledermäuse verbringen ebenfalls ihr Leben auf einem Gnadenhof, wenn sie nicht mehr in die Wildnis entlassen werden können.
Außerdem fangen Lebenshöfe ehemalige Zirkustiere auf, wenn die Betriebe, zu denen sie gehörten, aufgelöst werden. Der wichtigste Unterschied zum Tierheim: Gnadenhöfe streben keine Weitervermittlung der Tiere an, sondern bieten ihnen ein Zuhause auf Lebenszeit.
Vereine freuen sich über ehrenamtliche Hilfe
Den Schweinestall ausmisten, die Esel füttern oder eine neue Voliere für die Eichhörnchen bauen – auf einem Gnadenhof gibt es immer viel zu tun und nicht selten handelt es sich dabei um körperlich anstrengende Arbeiten. Wenn Sie allerdings fit, handwerklich begabt oder motiviert zur Mithilfe sind, werden Sie als Ehrenamtlicher höchstwahrscheinlich mit offenen Armen empfangen.
Ein beliebtes Ziel für Ausflüge von Tagespflege-Einrichtungen
Viele Gnadenhöfe pflegen darüber hinaus eine besonders enge Beziehung zu älteren und pflegebedürftigen Menschen. In zahlreichen Kooperationen zwischen lokalen Lebenshöfen und Tagespflegestellen für Senioren werden Ausflüge organisiert, bei denen die Pflegebedürftigen die Tiere besuchen, Kontakt aufnehmen und bei der Versorgung helfen, soweit es ihnen noch möglich ist.
Pflegestelle anbieten
Straßenhunde aus Südeuropa, illegal importiere Welpen aus Osteuropa oder befreite Tiere aus Fällen von Animal Hoarding – es gibt viele Notfälle, in denen sich Tierschutzvereine um Tiere kümmern, indem sie sie in Pflegestellen auf Zeit unterbringen. Dort verbleiben Hunde und Katzen im privaten Haushalt, bis sich ein endgültiges Zuhause für sie gefunden hat.
Falls Sie einem Tier in Not gern vorübergehend einen sicheren Platz bieten wollen, können Sie sich bei einem Tierschutzverein als Pflegestelle registrieren lassen.
Achten Sie dabei auf die folgenden Punkte:
- Suchen Sie sich einen seriösen Tierschutzverein vor Ort, dessen Mitarbeiter mit Ihnen gern alle Belange ausführlich klären.
- In der Regel schließen Tierschutzverein und Pflegestelle einen Pflegevertrag. Dort wird geregelt, welches Tier die Pflegestelle aufnimmt und welche Rechten und Pflichten Pflegestelle und Verein übernehmen.
- In der Regel bleibt das Tier Eigentum des Vereins, die Pflegestelle stellt jedoch das nötige Zubehör, sorgt für das Futter und die tierärztliche Versorgung. In Ausnahmefällen von schweren Krankheiten kann es sein, dass sich der Verein an den Kosten für Therapie und Medizin beteiligt.
Tiere von Nachbarn oder Freunden betreuen
Einen Vierbeiner, der gern Kontakt mit Ihnen hätte, finden Sie oft ganz in Ihrer Nähe oder im erweiterten Bekanntenkreis. Die folgenden Konstellationen verschaffen Ihnen ein Haustier für einen begrenzten Zeitraum:
Gassi gehen mit dem Nachbarshund: Für tägliche gemeinsame Stunden
Gerade berufstätige Menschen, die ihren Hund nicht mit ins Büro nehmen können, sind hier dankbar für Unterstützung. Sprechen Sie mit ihrem Nachbarn ab, ob Sie das Tier ein- oder mehrmals pro Woche während des Tages ausführen können. Meist sind Hunde von Berufstätigen es zwar gewohnt, werktags acht Stunden am Stück in der Wohnung zu warten, aber sie freuen sich umso mehr über Abwechslung.
Das Hundeausführen kann entweder auf freundschaftlicher Basis ablaufen oder gegen eine kleine Aufwandsentschädigung. Eventuell übernimmt der Hundebesitzer für das Gassigehen kleine handwerkliche Tätigkeiten für Sie oder hilft beim Einkaufen schwerer Wasserkästen.
Urlaubsbetreuung für bekannte Tiere: Eine Win-Win-Situation
Auch Tierhalter wollen ab und an eine Reise unternehmen, auf der sie ihr Vierbeiner unter Umständen nicht begleiten kann. Falls Freunde, Bekannte oder Verwandte von Ihnen so eine Unternehmung planen, können Sie sich als Urlaubspension für Hund oder Katze anbieten.
Wichtig: Besonders bei Hunden sollten sie den Charakter kennen und den Vierbeiner beim Gassigehen unter Kontrolle halten können. Ansonsten sollten Sie genau mit dem Besitzer besprechen, was Ihr Pensionsgast an Futter und Zubehör braucht und was zu tun ist, wenn das Tier in seiner Abwesenheit erkranken sollte oder sich verletzt.
Darf ich in meiner Mietwohnung vorübergehend ein Tier aufnehmen?
Hier kommt es darauf an, welche generellen Regeln für die Tierhaltung im Mietvertrag bestehen. Wird die Haltung von Hunden und Katzen vertraglich ausgeschlossen, kann Ihr Vermieter auch den befristeten Besuch einer Katze oder den mehrstündigen Aufenthalt eines Hundes in Ihrer Wohnung untersagen.
Für Kleintiere, die in ihren vorgesehenen Behausungen leben, greift ein solches Verbot jedoch nicht. In jedem Fall dürfen Sie sich also in Ihren vier Wänden um die Meerschweinchen Ihrer Enkel kümmern, wenn diese im Urlaub sind.
Was passiert, wenn ein betreutes Tier einen Schaden verursacht?
Dieser Punkt ist besonders wichtig, falls Sie regelmäßig einen Hund ausführen, der Ihnen nicht gehört. Selbst ein friedliches Tier kann sich überraschend von der Leine losreißen, vor ein Auto laufen und einen Unfall verursachen.
Hier stellt sich die Frage: Wer haftet? Lassen Sie sich deshalb vom Tierhalter bestätigen, dass er eine Tierhaftpflichtversicherung abgeschlossen hat, die auch Schäden während einer freundschaftlichen Fremdbetreuung abdeckt.
Irgendwann doch ein eigenes Haustier?
Sie wollen als Rentner keine Verantwortung mehr für ein Haustier übernehmen? Damit sind Sie nicht allein. Doch viele Menschen, die es einige Zeit lang genossen haben, keine beruflichen Verpflichtungen mehr zu haben und örtlich flexibel zu sein, ändern ihre Meinung wieder. Gerade wenn der Kontakt mit Kindern und Enkeln nur sporadisch stattfindet oder der Ehepartner bereits verstorben ist, wächst der Wunsch nach einem tierischen Begleiter.
Doch welches Haustier eignet sich als Mitbewohner in höherem Lebensalter? Diese Fragen sollten Sie vor der Anschaffung klären:
Welches Tier passt zu mir?
Manche Menschen verlieben sich Hals über Kopf in einen Patenhund aus dem Tierheim, andere halten ihr ganzes Leben lang an einer speziellen Rasse fest. Im Alter sollten Sie bei der Haustierwahl jedoch Ihre Bedürfnisse genau mit denen des individuellen Tieres abgleichen.
Falls Sie etwa in Ihrer Mobilität eingeschränkt sind, können Sie das tägliche Laufbedürfnis eines Hundes vielleicht nicht mehr befriedigen. Dennoch könnten Sie einer Katze aus dem Tierheim ein Zuhause bieten, die sich für die Alleinhaltung in der Wohnung eignet. Um der Fellnase den Kontakt zur Natur zu ermöglichen, lässt sich auf der Terrasse oder auf dem Balkon eine Katzenvoliere installieren.
Gibt es spezielle Hunderassen für ältere Menschen?
Einige Hunderassen können hohe körperliche und zeitliche Anforderungen an ihren Halter stellen. So wollen Hütehunde wie Border Collies und Australian Shepherds mental und physisch trainiert werden, Windhunde und Huskies haben ein immenses Laufbedürfnis. Falls Sie gern mit großen Hunden leben, sind ruhigere Vertreter wie Neufundländer oder Landseer wahrscheinlich die bessere Wahl.
Allerdings kann Ihnen im Alter unter Umständen die schiere Masse eines großen Hundes zum Problem werden. Nicht nur, dass viel Kraft nötig ist, um ihn an der Leine zu halten, wenn er gerade anderes vorhat. Einen großen Hund muss man bei Krankheit auch ins Auto heben und die Treppe zur Wohnung hochtragen können.
Dass Senioren gern Malteser, Papillons oder Yorkshire Terrier halten, hat somit seine guten Gründe und Vorteile. Diese Hunderassen sind sehr menschenbezogen, verzeihen wenig Auslauf und sind aufgrund ihres geringen Körpergewichts leicht handzuhaben.
Wohin mit dem Tier im Urlaub?
Ganz gleich, ob Sie Fische, Katze oder Hund halten wollen – für jedes Tier brauchen Sie eine geeignete Urlaubspension. Denn neben einer (vielleicht familiär bedingten) Fernreise kann auch ein Krankenhausaufenthalt auf Sie zukommen, der eine Fremdunterbringung für Ihr Haustier erfordert.
Gehen Sie dafür sämtliche Optionen in Ihrer Umgebung durch: Hundepensionen, gewerbliche Tierbetreuer, hilfsbereite Nachbarn, Verwandte und Bekannte. Im Idealfall stehen Ihnen mehrere Möglichkeiten offen, ihr Tier befristet unterzubringen.
Fazit: Es gibt viele Alternativen zu einem eigenen Haustier
Bei 34,4 Millionen Haustieren in Deutschland wundert es nicht, dass der Vierbeiner als bester Freund des Menschen gilt. Doch selbst wenn Sie im Rentenalter keine Lust mehr auf die Verpflichtung haben, die Hund oder Katze mitbringen, gibt es viele Möglichkeiten, dauerhaften Kontakt zu einem Tier aufzubauen. Nicht selten finden Senioren, die sich gern ehrenamtlich engagieren, doch noch dauerhaft mit einem Senior aus dem Tierheim zusammen.