Aktiv gegen Multiple Sklerose
Bringen Sie Ihren Körper trotz MS auf Trab
Lange Zeit wurde Menschen mit Multipler Sklerose von jeder Anstrengung oder gar Sport abgeraten. Aufgrund der für MS üblichen Symptome und des bei gesteigerter Aktivität deutlich höheren Erschöpfunggrades legten Mediziner ihren Patienten vor allem Vorsicht und maximale Ruhe nahe. Inzwischen ist bekannt, dass die positiven Effekte von Sport auch MS-Erkrankten zugutekommen und Sport darüber hinaus therapeutische Wirkung haben kann. Wir sagen Ihnen, was es dennoch zu beachten gilt.
Die Ergebnisse aktueller Studien sind vielversprechend und legen einen direkten Zusammenhang von Bewegung oder Training und gesundheitlichen Wirkungen nahe. Ausdauer, Leistungsfähigkeit, Muskelkraft, Gleichgewicht, Mobilität, Gesundheitswahrnehmung und Lebensqualität werden durch mäßige Bewegung und Sport nachweislich verbessert. In einer zusammenfassenden Studie von Erin M. Snook und Robert W. Motl kommen die Autoren zu dem Schluss, dass sportliche Aktivität zu einer Steigerung der Gehfähigkeit führt, die in ihrer Effektivität einer medikamentösen Therapie entspricht. Warum hatte man Patienten dann lange Zeit von Bewegung abgeraten?
Das Uhthoff-Phänomen
Körperliche Anstrengung führt zu einer erhöhten Körpertemperatur, die wiederum zu einer Verschlechterung bereits bestehender neurologischer Symptome führen kann. Übermäßige Erschöpfung, Spastiken oder Lähmungserscheinungen und ein erstmals von Wilhelm Uhthoff in diesem Zusammenhang beschriebenes herabgesetztes Sehvermögen sind typische Begleiterscheinungen sportlicher Aktivitäten.
Der sogenannte Pseudoschub ist jedoch nur vorübergehend, die Symptome klingen mit dem Absenken der Körpertemperatur, beschleunigt durch eine kalte Dusche, wieder ab. Den kurzzeitigen Überlastungserscheinungen stehen langfristige Trainingseffekte und ein gesteigertes Wohlbefinden gegenüber, wie sie auch die sogenannte MuSkAT-Studie beschreibt.
Tipps gegen Überhitzung bei Multipler Sklerose
- Trinken Sie regelmäßig und in großen Mengen, allerdings keinen Kaffee oder Alkohol.
- Achten Sie gerade im Hochsommer auf Kopfbedeckung und trainieren Sie vor allem morgens oder abends.
- Sorgen Sie in geschlossenen Räumen für ein entsprechendes Klima oder Belüftung.
- Verwenden Sie Kühlwesten oder -hosen und Schweißbänder sowie leichte Funktionskleidung.
- Helfen Sie Ihrem Körper zurück auf Normaltemperatur durch feuchte Tücher, Eiswürfel oder eine kalte Dusche.
Die Vorteile von Sport auch bei MS
Sport fördert die Durchblutung des Gehirns. Es erweitert die Blutgefäße, stärkt die Muskeln sowie im Speziellen das Herz und fördert die Fettverbrennung. Sportliche Aktivitäten können dem schleichenden funktionalen Abbau durch MS vorbeugen und trainieren das Gleichgewicht. Sie wirken gegen Depressionen und Stress und langfristig auch gegen Erschöpfungserscheinungen (Fatigue). Sport erhöht die Lebensqualität signifikant, gibt Selbstvertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit und bringt Menschen in Kontakt.
Jeder Schritt zählt
Bewegung beginnt schon im Alltag, Anlässe sollten bewusst gesucht werden. Nehmen Sie beispielsweise die Treppe anstelle des Fahrstuhls, laufen Sie zu Fuß oder fahren Sie mit dem Rad statt mit dem Auto oder Bus. Bauen Sie Bewegung in Ihr Leben ein. Planen Sie mit 1 Stunde am Tag, als regelmäßiges Sportprogramm oder in vielen kleinen Trainingseinheiten von ca. 10 Minuten. Für MS-Patienten ist eine Mischung aus Ausdauersport und Krafttraining ideal.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass ein Training nicht erschöpfend sein muss, um einen positiven Effekt zu haben. Gehen Sie maßvoll an die Sache ran und bedenken Sie auch Ihre Grenzen:
- Ziehen Sie Ihren behandelnden Arzt oder Physiotherapeuten zurate.
- Fangen Sie mit leichten Trainingseinheiten an.
- Bleiben Sie gegenüber Symptomen aufmerksam und unterbrechen Sie bei Beschwerden oder verringern Sie die Intensität.
- Die Übungen sollten nach eigenem Empfinden nur mäßig anstrengend sein.
- Steigern Sie erst die Dauer, anschließend die Häufigkeit und zum Schluss die Intensität einer Aktivität.
- Führen Sie zur besseren Kontrolle ein Sporttagebuch und tragen Sie neben Ihren Aktivität auch Ihr Befinden ein.
Es gibt eine Vielzahl von Gründen, gerade für Menschen mit MS, Sport zu treiben. Dabei geht es nicht nur um einen möglichst langfristigen Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit, sondern immer auch um eine Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens. Wichtig ist der Spaß am Training, dranzubleiben und ein maßvolles Ziel.