Sicheres Wohnen: Typische Stolperfallen im Haus vermeiden
Das eigene Zuhause gehört zu den vertrautesten Orten der Welt. Es kann aber auch leicht zu einem Ort mit zahlreichen Stolperfallen werden. Mit dem Älterwerden und bei altersunabhängigen körperlichen Einschränkungen steigt die Gefahr, über Teppichkanten und Kabel zu stürzen, erheblich an.
Blaue Flecken, Prellungen und Knochenbrüche sind mögliche Sturzfolgen. Auch psychische Folgen machen den Betroffenen häufig zu schaffen. Schlimmstenfalls endet ein Sturz tödlich. Umso wichtiger ist es, die eigenen vier Wände gründlich auf Stolperfallen zu überprüfen und diese schnellstmöglich aus dem Weg zu räumen. Der folgenden Ratgeber zeigt, wo potenzielle Gefahrenquellen im Haus lauern und mit welchen Maßnahmen sie sich vermeiden lassen.
1. Stolperfalle: Zu viele Möbel auf engem Raum
Im Laufe eines Lebens sammeln sich Dutzende von Einrichtungsgegenständen an. Stehen Möbelstücke zu dicht beieinander, bieten sie keinen Raum für freie Beweglichkeit und verhindern somit ein sicheres und stolperfreies Durchkommen. Besonders Menschen, die auf einen Rollator oder andere Gehhilfen angewiesen sind, gelangen so nicht ungehindert durch den Raum.
Lösungsvorschläge
Einem Richtwert nach sollte vor jedem Möbelstück eine Bewegungsfläche von 120 Zentimetern verbleiben. Ist dies nicht gegeben, lohnt es sich zu überlegen, welche Gegenstände unentbehrlich sind und welche beispielsweise verkauft oder verschenkt werden können.
Das Ausmisten erhöht nicht nur die notwendige Bewegungsfreiheit, sondern erleichtert gleichzeitig die mit zunehmendem Alter beschwerlicher werdenden Reinigungsarbeiten.
Extratipp: In diesem Zuge ist es sinnvoll, Alltagsutensilien so zu platzieren, dass sie leicht zugänglich sind.
2. Stolperfalle: Gefahren im Badezimmer
Das Badezimmer birgt durch Feuchtigkeit und rutschige Oberflächen zahlreiche Stolperfallen. Ein hoher Einstieg in die Badewanne stellt ebenfalls eine potenzielle Unfallquelle dar – vor allem, wenn mit den Jahren die Schritte unsicherer werden. Laut einer Robert-Koch-Studie verletzen sich circa 250.000 Bürger pro Jahr im Badezimmer. Kinder und Senioren sind am häufigsten betroffen.
Lösungsvorschläge
Generell ist es wichtig, dass im Badezimmer ein ausreichender Bewegungsspielraum gegeben ist. Hierzu gehört eine optimale Ausleuchtung der bodennahen Flächen, damit Wasser- und Duschgel-Reste rechtzeitig erkannt werden. Eine rutschfeste Unterseite und Gummiunterleger sichern Fußmatten und Vorleger im Badezimmer.
Badewanne, Dusche und WC lassen sich ebenfalls sturzsicher machen:
- Eine bodenebene Dusche verhindert Stolperfallen ebenso wie rutschfeste Fliesen.
- Antirutsch-Matten sind ein einfaches und schnell umzusetzendes Hilfsmittel. Sie sind in fast jedem Drogeriemarkt erhältlich und werden in die Dusche beziehungsweise in die Badewanne gelegt.
- Sofern es die räumlichen Gegebenheiten zulassen, lässt sich eine geflieste Sitzbank an der Duschwand einplanen oder kostengünstige Alternativen wie Duschhocker nutzen. Auch Badewannenhocker stehen sicher auf glattem und nassem Untergrund und sind durch höhenverstellbare Beine an die gewünschte Höhe anpassbar.
- Haltegriffe in der Dusche, über der Badewanne sowie neben Waschbecken und Toilette bieten sicheren Halt und erhöhen den Komfort. Die Griffe sind in verschiedenen Größen und Ausführungen erhältlich und sollten stabil mit Dübeln und Schrauben an der Wand befestigt sein.
- Wird das Wannenbad mühsamer, ermöglichen Badewanneneinstiegshilfen einen sicheren Ein- und Ausstieg.
3. Stolperfalle: Ungeeignete Hausschuhe
Zahlreiche häusliche Stürze lassen sich mit dem richtigen Schuhwerk vermeiden. Vor allem bei Gangunsicherheiten sind passende Schuhe eine unverzichtbare Schutzmaßnahme. Das gilt auch für Hausschuhe. Kuschlige Pantoffeln mögen flauschig und warm sein, sie bieten jedoch in gefährlichen Situationen keinen Halt.
Lösungsvorschläge
Die modischen Aspekte sollten beim Hausschuhkauf hintenanstehen. Wichtig ist, dass die Schuhe stabil am Fuß sitzen, um ein Umknicken und ein ungewolltes Herausschluppen zu verhindern. Insbesondere die Ferse benötigt einen ausreichenden Halt. Je weniger das natürliche Fußverhalten verändert wird, umso besser.
Ideale Hausschuhe erfüllen folgende Kriterien:
- Sie schützen die Füße und beugen Verletzungen vor.
- Sie verfügen über eine ordentliche Profilsohle, die auch auf glatten Böden optimalen Halt gewährt.
- Sie zeichnen sich durch einen flachen Absatz aus und bieten ein bequemes Laufgefühl.
Wichtig: Abgetragene Hausschuhe bitte rechtzeitig austauschen. Wem Hausschuhe zu unbequem sind, für den sind rutschfeste Socken eine gute Alternative. Sie bieten – aufgrund gummierter Fußsohlen – einen sicheren Gang und verhindern ein Ausrutschen auf glatten Böden.
4. Stolperfalle: Türschwellen
Türschwellen sind in Altbauwohnungen oft notwendig, um einen dichten Abschluss der Tür zu erreichen und die Energieeffizienz des Hauses zu optimieren. Im Alltag stellen sie jedoch besonders für Kinder, Menschen mit Gehbehinderungen und Senioren eine gefährliche Stolperfalle dar.
Lösungsvorschläge
Schwellenfreie Übergänge sind immer ein Gewinn an Komfort. Im Idealfall wird die Türschwelle entfernt. In einer Mietwohnung ist hierfür die Einverständniserklärung des Vermieters notwendig.
Lassen sich die Schwellen nicht entfernen, sollten sie sich farblich vom Boden abheben. Hier kann ein Anstrich mit auffallenden Farben die Orientierung erleichtern. Falls hohe Türschwellen vorhanden sind, ist es sinnvoll, fließende Übergänge zu schaffen. Die Überbrückung mit einer Rampe verhindert zum Beispiel, dass sich die Räder eines Rollstuhls bzw. eines Rollators an der Schwelle querstellen.
5. Stolperfalle: Dekorierte Treppen
Erstreckt sich die Wohnung über verschiedene Etagen, gilt es, Treppenstufen zu bewältigen. Ständiges Treppensteigen ist anstrengend und kann obendrein gefährlich und zu einer unüberwindbaren Hürde werden. Sind die Stufen dekoriert und vollgestellt, ist ein Sturz im Grunde vorprogrammiert.
Lösungsvorschläge
Treppen sind keine Abstellflächen. Stolperfallen wie Zwischengelagertes, Blumentöpfe und andere Accessoires bitte von der Treppe fernhalten.
Weitere Gefahrenquellen lassen sich mit folgenden Mitteln entschärfen:
- Die einzelnen Stufen sollten gut zu erkennen sein. Kontrastfarben und fluoreszierende Materialien an den Stufenkanten leuchten im Dunkeln. Zudem ist wichtig, dass am oberen sowie am unteren Ende der Treppe ein Lichtschalter vorhanden ist. Bewegungsmelder bieten zwar den Vorteil, dass kein Schalter im Dunkeln gesucht werden muss, allerdings ist die Beleuchtungsdauer häufig zu kurz.
- Die Treppen mit rutschfesten Matten beziehungsweise Antirutsch-Klebebändern auszustatten, sorgt für ein Plus an Sicherheit. Beschädigte Stufenkanten sollten umgehend ausgebessert werden.
- Geländer und Haltegriffe sorgen auch bei wenigen Treppenstufen für einen erhöhten Schutz.
- Wird das tägliche Treppensteigen zur Herausforderung, bietet sich der Einbau eines Treppenliftes an.
6. Stolperfalle: Teppiche und Läufer
Läufer und frei liegende Teppiche sorgen für warme Füße und peppen eintönige Räume auf. Allerdings können hochstehende Teppichkanten und Läufer schnell zum Verhängnis werden. Viele Haushaltsunfälle sind auf rutschende Teppiche zurückzuführen. Ist man auf Gehhilfen angewiesen, erschweren sie die Fortbewegung enorm.
Lösungsvorschläge
Wer nicht auf die Ausstrahlung von Läufern und Teppichen verzichten möchte, sollte diese mit Antirutsch-Matten fixieren. Sie lassen sich auf die gewünschte Länge zurechtschneiden und sind häufig sogar für Fußböden mit Fußbodenheizung geeignet.
Hochstehende Teppichkanten bitte mit beidseitigem Klebeband beziehungsweise Teppichklebeband befestigen. Hiermit lässt sich nicht nur die Ecke, sondern der gesamte Teppich auf dem Fußboden fixieren. Für alle Befestigungsarten gilt: regelmäßig überprüfen, ob alles festsitzt.
7. Stolperfalle: Unzureichende Beleuchtung
Wer nachts schnell ins Bad muss und hierbei auf eine ausreichende Beleuchtung verzichtet, kann tückische Stolperfallen im Haus schnell übersehen. Vor allem ältere Menschen müssen nachts häufiger aus dem Bett, weil sie einen starken Harndrang verspüren. Mit dem Älterwerden können die Augen zudem nicht mehr genug Licht aufnehmen.
Lösungsvorschläge
Nachtlichter in den Steckdosen machen den Weg vom Schlafzimmer zum Bad sicherer. Auch fest installierte Leuchten leisten gute Dienste. Wichtig ist, dass diese nicht blenden. Leuchtstreifen an Türgriffen und Lichtschaltern unterstützen zusätzlich.
Eine Beleuchtung, die durch Bewegungsmelder gesteuert wird, kann ebenfalls eine große Hilfe sein, um sich in der Nacht gefahrlos durch die Wohnung zu bewegen. Batteriebetriebene LED-Leuchten mit integriertem Bewegungsmelder sind kostengünstig im Handel erhältlich.
8. Stolperfalle: Herumliegende Kabel
Ohne Stromkabel geht nichts. Dennoch liegen Kabel meist im Weg und mutieren zu gefährlichen Stolperfallen. Nicht alle Räume verfügen über ausreichend Steckdosen – also wird improvisiert und ein Verlängerungskabel gelegt. Doch quer durch den Wohnraum verlegte Kabel zählen zu den Hauptverursachern für Stürze.
Lösungsvorschläge
Kabelsalate am Fußboden vermeiden und die Kabel auf Beschädigungen überprüfen. Weitere Gegenmaßnahmen sind:
- Mehrere Kabel am Gerät mit Kabelbinder zusammenbinden, damit sie sich nicht verheddern.
- Beim Telefonkabel darauf achten, dass dieses nicht zu lang ist. Statt der langen Telefonschnur darf es gerne eine schnurlose Variante sein.
- Wer Geräte wie Fernseher, Stehleuchten und Computer besitzt, sollte die Kabel auf der Fußleiste an der Wand entlang fixieren oder hinter Möbelstücken verlegen. Kabelbrücken sind ebenfalls sinnvoll. Sie verfügen über abgeschrägte Kanten, um Unfälle sowie das Eindrücken durch Räder – wie beispielsweise von einem Rollstuhl – zu verhindern.
- Alternativ besteht die Möglichkeit, sich von einem Profi neue Steckdosen verlegen zu lassen.
9. Stolperfalle: Arbeiten im Haushalt
Eine durchgebrannte Glühbirne wechseln, Fenster putzen, Gardinen aufhängen: Viele Tätigkeiten im Haushalt bergen eine Reihe von Gefahren für Menschen jeglichen Alters. Ältere Menschen scheuen sich jedoch häufig, Angehörige und Bekannte um Hilfe zu bitten und erledigen die Arbeiten selbst – unter Gefährdung der eigenen Sicherheit.
Lösungsvorschläge
Da der Frühjahrsputz – vor allem für Senioren – keine leichte Angelegenheit ist, gilt: Nicht zu viel vornehmen und ausreichend Pausen einlegen.
Im Fachhandel gibt es eine Reihe von hilfreichen Utensilien, die die Hausarbeit erleichtern. Anstelle eines Staubtuches kommt zum Beispiel ein Staubwedel mit ausziehbarem Teleskopstiel zum Einsatz.
Die Hausputz-Kleidung sollte auf die Tätigkeit abgestimmt sein. Weite Ärmel und Bänder bleiben leicht irgendwo hängen und werden zur gefährlichen Stolperfalle.
Wichtig ist, die eigenen Kraftreserven realistisch einzuschätzen und notfalls Familie oder Nachbarn um Hilfe zu bitten. Gerade beim Fensterputzen besteht ein erhöhtes Sturzrisiko, das Menschen mit eingeschränkter Mobilität nicht eingehen sollten. Haushaltshilfen bieten gerne ihre Dienste an.
10. Stolperfalle: Leichtsinn statt Leiter
Wer kennt nicht die Versuchung, einen Stuhl zu nutzen, um ein Regal zu erreichen oder Putzarbeiten zu erledigen? Das ist sicherlich bequemer als die Leiter aus dem Keller zu holen – aber viel gefährlicher. Stühle, Lehnen oder sonstige Gegenstände sind kein Leiterersatz und sollten auch nicht als solcher genutzt werden. Das Balancieren auf ungeeigneten Gegenständen kann zu folgenschweren Stürzen führen.
Lösungsvorschläge
Ursache für die Stuhlalternative ist meist, dass sich die Leiter im Keller befindet. Besser ist es, die Leiter im direkten Wohnumfeld zu platzieren. Zum Beispiel in einer Abstellkammer oder hinter einer Tür. Somit ist sie schnell griffbereit und verhindert gleichzeitig das Umsteigen auf unsichere Möbel.
Weiterhin ist es sinnvoll, für Hausarbeiten eine kleine Trittleiter zu nutzen und diese regelmäßig einer Sichtkontrolle zu unterziehen. Eine beschädigte Leiter muss umgehend ausgetauscht werden. Wer in diesem Zusammenhang mit einer Neuanschaffung liebäugelt, sollte darauf achten, dass die Leiter auf vier stabilen, rutschfesten Füßen steht und mit einem GS-Zeichen gekennzeichnet ist.
Fazit
Stolperfallen lauern in jeder Wohnung. Treppen, Badezimmer und Türschwellen sind am häufigsten für häusliche Unfälle verantwortlich. Doch das muss nicht sein: Durch die Umsetzung der aufgeführten Maßnahmen lässt sich die Gefahr für Stürze mit kleinen Veränderungen deutlich reduzieren.
Barrierefreie Umbaumaßnahmen wie der Einbau eines Treppenlifts, die Überbrückung von Stufen sowie der Abbau von Schwellen werden sogar von der KfW-Bank (Kreditanstalt für Wiederaufbau) gefördert.
Wer die vorgestellten Lösungsvorschläge beherzigt und gegebenenfalls die Unterstützung durch Hilfsmittel in Betracht zieht, kann das Sturzrisiko erheblich senken und sicherer in seinen eigenen vier Wänden leben.