Ein Rad für alle Fälle
Auch im Alter mobil dank Fahrrad
Die Zahl der radfahrenden Senioren hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Mit dazu beigetragen hat neben einem größeren Bewusstsein für Umwelt und eigene Gesundheit vor allem der Boom der Pedelecs und damit der Komfort. Trotzdem scheuen noch viele den Umstieg. Wie dieser ohne Mühen gelingen kann, erfahren Sie hier.
Besonders auf dem Land fällt der Zuwachs an radfahrenden Senioren ins Auge. Anders als in großen Städten ist hier die Verkehrsdichte gering und der Ausbau der Radwege inzwischen gut vorangeschritten, sodass viele Ziele im Wohnumfeld inzwischen schneller als mit dem Auto erreicht werden können. Radfahrer tun ihrem Körper zudem ganz nebenbei etwas Gutes, denn Radfahren …
- fordert die Lunge
- trainiert Herz und Kreislauf
- stärkt die Muskeln
- schont die Gelenke
- reduziert Übergewicht
- übt den Gleichgewichtssinn
- fördert die Durchblutung des Hirns
Gerade Rentner finden im Ruhestand die Zeit für ausgiebige Radtouren in der näheren Umgebung und genießen das soziale Miteinander. Dennoch gilt: Schlecht vorbereitet kann Radfahren einfach nur anstrengend und in gewissen Situationen auch gefährlich werden. 15 Prozent der Verkehrstoten waren im Jahr 2020 mit dem Rad unterwegs. Mehr als die Hälfte dieser war älter als 65 Jahre.
Von Drahtesel bis Elektrorad
Für die meisten älteren Menschen in Deutschland ist das Fahrrad ein vertrautes Fortbewegungsmittel. Eine Kindheit ohne Rad ist hier kaum vorstellbar. Mit Erwerb des Führerscheins ist es jedoch häufig in Vergessenheit geraten oder wurde nur noch in seltenen Fällen genutzt. Beim Neueinstieg ins Radfahren stellen viel verwundert fest: Das Fahrrad als solches gibt es längst nicht mehr.
Heute besteht die Qual der Wahl zwischen Mountain-, City- oder Trekking-Rädern. Technisch hat sich nicht nur im Bereich der Materialien, des Antriebs und der Bremsen einiges getan. Es gibt auch spezielle Seniorenräder mit ergonomischem Lenker, Rücktritt, tiefem Durchstieg, zurückgenommenen Sattel und vorgezogenen Pedalen, was eine aufrechtere Sitzposition möglich macht.
Dazu kommt die Sparte der Elektroräder, vom (S)-Pedelec bis E-Bike, sowie Sonderformen wie Deltaräder oder Tadpoles mit drei Rädern. Sich hier für ein passendes Modell zu entscheiden, kann schnell zur Überforderung führen. Umso wichtiger ist eine ausführliche Beratung mit Probefahrt, um die Vor- und Nachteile der verschiedenen Modelle kennenzulernen.
Radfahrschule für Erwachsene
Gerade beim Wiedereinstieg ins Radfahren oder zum Kauf eines Elektrorades kann ein Auffrischungskurs und Fahrsicherheitstraining nicht schaden. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) bietet deshalb für Fahranfänger, aber auch routinierte Radfahrer sogenannte Radfahrschulen an. Zu den Kursinhalten gehört unter anderem:
- Sicheres Auf- und Absteigen
- Anfahren und Anhalten
- Kurven fahren
- Hindernissen ausweichen
- Richtiges Verhalten im Straßenverkehr
Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung
Neben dem eigentlichen Fahrrad, gibt es einiges an Zubehör, was das Fahrradfahren im Alltag bequemer und auch sicherer macht. So kann ein kleiner Rückspiegel am Lenker dabei helfen, die Übersicht zu bewahren, selbst wenn Sie Probleme mit den Halswirbeln und dem Drehen des Oberkörpers haben. Bitte prüfen Sie vor jeder Fahrt die korrekte Ausrichtung des Spiegels. Während der Fahrt kann ein Nachjustieren schnell zu Unfällen führen.
Ein Helm ist in Deutschland zwar keine Pflicht, jedoch mehr als ratsam. Umso verwunderlicher, dass die meisten Senioren darauf verzichten. Zwar fahren ältere Menschen viel vorsichtiger und langsamer als jüngere, kommt es zu einem Unfall, haben jene jedoch mit spürbar schwereren Folgen zu kämpfen.
Haben Sie nach Möglichkeit eine wasserdichte Radtasche dabei, in der Sie den Helm verstauen können. Überhaupt ist eine Radtasche der ideale Notfallkoffer für kalte Tage, Regen oder die einbrechende Dunkelheit. In ihr lässt sich hervorragend warme Kleidung, Handschuhe, Regenhose und eine Warnweste für den Ernstfall lagern. Schließlich haben Cabrio-Fahrer ihr Verdeck auch immer dabei.
Mit hinein gehört auch eine Brille als Schutz gegen das Austrocknen der Bindehaut. Bei starkem Wind können die Augen derart tränen, dass Sie nur unzureichende Sicht auf den Verkehr behalten. Eine getönte Brille hilft bei tiefstehender Sonne.
Achtsam und ehrlich der eigenen Fitness gegenüber
Trotz seniorengerechtem Bike und Allwetterausrüstung sollten auch Profiradler ihr persönliches Limit kennen. Unübersichtliche Kreuzungen oder stark befahrene Bundesstraßen sind keine Einladung zum Heldentod. Viele Unfälle passieren in Zusammenhang mit rechtsabbiegenden Lkws, an ÖPNV-Haltestellen und beim Linksabbiegen. Verhalten Sie sich vorausschauend, defensiv und nutzen Sie im letzteren Fall lieber die Fußgängerüberwege.
Auch gibt es Witterungsbedingungen, bei denen mit Stürzen einfach gerechnet werden muss. Behalten Sie besonders in Herbst und Winter den Wetterbericht im Auge und lassen Sie Ihr Rad auch mal stehen.
Das gilt im Übrigen auch bei der Einnahme stärkerer Medikamente, nach einem Arztbesuch oder unter Einfluss von Alkohol – auf dem Rad sind Sie selbst zuallererst der oder die Leittragende. Sollten Sie unsicher sein, ob Ihre körperliche Fitness für das Fahrradfahren reicht, reden Sie mit Ihrem Hausarzt darüber.
Bislang erschienen
Teil 1 – Im Alter ohne Auto abgehängt? Mobilität als ein Stück Lebensqualität
Teil 2 – Die Angst fährt mit. Viele Ältere fühlen sich im heutigen Verkehr verloren
Teil 3 – Senioren im ÖPNV unterwegs. Tipps für eine sichere Nutzung von Bus und Bahn
Teil 4 – Ein Rad für alle Fälle. Auch im Alter mobil dank Fahrrad