Pflegetelefon
Beratung und schnelle Hilfe nicht nur für pflegende Angehörige
Seit über 10 Jahren gibt es das sogenannte Pflegetelefon, welches besonders pflegende Angehörige mit fachkundigem Rat unterstützt. Seit gut fünf Jahren ist es sogar Anlaufpunkt für echte Krisengespräche und bietet damit Hilfe zu vielen Sorgen und Nöten pflegender Menschen.
Ursula Ritter-Goldbach, Leiterin des Pflegetelefons, drückt es so aus: „Wenn Menschen anderen helfen, dann brauchen sie oft selber Hilfe. Das gilt gerade im Pflegekontext. Von daher war die Einrichtung des Pflegetelefons im Jahre 2011 schon ein großer Meilenstein in der Pflegeberatung.“
In Deutschland, wie in vielen anderen Ländern der Welt, wird die Pflege bedürftiger Menschen vor allem auf den Schultern von Millionen Angehöriger getragen. Allein in unserem Land gibt es …
- 4 Millionen Pflegebedürftige
- 5 Millionen pflegende Angehörige (davon 65 Prozent Frauen)
- 3 Millionen dieser sind außerdem erwerbstätig
Um den Spagat zwischen Beruf und Familie zu meistern, um Verdienstausfälle zu stemmen, aber auch um die persönliche Gesundheit Pflegender zu erhalten, kümmert sich der Staat durch die gesetzlichen Rahmenbedingungen und bietet finanzielle Unterstützung. Doch den Behördendschungel zu durchschauen fällt nicht immer leicht und ist gerade für zeitlich eng getaktete Familienangehörige neben der eigentlichen Pflege eine echte Herausforderung. Aus diesem Grund hat das Bundesfamilienministerium 2011 das Pflegetelefon ins Leben gerufen.
Die Nummer für alle
Das Thema ist derart komplex, dass nicht nur pflegende Angehörige regelmäßig um Rat suchen, auch wenn diese die Kernzielgruppe darstellen. Hilfestellung benötigen auch Arbeitgeber und selbst andere Beratungsstellen. Folgende Liste zeigt die angenommen Anrufe nach Personengruppen im Jahr 2020.
- Pflegende Angehörige (70%)
- Umfeld (11%)
- Beratungsstellen (6%)
- Pflegebedürftige (5%)
- Arbeitgeber (4%)
- Sonstige (4%)
Häufige Fragen pflegender Angehöriger
Viele dringende Fragen stellen sich bereits, wenn der Pflegefall eintritt: Was ist als Erstes zu tun? Welche Möglichkeiten der ambulanten Versorgung bestehen vor Ort? Wie lassen sich Umbauten in der eigenen Wohnung finanzieren, welche Formen der stationären Pflege gibt es? Die Mitarbeitenden am Telefon kennen sich mit dieser schwierigen Situation bestens aus und können zur Not auch Hinweise zu weiteren Informationsangeboten geben. Zu den häufigsten Themen gehören Fragen rund um …
- die grundsätzliche Organisation der Pflege
- Vereinbarkeit von Pflege und Beruf
- Kritische und belastende Situationen
Gerade der letzte Punkt hat seit der Einführung einer zusätzlichen Krisenberatung 2016 immer weiter zugenommen. So ist der Anteil an Krisengesprächen von 9 Prozent im Jahr 2019 auf sage und schreibe 28 Prozent im Jahr 2020 gestiegen. Ein Grund hierfür ist sicherlich in den schwierigen Bedingungen für Pflegekräfte während der Pandemie zu verorten, zeigt aber auch generell die hohe Belastung, welche die Betreuung für pflegende Angehörige darstellt.
Viele Pflegende sind ohne Pause für die Betroffenen verantwortlich, was nicht ohne Auswirkung auf den Beruf oder die Familie bleibt. Überforderung, körperliche Erschöpfung, Aggression oder Angst sind typische Folgeerscheinungen. Dies aufzufangen und Pflegende bereits vor dem sich abzeichnenden Burnout zu unterstützen, ist deshalb zentraler Teil des Beratungsangebotes. Das Pflegetelefon hilft dabei, seine eigenen Grenzen zu achten, berät zu Leistungen der Pflegekassen und dient als Lotse zu den Angeboten vor Ort.
Ursula Ritter-Goldbach: „Die Pflege eines Angehörigen zu übernehmen, ist eine große Herausforderungen, gesellschaftspolitisch sehr wichtig, und von daher ist es mir ein Herzensanliegen, den Menschen auch eine Unterstützung bieten zu können.“
Viele Wege zu hilfreichem Rat
Das Pflegetelefon des Bundesfamilienministeriums erreichen Sie bundesweit von Montag bis Donnerstag zwischen 9.00 und 18.00 Uhr und per E-Mail: info(at)wege-zur-pflege.de. Zudem können Sie das Beratungsangebot auch über SQAT in Deutscher Gebärdensprache kontaktieren.
Eine gute Übersicht über das Thema Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf können Sie beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend herunterladen oder als Printausgabe bestellen. Was als Pflegetelefon 2011 gestartet ist, hat inzwischen auch einen eigenen Internetauftritt.