Sport nach einem Schlaganfall
Was ist möglich, hilfreich und ungefährlich?
Regelmäßiger Sport kann Schlaganfallpatienten dabei helfen, nach einem überstandenen Apoplex und den Umständen entsprechend schneller wieder fit und einigermaßen mobil zu werden. Die körperliche Bewegung trägt wesentlich zum Erhalt von Kraft und Lebensqualität bei und hilft, neuerlichen Schlaganfällen vorzubeugen.
Nach einem Schlaganfall kommt es nicht selten zu ernsten körperlichen Einschränkungen wie Lähmungen, die Betroffene gar nicht erst an Sport denken lassen. Sich sorgende Angehörige sind ebenfalls auf die Schonung bedacht. Zusätzlich lässt der Nimbus der ärztlichen Diagnose Schlaganfallpatienten regelmäßig die eigen Leistungsfähigkeit unterschätzen, was die Beweglichkeit, Fitness und letztlich auch die Lebensqualität noch weiter dezimiert.
Infolge eines Schlaganfalls kommt es zu Muskelveränderungen auf der betroffenen Seite. Die Muskelfasern beginnen sich zu verkürzen und ihre Beweglichkeit nimmt ab. Zu Beginn ist die betroffene Seite meist schwach und wirkt schlaff und träge. Mit der Zeit wird sie steif und ungeschickt, Patienten leiden unter den Bewegungseinschränkungen im Alltag.
Weshalb Sport nach einem Schlaganfall so wichtig ist
Laut einer Studie der US-amerikanischen National Stroke Association fallen circa 40 Prozent aller Schlaganfall-Überlebenden im Jahr nach dem Schlaganfall hin. Die gute Nachricht: Therapie und Sport können das Gleichgewicht und die Fähigkeit, sich zu bewegen, deutlich verbessern.
So kann die Kraft der stärker betroffenen Seite nach einem Schlaganfall gezielt trainiert werden. Durch das Gangtraining vergrößern sich Schrittlänge und Spurbreite. Die Gangsicherheit nimmt zu. Der Arm lässt sich weiter heben.
Das Gehirn ist plastisch, die frühere körperliche Beweglichkeit ist nicht immer gänzlich verloren. Mäßig betriebener Sport kann ein probates Mittel sein, wenn auch nicht vollständig zu genesen, so doch hinsichtlich Kraft, Beweglichkeit und Gleichgewicht zu besserer Form zu gelangen.
- Sport erhöht auch bei Schlaganfallpatienten sowohl die Ausdauer, Muskelkraft und Koordination
- damit einher gehen eine verbesserte Wahrnehmung und ein positiv gesteigertes Körpergefühl
- dauerhafte neurologische Schäden lassen sich durch eine erhöhte Fitness mitunter erstaunlich gut kompensieren
- insgesamt wird durch den Sport die eigene Aktivität gefördert, was zu mehr Lebensqualität führt
Welchen Sport Ärzte nach einem Schlaganfall empfehlen?
Aufgrund der gesundheitlichen Disposition ist es ratsam, trotz der positiven Eigenschaften von Sport, nicht gleich in Aktionismus zu verfallen. In Absprache mit dem Arzt kann ein Trainingsplan erstellt werden, der den Patienten in mäßigem Tempo an die alte Fitness heranführen soll. Wichtig ist dabei die genaue Beobachtung des Trainingsfortschritts und möglicher verbleibender Einschränkungen. In den meisten Fällen führt für den (Wieder-)Einstieg in den Sport deshalb kein Weg am Rehabilitationssport vorbei.
Rehasport: Um überhaupt erst einmal wieder in den Alltag zu kommen, verschreiben Ärzte sogenannten Rehasport in Übungseinheiten von 50 oder 120 Einheiten, verteilt über anderthalb bis drei Jahre. Was sich im Einzelfall dahinter verbirgt, wird in enger Abstimmung mit dem Patienten und in Anbetracht seiner körperlichen Leistungsfähigkeit festgelegt. Das geht von einfachen Bewegungsspielen über gezielte Gymnastik bis hin zum Schwimmen.
Gymnastik: Im Zuge des Rehasports und entsprechender Physiotherapie werden Schlaganfallpatienten auch mit gymnastischen Übungen vertraut gemacht, die sie am besten in ihren Alltag dauerhaft integrieren. Die Übungen fokussieren sich häufig auf körperliche Defizite, die vielleicht nicht heilen, aber dennoch gemindert werden können.
Wie gesund ist Ausdauersport nach einem Schlaganfall?
Dass Betroffene zu starke körperliche Belastung scheuen, ist nachvollziehbar und auch ratsam. Das Herz-Kreislauf-System ist häufige Ursache für einen Schlaganfall und sollte deshalb nicht zu sehr strapaziert werden. Dennoch kann es in leichten Trainingseinheiten immer wieder gefordert und so seine Gesundheit gefördert werden. Denn Ausdauersport regt Herz und Lunge positiv an, verhilft zu größerer Mobilität und Resilienz. Unter anderem haben sich folgende Sportarten für Schlaganfallpatienten bewährt:
- Nordic Walking
- Radfahren (nach gezieltem Training oder mit speziellen Rädern)
- Schwimmen
Als Einstieg empfehlen sich auch schon längere Spaziergänge oder Trainingseinheiten für nur wenige Minuten pro Tag. Wichtig ist, sich bei Aktivitäten im Freien vor starker Hitze oder direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. Ein Pulsmesser kann zudem vor zu großer Anstrengung warnen. Das Pensum lässt sich ganz sachte steigern.
Wie gesund ist Kraftsport nach einem Schlaganfall?
Gleiches gilt für den Besuch des Fitnessstudios. Gerätetraining kann den Puls und den Blutdruck stark belasten, weshalb eine Rücksprache mit dem Arzt zwingend erforderlich ist. Schlaganfallpatienten sollten darauf achten, weniger große Gewicht zu stemmen und vielmehr durch gesteigerte Wiederholung die Muskeln zu trainieren. Zu starkes Pressen muss genauso vermieden werden wie extreme Dreh- und Dehnbewegungen des Halses und Übungen bei niedrig gelagertem Kopf.
Übungen für den Alltag
Ein gemäßigtes Sportprogramm kann beispielsweise durch folgende Bewegungsübungen ergänzt werden:
- kurze bis mittlere Strecke zu Fuß gehen
- statt des Aufzugs die Treppe benutzen
- beim Telefonieren auf- und abgehen
- Dinge einzeln statt mit dem Tablett zum Tisch tragen
Dabei ist nach einem Schlaganfall natürlich die Verbesserung vieler Aspekte sinnvoll. Blutdruck und Cholesterinwerte werden gesenkt, der Verklumpung der Blutplättchen wird mit Medikamenten entgegengewirkt. Raucher sollten mit dem Rauchen aufhören, gesunde Ernährung und Bewegung werden empfohlen. Wer es aber schafft, sich mindestens fünfmal pro Woche 30 Minuten körperlich zu betätigen, dessen Hirnschlagrisiko sinkt nahe Null. Damit ist Sport effektiver als jeder Blutdrucksenker.