Digitales Ehrenamt
Wenn Oma sich vernetzt
Digitales Ehrenamt – das bedeutet vor allem zeit- und ortsunabhängiges Engagement. Besonders für Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder ungewöhnlichen Tagesrhythmen kann es eine interessante Möglichkeit der gesellschaftlichen Teilhabe sein.
Eigentlich ist die digitale Form des Ehrenamts längst nicht mehr neu. Im Freiwilligen-Survey des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BDSFJ) von 2019 gaben 2,6 Prozent der Befragten an, dass ihr Engagement überwiegend oder ausschließlich im Internet stattfindet. Seit Jahrzehnten schon schreiben Volunteers Fachartikel für die Online-Plattform Wikipedia, verfeinern die Kartendaten von OpenStreetMap, programmieren Open-Source-Software für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche, beraten Hilfesuchende in Online-Chats oder geben Expertentipps in digitalen Foren. Doch auch das klassische Ehrenamt hat, um überhaupt handlungsfähig zu bleiben, sich in den letzten Jahren der Distanz stark digitalisiert.
Das Modellprojekt der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e.V. (bagfa) treibt diese Entwicklung in Kooperation mit lokalen Vermittlungsstellen weiter voran. Sie tragen so der Lebenssituation vieler Menschen Rechnung, die sich aufgrund fester Termine und zu langer Wege bislang nicht vorstellen konnten, Vereine oder andere gemeinnützige Organisationen und Initiativen in ihrer Gemeinde zu unterstützen.
Der Vorteil digitaler Freiwilligenarbeit
- örtlich unabhängig und zeitlich flexibel
- spricht bewusst Menschen mit Mobilitäts- oder Sinnesbeeinträchtigungen an
- erweitert die Möglichkeiten des klassischen Ehrenamts
Ziel des Modellprojektes der bagfa ist es, neben den typischen Kerngruppen auch andere Personen zu erreichen und für das Ehrenamt vor Ort zu begeistern. So ist digitales Engagement gerade für Menschen mit körperlichen Behinderungen, für die regelmäßige Treffen aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität bislang sehr aufwendig oder gar unmöglich waren, aber auch für jene, deren Feierabend nicht unbedingt abends beginnt, attraktiv.
Natürlich sind Angebote dieser Art vor allem für Menschen mit digitalen Kompetenzen interessant, doch die Technik ist nur das Mittel zum Zweck. Viele Tätigkeiten bedürfen lediglich eines E-Mail-Accounts oder Browsers, eines Schreibprogramms und eines Telefons.
Typische Bereiche digitalen Engagements
- Austausch – Interessierte treffen sich virtuell um über ganz konkrete Themen zu diskutieren, Kontakte zu knüpfen und Aktivitäten zu planen.
- Öffentlichkeitsarbeit – Ehrenamtliche helfen Organisationen bei der Social-Media-Kommunikation, der Gestaltung von Infomaterialien oder beim Befüllen der Website
- Recherche und Archivarbeit – Freiwillige unterstützen Museen oder historische Vereine bei der Digitalisierung analoger Quellen.
- Verwaltung und Fundraising – Zahlenfüchse kümmern sich um den Vereinshaushalt oder nehmen die Mittelakquise in die Hand.
- Bürgerforschung – Viele tragen mit ihrem lokalen Wissen zu Citizen-Science-Projekten bei – zählen Vogelarten oder kartieren rollstuhlgerechte Verkehrswege.
- Kompetenzvermittlung – Experten geben Online-Kurse, Sprechstunden, beraten Hilfesuchende oder geben Nachhilfe.
Noch sind diese Angebote deutschlandweit rar gesäht. Doch neben dem Modellprojekt der bagfa haben sich bereits tausende Vereine und Organisationen von selbst auf den Weg gemacht und Brücken in die digitale Welt gebaut. Es lohnt sich auf jeden Fall, bei Online-Volunteer-Plattformen zu recherchieren oder auch beim örtlichen Verein nachzufragen.