Altersgerechtes Treppenhaus: Acht Tipps für sichere Treppen
Treppen sind konstruktiv alles andere als barrierefrei. Das wird für jeden im Alter zu einem echten Problem. Als letzte Maßnahme kann ein Treppenlift dabei helfen, die oberen Stockwerke eines Hauses noch begehbar zu halten.
Bis dahin gibt es einige Maßnahmen, die das Auf- und Absteigen von Treppen so sicher wie möglich halten. In diesem Ratgeber haben wir dazu die wichtigsten Maßnahmen zusammengefasst.
Treppen maximieren Grundfläche
Grund und Boden ist in Deutschland ein knappes Gut. Deshalb ist das Bauen in die Höhe auch bei kleinen Immobilien sinnvoll. So lässt sich der verfügbare Platz leicht beliebig vervielfachen. Personenaufzüge sind zwar komfortabel, aber teuer. Außerdem sind sie wartungspflichtig und können bei Ausfällen zu Problemen führen.
Deshalb ist die Treppe die einfachste, schnellste und zuverlässigste Lösung, um höher gelegene Stockwerke zu erreichen. Treppen sind jedoch nur so lange nutzbar, wie die Beine eine Person tragen können. Es genügt ein verstauchter Knöchel und aus dem komfortablen Bauelement wird ein unüberwindbares Hindernis.
Normung macht Treppen nutzbar
Eine Treppe kann nicht einfach so gebaut werden. Die DIN 18065 schreibt vor, wie ein Treppenhaus auszuführen ist. Sie gibt an, wie breit Stufen und wie hoch die Steigungen sein müssen. Besonders wichtig ist, dass diese Maße entlang eines Treppenlaufes gleichbleiben. Haben Stufen unterschiedliche Höhen und Breiten, sind Stolpern und Stürze unvermeidlich. Die üblichen Maße dazu sind eine Stufenhöhe von 17 Zentimetern und eine Stufenbreite von 28 Zentimetern.
Die DIN 18040 schreibt zusätzliche Maßnahmen vor, die für barrierefreies beziehungsweise barrierearmes Bauen gelten. Diese Norm deckt nicht nur die Vorgaben zum vereinfachten Besteigen der Treppe ab. Sie schlägt auch Gestaltungselemente vor, die es Sehbehinderten einfacher machen, den Aufstieg zu benutzen.
Aus den grundlegenden Normvorgaben und ihren Erweiterungen lassen sich folgende Tipps für den Bau eines erleichternden Treppenbaus ableiten.
1. Heute schon an morgen denken
Häuser baut man normalerweise in jungen Jahren. Dennoch ist es sinnvoll, es vom ersten Spatenstich an darauf hinzuplanen, dass es irgendwann zum Altersruhesitz wird. Die Mehrkosten sind bei einer geschickten Planung nur geringfügig und verursachen nur ein Bruchteil dessen, was ein späterer Umbau eines bestehenden Gebäudes kosten würde.
In Bezug auf den Treppenbau bedeuten dies Folgendes:
- Treppen ausreichend breit gestalten
- Treppen nur mit geraden Läufen bauen, Wendeltreppen vermeiden
- beidseitige Handläufe einplanen
Gerade Treppenläufe kosten zwar etwas mehr Platz. Dafür sind sie sicherer und komfortabler zu begehen. Außerdem machen sie den späteren Einbau eines Treppenliftes wesentlich günstiger.
Auch wenn das Haus nicht als eigener Altersruhesitz dienen soll, so steigt mit dem altersgerechten und möglichst barrierefreien Bauen sein Wert.
2. Handläufe nachrüsten
Möchte man ein bestehendes Treppenhaus altersgerecht umbauen, sind beidseitig montierte Handläufe die einfachste und schnellste Möglichkeit dazu. Diese werden in einer Höhe von 85 bis 90 Zentimetern angebracht. Der Geländerholm ist unterbrechungsfrei von der unteren bis zur oberen Stufe, einschließlich zwischengebauter Podeste. Außerdem läuft er an beiden Seiten 30 bis 50 Zentimeter über die Treppe hinaus.
Gebürsteter Edelstahl ist als Material für den Handlauf ideal. Sein Durchmesser sollte etwa 3 bis 5 Zentimeter haben. Runde und ovale Querschnittsformen lassen sich besonders gut greifen. Ein Handlauf aus Holz ist zwar warm, kann aber bei ständigem Gebrauch splittern.
Die Halterungen des Handlaufs sind unterhalb montiert. Dadurch stören sie nicht beim Umgreifen des Holms. Außerdem sollten sie den Handlauf ausreichend weit von der Wand entfernt halten. So kann sich niemand beim Umgreifen die Finger klemmen.
Handläufe sind idealerweise auf beiden Seiten montiert. Wenn die Treppe schmal genug ist, kann sich die Person so beidseitig festhalten. Auch bei Stürzen ist eine zusätzliche Greifhilfe sinnvoll. Sie kann dabei helfen, schlimmere Verletzungen zu vermeiden.
Falls kleinwüchsige Personen die Treppe nutzen sollen, ist ein zusätzlicher Handlauf in passender Höhe angezeigt.
Für blinde Personen bietet der Handel auch kleine Platten mit Braille-Schrift an. Sinnvoll sind Nummern und Summen der Treppenstufen. Wenn diese Platten Informationen in Form von „dritte Stufe von fünfzehn“ geben, so weiß die sehbehinderte Person immer genau, wo sie sich befindet.
3. Treppe für Sehbehinderte optimieren
Das Sehen ist für das sichere Begehen einer Treppe besonders wichtig. Dazu dienen die folgenden Maßnahmen:
- Stufenmarkierung
- Kennzeichnung der oberen und unteren Stufe
- Beleuchtung
Die Stufenmarkierung ist der schwarze, breite Streifen an der Vorderkante einer Treppenstufe. Er muss nicht unbedingt schwarz sein. Wichtig ist, dass er möglichst zum Kontrast zur Farbe der Treppenstufe gehalten wird. Das erleichtert es Personen mit einer leichten bis mittleren Sehbehinderung, sich auf den Stufen zu orientieren. Wichtig ist, dass der Streifen durchgängig ist. So schreibt es die Norm vor.
Zusätzlich kann die obere und untere Stufe eines Treppenlaufs farblich abgesetzt werden. Unterscheiden sich diese deutlich sichtbar von den anderen Stufen der Treppe, hilft dies Sehbehinderten den Aufstieg zu besteigen und wieder zu verlassen.
Der gesamte Treppenlauf sollte stets hell ausgeleuchtet sein. Neben der Wahl passender Fenster und Deckenstrahler bietet die moderne Technik auch Lösungen an, mit denen sich die Stufen direkt anleuchten lassen. Diese bestehen aus schmalen LED-Streifen oder vormontierten Modulen. Sie werden diskret in der Unterkante des nächstoberen Stufenauflage montiert. Diese leistungsstarken Elemente leuchten die unterliegende Stufe vollständig aus.
Darüber hinaus gibt es Treppenläufe mit integriertem LED-Streifen. Diese beleuchten wahlweise die dahinterliegende Wand oder dienen zur Markierung. Das macht es sehbehinderten Menschen ebenfalls wesentlich leichter, sich auf der Treppe zu orientieren.
Die Beleuchtung der Treppe sollte mindestens durch einen Schalter direkt an beiden Enden gewährleistet sein. Für altersgerechtes Bauen ist eine Lichtsteuerung über einen Bewegungsmelder optimal. Die Person, welche die Treppe verwenden will, braucht so den Schalter nicht erst zu suchen. Die heute verfügbaren technischen Lösungen sind sehr komfortabel. Eine Zeitschaltung ist in den meisten Treppenlicht-Steuerungen integriert und lässt sich beliebig programmieren.
4. Rutschbremsen anbringen
Zum altersgerechten Gestalten einer Treppe gehört es auch, die Stufen gegen Ausrutschen zu sichern. Ideal sind dazu Materialien, die von sich aus einen ausreichenden Reibungswiderstand besitzen. Angeraute oder gerillte Steinplatten bieten bereits eine gute Rutschsicherheit. Nachgerüstete Lösungen in Form von Teppich- oder Gummielementen sind zwar schnell und preiswert montiert.
Problematisch wird es jedoch, wenn diese Elemente alterungsbedingt sich von den Stufen lösen. Das passiert, wenn der Kleber aushärtet und an Haftung verliert. Nachgerüstete Teppiche oder Gummiauflagen sollten deshalb regelmäßig auf festen Sitz kontrolliert werden. Wir empfehlen, spätestens drei Jahre nach der Anbringung diese Elemente zweimal jährlich zu prüfen.
Die dritte Möglichkeit sind eingearbeitete Gummileisten. Sie bestehen aus schmalen Gummistreifen, die quer zur Laufrichtung in vorgefräste Nuten eingeklebt werden. Diese Lösung ist zwar technisch aufwendig und teuer. Sie bietet aber einen besonders langlebigen und nachhaltigen Schutz gegen Ausrutschen auf der Treppe. Hinzu kommt, dass sich so gestaltete Treppen besonders gut reinigen lassen.
Bei aufgeklebten Teppichen besteht das Problem, dass sich die Treppe nur noch schwierig nass reinigen lässt. Ebenso verschmutzen angeraute und gerillte Stufen sehr leicht, da sich der Schmutz in den Ritzen verfängt.
Bei eingearbeiteten Gummileisten lässt sich die Treppe problemlos nasswischen. Die Leisten sitzen schließlich besonders fest. Neben der kraftschlüssigen vertikalen Verbindung durch einen geeigneten Kleber, haben die Leisten einen Formschluss in der wichtigen horizontalen Richtung. Dadurch können sie nicht verrutschen und bieten stets ausreichenden Grip für jeden Fuß.
5. Verzicht auf Dekoration
Man kann auch durch Unterlassen viel dazu beitragen, eine Treppe so altersgerecht wie möglich zu machen. Dazu gehört es, die Treppe so frei wie möglich zu halten. Girlanden an den Treppenläufen, Pflanzen auf den Stufen oder Mobiles an der Decke sind störend und senken die Sicherheit herab.
Die Treppe sollte in jedem Haus stets so frei wie möglich bleiben. Wanddekorationen in Form von Bildern sind unproblematisch, solange nichts über den Rand des Treppenlaufs hinausragt. Hängeregale sind entlang eines Treppenlaufs allerdings nicht gut platziert. Die Treppe sollte nicht als Lagerraum genutzt werden. Das schließt die Zwischenpodeste mit ein.
6. Notsitze montieren
Einer gehbehinderten Person kann auf einer Treppe schon einmal die Puste ausgehen. Dann ist es gut, wenn Hilfe verfügbar ist. Ein an der Wand montierter Notsitz ist da eine gute Lösung.
Hier bieten Handel und Industrie sehr interessante Produkte an. Die Sitze sind flach an der Wand montiert und werden erst bei Bedarf ausgeklappt. Wichtig ist, dass diese Sitze im Beleuchtungskonzept integriert sind. Außerdem kann es sinnvoll sein, sie mit einem zusätzlichen Notknopf auszustatten. Damit kann die Person Hilfe herbeirufen, wenn es notwendig wird.
7. Umbauten fördern lassen
Die hier beschriebenen Umbauten lassen sich gut zu einem bestehenden Treppenlauf ergänzen. Doch sie können sich zu einem größeren Posten aufsummieren. Die Pflegekasse bietet deshalb eine Unterstützung für alle altersgerechten Erweiterungen eines Haushalts an. Für jede pflegebedürftige Person sind bis zu 4.000 Euro als Zusatzleistung abrufbar.
Diese Summe gilt jedoch nicht nur für die Treppe, sondern für den ganzen Haushalt. Für Küche, Schlafzimmer und vor allem das Badezimmer stehen ebenfalls zahlreiche Ergänzungen zur Verfügung, die das Leben mit Einschränkungen wesentlich einfacher machen. Das Budget von 4.000 Euro kann hierzu einiges an Hilfestellung leisten.
8. Treppenlifte lösen Probleme
Ein Treppenlift löst alle Probleme, die mit dem Erklimmen der Stufen in Zusammenhang stehen. Statt mühsam die Treppe hinaufzuklettern, setzen sich die Personen einfach in einen bequemen Sitz und lassen sich hinauffahren. Die heute verfügbaren Treppenlifte sind sehr leise, wartungsarm und langlebig.
Spätestens wenn ein Treppenlift eingebaut werden soll, macht sich das vorausschauende Planen und Bauen bezahlt. Ein gerader Treppenlauf ist wesentlich einfacher und sicherer mit einem Lift auszustatten als eine gewendelte Treppe.
Treppenlifte sind allerdings eine gewisse Investition. Sie werden individuell konfiguriert und an den bestehenden Treppenlauf angepasst. Das macht sie im Kauf zwar teuer, im Verkauf hingegen aber schwierig.
Deswegen gibt es in den Kleinanzeigen häufig Treppenlifte kostenlos gegen Demontage. Das Übertragen von einem geraden Treppenlauf auf den anderen ist noch einigermaßen möglich. Sobald aber eine Wendelung in der Treppe ist, kommt man an einem individuell konfigurierten Treppenlift nicht mehr vorbei.
Dennoch gibt es die Möglichkeit, einen gebrauchten und geprüften Treppenlift wiederzuverwenden. Diese nutzen die vorhandene Technik. Lediglich die Führungsschiene wird erneuert und an den Treppenlauf angepasst. Für professionell instand gesetzte und fachmännisch installierte gebrauchte Treppenlifte besteht die volle Garantieleistung. Sie sind eine gute Option für Haushalte mit begrenztem Budget. In Summe ist ein gebrauchter oder neuer Treppenlift immer noch wesentlich günstiger als die Kosten für ein Pflegeheim. Unter Umständen lässt sich für dieses praktische und komfortable Modul eine zusätzliche Förderung beantragen. Die Hersteller der Treppenlifte können mit ihrem Kundendienst hier umfassende Beratungen anbieten.
Altersgerechtes Bauen – einfacher als gedacht
In Summe ist festzustellen, dass der Umbau einer Treppe für altersgerechtes Wohnen einfacher und günstiger ist als viele denken. Ein zusätzlicher Treppenlauf, neue Beläge, innovative Beleuchtung und ein wenig Aufräumen sind schon sehr wirksame Beiträge dazu. Dies zeigt, dass eine Immobilie auch im hohen Alter noch lange nutzbar bleiben kann, wenn man die richtigen Maßnahmen ergreift.