Späte Freundschaften
Wie Sie noch im hohen Alter neue Freunde finden
Was Kindern und auch jungen Erwachsenen spielend gelingt, scheint für Ältere deutlich schwerer zu sein: neue Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen. Dabei werden Freunde gerade im Alter für unser Wohlergehen immer wichtiger. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie selbst mit zurückhaltenderem Temperament interessante Bekanntschaften machen können, aus denen sich – wer weiß – auch echte Freundschaften entwickeln können.
Es ist eines der großen Probleme des Älterwerdens und Ursache für viele seelische und auch körperliche Gebrechen: Die Einsamkeit. Viele Menschen haben Partner und auch Freunde überlebt, die eigene Familie hat an Bedeutung verloren oder wohnt zu weit entfernt. Sicherlich, eine eventuell notwendige Pflege ist meist gut organisiert, doch es fehlt der emotionale Austausch, die soziale Nähe und das gemeinsame Erleben schöner Augenblicke.
Glück ist nur echt, wenn man es teilt
Inzwischen ist auch durch wissenschaftliche Untersuchungen belegt, was viele bereits ahnten. Eine Studie der australischen Flinders University in Adelaidehat hat nachgewiesen, dass Freundschaften die emotionale und psychische Gesundheit deutlich verbessern. Demnach soll sich durch den Kontakt zu Freunden die Lebenserwartung um bis zu 22 Prozent erhöhen. Regelmäßige Treffen, anregende Unterhaltungen sowie ein offener und vertrauensvoller Umgang helfen, Stress abzubauen, stärken die persönlich empfundene Sicherheit und damit auch das Immunsystem.
Doch anders als man meinen möchte, verlängert der regelmäßige Kontakt zu Verwandten das Leben kaum. Vermutlich, weil es sich bei der Familie – anders als bei Freunden – selten um Wahlverwandtschaften handelt. Es geht nach Ansicht von Gesundheitsspychologen auch nicht um die Anzahl der Freunde, sondern allein um die Qualität einer Beziehung.
Zu hohe Erwartungen als Freundschaftskiller
Es gibt natürlich ganz verschiedene Arten der Freundschaft und sehr unterschiedliche Erwartungen. Und es versteht sich von selbst: Keine Freundschaft sollte die Hoffnung auf eine höhere Lebenserwartung zur Grundlage haben. Dennoch machen es gerade diese unterschiedlichen Erwartungen schwierig, neue Freunde kennenzulernen. Anders als Kinder sind Erwachsene nicht mehr unvoreingenommen. Das Leben, all ihre Erfahrungen tragen sie in jede neue Beziehung mit hinein – auch auf die Gefahr hin, diese zu überfrachten.
Dabei ist es die Kunst, sich selbst und seine Erwartungen zurückzunehmen, sich offen auf andere einzulassen und sich die Zeit zu nehmen, damit sich aus einer Begegnung mehr entwickeln kann. Je stärker wir uns und eine Beziehung unter Druck setzen, desto weniger Spielraum bleibt zur Entfaltung. Vor allem eines ist wichtig: Weg mit den negativen Gedanken und einem zu kritischen Blick auf sich selbst. Ein überzeugender Auftritt führt keinesfalls zu überzeugenden Freundschaften.
Wo Sie neue Freunde finden
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, um neue Freunde zu finden. Allen gemeinsam ist der Fakt, dass Sie selbst aktiv werden müssen:
- alte Freundschaften wieder aufleben lassen
- bestehenden Freundeskreis nutzen
- soziale Netzwerke ausbauen
Im Laufe eines Lebens lernen wir die unterschiedlichsten Menschen kennen und lieben, aber verlieren über die vielen tausend Alltagsprobleme und -nöte leider wieder viele Freunde und interessante Bekannte. Gerade in der Rush-Hour des Lebens, nach der Berufsausbildung bis zur Lebensmitte einschließlich Familiengründung, durch eine Vielzahl an Umzügen und zu wenig Zeit.
Warum nicht erneut an alte Bindungen anknüpfen, die Schulfreundin oder einen alten Kollegen ausfindig machen und per Telefon oder E-Mail kontaktieren? Standen Sie bereits früher in gutem Kontakt, gibt Ihnen Vertrauen ein solides Fundament, auf dem Sie aufbauen können und eine Fortsetzung alter Freundschaft probieren sollten.
Genauso können Sie Ihren bestehenden Freundeskreis nutzen, um neue Bekanntschaften zu machen. Wer sagt, dass Sie sich nicht einmal unabhängig eines gemeinsamen Freundes mit jemandem treffen können? Die Chance ist groß, dass Sie ähnlich ticken und gemeinsame Themen und Interessen finden werden.
Und um Gemeinsamkeiten geht es. Wer ähnliche Interessen oder Hobbys hat, dem fällt der erste Kontakt wesentlich leichter. Prüfen Sie deshalb auch Ihre Freizeitaktivitäten und lassen Sie sich auf neue soziale Netzwerke ein. Das kann der Sportclub, ein Sprachkurs, aber auch das Ehrenamt sein. Oder Sie gehen mit einem regionalen Busunternehmen auf Tagestour. Durch regelmäßige oder längere Treffen und die Beschäftigung mit einem gemeinsamen Thema, stellt sich über die Zeit von ganz allein eine gewisse Nähe ein.
Keine Angst vor dem ersten Schritt
Wichtig ist bei allem, mit Offenheit und Neugier auf andere Menschen zuzugehen. Das fällt gerade einsamen Menschen nicht immer leicht. Für ein gleichberechtigtes Miteinander muss die eigene Meinung auch einmal zurückgestellt oder darf eine Absage nicht gleich persönlich genommen werden. Vor allem braucht es eine gehörige Portion Mut. Mut, um aus sich herauszutreten, die eigene Angst zu überwinden, sich selbst mit den Augen anderer zu sehen.