Autofahren nach Schlaganfall
Mehrere Wege zurück auf die Straße

Ein Schlaganfall ist eine ernsthafte Erkrankung, die zu körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen führen kann. Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben, sollten prüfen, wie sich dies auf ihre Fahrerlaubnis auswirkt und was notwendig ist, um weiterhin am Straßenverkehr teilzunehmen. In Deutschland gibt es klare Vorschriften und Verfahren, um die Fahrtauglichkeit nach einem Schlaganfall zu beurteilen.
Schlaganfallpatienten sind für den Nachweis der Eignung selbst verantwortlich
In Deutschland gibt es keine Meldepflicht für neurologische Erkrankungen. Wenn Sie als Inhaber einer Fahrerlaubnis durch einen Schlaganfall eine Körperbehinderung, eine Sinnesbehinderung oder eine kognitive Beeinträchtigung erleiden, müssen Sie diese Tatsache also nicht zwingend der Führerscheinstelle melden. Jedoch werden in §2 der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV)3 Betroffenen dazu aufgefordert „Vorsorge zu treffen“.
Das heißt, jeder Verkehrsteilnehmer ist für sein Verhalten im Straßenverkehr selbst verantwortlich und damit letztlich auch haftbar. Wer sich nach einem Schlaganfall also ohne Kontrolle der Eignung wieder ins Auto setzt, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer. Im schlimmsten Fall hat das strafrechtliche Konsequenzen und finanzielle Folgen, wenn bei einem Unfall zum Beispiel die Versicherung nicht zahlt.
Prüfung der Fahrtauglichkeit
Für den Nachweis der Eignung zur Teilnahme am Straßenverkehr sammeln Sie am besten alle ärztlichen Dokumente, aus denen eventuell auch Ihre Fahrtauglichkeit hervorgeht. Sofern der Befund nicht eindeutig ist, müssen Sie sich selbst nachträglich um einen entsprechenden Nachweis bemühen. In der Regel gehören dazu jeweils:
- eine Bescheinigung des behandelnden Arztes
- ein neuropsychologisches Gutachten
- ein augenärztliches Gutachten
Meldung bei der Führerscheinstelle
Sollten Sie ein Auto zur Ausübungen Ihres Berufes benötigen, ist die Meldung des Schlaganfalls bei der Fahrerlaubnisbehörde der empfohlene Weg. Innerhalb einer gesetzten Frist werden dann von Ihnen verschiedene Unterlagen verlangt:
- verkehrsmedizinisches Gutachten (Grundlage aller weiteren Untersuchungen)
- neuropsychologisches Gutachten (Reaktionstest)
- psychologische Fahrverhaltensprobe (Kompensationsfähigkeit von Leistungsmängeln)
- technisches Gutachten (im Falle dauerhafter körperlicher Behinderungen)
Dokumente Ihres behandelnden Arztes, des Krankenhauses oder der Rehaklinik reichen in seltenen Fällen, im Allgemeinen aber nicht aus. Auch ein privat bestellter Gutachter wird von der Behörde gemeinhin nicht akzeptiert. Dennoch ist es wichtig, den Abschluss einer Rehabilitationsmaßnahme abzuwarten, da die „Begutachtungsrichtlinien zu Kraftfahrereignung“ das Führen eines Fahrzeugs erst nach erfolgreicher Therapie für sinnvoll erachtet.
Die Begutachtung ist nicht ganz billig, kann aber im Falle einer beruflichen Notwendigkeit von der Berufsgenossenschaft, der Bundesagentur für Arbeit, dem Integrationsamt, der Renten- oder auch anderen Versicherungen kompensiert werden.
Umrüstung des Autos nach Schlaganfall
Handsteuerungen, Pedalerhöhungen und -tausch, Lenkrad- und Spiegelanpassungen, Einstiegshilfen sowie Sitzanpassungen, Fernbedienungen oder sogenannte Multikommander sind nur einige der Umbauten, die von spezialisierten Firmen durchgeführt werden können. Auch manche Autohändler haben Fahrzeuganpassungen für Schlaganfallpatienten im Angebot. Welche Maßnahmen im Einzelnen erforderlich sind, hängt vom jeweiligen Bedarf des Patienten ab.
Die Möglichkeiten sind vielfältig und gerade für Schlaganfallpatienten sehr gut entwickelt, weshalb der Besuch von Messen und eine eingehende Recherche im Internet sinnvoll sein kann. Nach Angaben der deutschen Stiftung Warentest können Fahrzeugumbauten für Schlaganfallpatienten zwischen 500 und 10.000 Euro kosten, je nach Art und Umfang der Umrüstung und den Preisen in der Region. Die Stiftung Warentest empfiehlt, verschiedene Anbieter zu vergleichen und sich gegebenenfalls professionell beraten zu lassen, um die beste Lösung zu finden.
Generell lassen sich die meisten Umbauten auch ohne Probleme wieder rückbauen, sodass einem späteren Verkauf nichts im Wege steht. Selbst mit Anpassungen lassen sich die Fahrzeuge oft auch von Freunden oder Familienmitgliedern fahren, weil die einzelnen Komponenten auch jederzeit deaktiviert werden können.
Wann ist ein Neukauf für Schlaganfallpatienten empfehlenswert?
Der Umbau des bisherigen Fahrzeugs reicht nicht immer. Wenn beispielsweise ein Rollstuhl ins Auto gehoben werden muss, sind besonders breite und weit öffnende Türen notwendig oder eine automatisch schließende Heckklappe. Wenn selbst das Umsetzen vom Rollstuhl ins Fahrzeug nicht mehr möglich sein sollte, ist die Auswahl der Fahrzeuge zudem deutlich beschränkt, doch auch hier gibt es Modelle, bei denen man mit dem Rollstuhl ins Auto bis ans Steuer fahren kann.
Finanzierung der Anpassungen
Mit der so genannten Kraftfahrzeughilfe kann das Sozialgesetzbuch hier Unterstützung bieten. Sie wird gewährt, wenn Sie erwerbstätig sind und das Kraftfahrzeug zum Erreichen des Arbeitsplatzes oder für die berufliche Tätigkeit selbst benötigen. Die Deutschen Rentenversicherung ist für die Beantragung zuständig.
Neben der Rentenversicherung kommen als Kostenträger für den Fahrzeugumbau die Berufsgenossenschaften, die Bundesagentur für Arbeit, die Integrationsämter, die Sozialhilfeträger, die Versicherungen oder die Bundesanstalt für Arbeit in Betracht. Denken Sie jedoch daran, erst nach Klärung des Nachweises der Fahrtauglichkeit und einer eventuellen Kostenübernahme (Kfz-Hilfe oder Eigenleistung) die Umbauten am Fahrzeug zu beauftragen.
Fazit
Eine Schlaganfall-Diagnose bedeutet nicht unbedingt, dass ein Patient nicht mehr Autofahren kann oder darf. Mit den richtigen Anpassungen können Kraftfahrzeuge sicher und bequem auf die individuellen Bedürfnisse von Schlaganfallpatienten abgestimmt werden. Um so relevanter ist es jedoch , sich gründlich zu informieren und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die beste Lösung zu finden. Die Finanzierung der Anpassungen kann je nach Begründung des Antrags von verschiedenen Stellen getragen werden.
Die Möglichkeit, Auto zu fahren, erhöht nicht nur das Selbstwertgefühl und die Unabhängigkeit, sondern ist häufig auch zentraler Baustein, dass Schlaganfallpatienten einer geregelten Erwerbsarbeit nachgehen oder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, und trägt damit wesentlich zur eigenen Lebensqualität bei.