Auslandsreisen mit dem Rollstuhl
Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen stellt das Reisen ins Ausland eine besondere Herausforderung dar. Speziell für diejenigen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, gibt es eine Vielzahl an Aspekten, die im Vorfeld berücksichtigt werden sollten. In diesem Beitrag erhalten Sie die wichtigsten Informationen und praktische Tipps, um eine erfolgreiche Auslandsreise zu erleben.
Vorbereitung der Reise
Um Überraschungen zu vermeiden und eine angenehme Fernreise zu gewährleisten, ist eine umfangreiche Vorbereitung essenziell. Personen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, haben andere Bedürfnisse und Bedingungen, die zu erfüllen sind. Diese Faktoren stehen bei der Planung im Vordergrund:
Reisezielauswahl
Eines der primären Elemente bei der Vorbereitung ist die Wahl des richtigen Reiseziels. Zunächst gilt es, die allgemeinen Kriterien für den Bestimmungsort zu beachten. Dazu gehören
- die Verfügbarkeit von barrierefreien Unterkünften,
- rollstuhlgerechten öffentlichen Verkehrsmitteln und
- zugänglichen Sehenswürdigkeiten.
Das Klima und die kulturellen Gegebenheiten können ebenfalls eine Rolle spielen, da extreme Temperaturen oder unzugängliche historische Stätten die Reise erschweren können.
Einige Länder und Städte sind speziell für ihre Inklusion bekannt. Regionen innerhalb der Europäischen Union sind dabei besonders hervorzuheben, da sie die EU-Regeln zur Barrierefreiheit einzuhalten haben. Skandinavische Länder wie Schweden und Dänemark sind führend in diesem Bereich. Großstädte wie Stockholm und Kopenhagen zeichnen sich durch umfangreiche Infrastrukturen und zahlreiche Dienstleistungen aus, die auf die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern zugeschnitten sind.
In Nordamerika sind Kanada und die USA berühmt für ihre rollstuhlgerechten Einrichtungen, mit Städten wie Vancouver, New York und San Francisco an der Spitze. Australien, insbesondere Sydney, hat ebenfalls bedeutende Fortschritte in der Barrierefreiheit gemacht.
Doch auch in Asien gibt es mehrere Städte und Länder, die als besonders zugänglich für Rollstuhlfahrer gelten. Taipeh in Taiwan, Kuala Lumpur in Malaysia, Hongkong sowie Bangkok in Thailand haben sich in den letzten Jahren diesbezüglich ebenfalls deutlich weiterentwickelt. Viele Hotels und Sehenswürdigkeiten sind dort mittlerweile für Rollstuhlfahrer zugänglich. Singapur hat sich als besonders fortschrittlich entpuppt und garantiert die Zugänglichkeit für zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Diese Städte ermöglichen Rollstuhlfahrern komfortable und sorgenfreie Auslandsaufenthalte.
Planung und Recherche
Damit das gewählte Reiseziel tatsächlich den Anforderungen entspricht, ist eine gründliche Planung und Recherche unerlässlich. Dazu gehören detaillierte Informationen über die Barrierefreiheit vor Ort, etwa
- die Prüfung von öffentlichen Verkehrsmitteln,
- touristischen Attraktionen und
- Dienstleistungen wie Restaurants und Hotels.
Reiseblogs und Foren, die sich auf diese Thematik spezialisiert haben, sind wertvolle Informationsquellen. Websites wie wheelmap.org oder wheeliewanderlust.de bieten Erfahrungsberichte und helfen Ihnen dabei, Orte zu finden, die für alle zugänglich sind. Spezialisierte Reiseführer und Apps sind ebenfalls nützlich, um relevante Auskünfte zu erhalten.
Reisedokumente und medizinische Vorbereitung
Vor einer Auslandsreise sollten Sie alle notwendigen Unterlagen zusammenstellen. Dazu gehören neben dem Reisepass und Visum auch spezielle Dokumente wie ein Behindertenausweis und ärztliche Bescheinigungen, die die Notwendigkeit bestimmter medizinischer Geräte oder Medikamente bestätigen.
Menschen, die einen Elektrorollstuhl brauchen, benötigen darüber hinaus ein Schriftstück vom Sanitätshaus, das Angaben über das Gewicht, die Größe und Art der Batterie beinhaltet. All das sollte vorzugsweise auf Englisch übersetzt worden sein. Diese Dokumente sind hilfreich, um eventuelle Schwierigkeiten bei der Einreise oder Sicherheitskontrollen zu vermeiden.
Die medizinische Vorbereitung ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Stellen Sie sicher, dass Sie alle notwendigen Medikamente in ausreichender Menge mitführen. Die Transportbestimmungen der Fluggesellschaften sollten Passagiere mit gesundheitlichen Einschränkungen ebenfalls berücksichtigen. Dabei ist es ratsam, die Medikamente im Handgepäck zu transportieren und eine ärztliche Bescheinigung über die verschriebenen Arzneimittel einzupacken. Zudem sollten eventuelle Notfallkontakte und Informationen zu medizinischen Einrichtungen am Reiseziel bekannt sein.
Buchung von Transport und Unterkunft
Eine besondere Aufmerksamkeit sollte der Buchung von rollstuhlgerechten Unterkünften gelten. Klären Sie im Voraus, ob das Hotel oder die Ferienwohnung tatsächlich barrierefrei sind. Oftmals geben Hotels auf ihren Websites Auskünfte über ihre Zugänglichkeit an. Trotz dieser Informationen ist es ratsam, sich zusätzlich telefonisch oder per E-Mail zu erkundigen, da es unterschiedliche Arten von Barrierefreiheiten gibt.
- Rollstuhlgerecht: Einrichtungen und Zugänge sind so gestaltet, dass sie von Personen im Rollstuhl ohne fremde Hilfe genutzt werden können. Dazu gehören unter anderem breite Türen, ebenerdige Zugänge, ausreichender Wendekreis im Zimmer und im Bad sowie angepasste Möbelhöhen.
- Seniorengerecht: Diese Bezeichnung weist auf eine Ausstattung hin, die den Bedürfnissen älterer Menschen entspricht, wie Handläufe, rutschfeste Böden und bequeme Sitzmöglichkeiten. Es bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass die Unterkunft vollständig rollstuhlgerecht ist.
- Barrierefrei: Dieser allgemeine Ausdruck umfasst Einrichtungen, die so gestaltet sind, dass sie von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen genutzt werden können. Barrierefreie Unterkünfte gewähren oft eine Kombination aus rollstuhlgerechten Einrichtungen, taktilen Orientierungshilfen für Sehbehinderte und akustischen Signalen für Hörbehinderte.
Es ist ratsam, die spezifischen Anforderungen vor der Buchung genau zu überprüfen, da diese Bezeichnung unterschiedlich ausgelegt werden kann.
Die Buchung von Transportmitteln sollten Sie ebenfalls sorgfältig planen. Bei Flugreisen ist es notwendig, die Fluggesellschaft im Voraus über die Mobilitätseinschränkung zu informieren, damit entsprechende Vorkehrungen getroffen werden können, wie zum Beispiel die Bereitstellung von geeigneten Sitzplätzen oder Assistenz beim Ein- und Aussteigen. Viele Fluggesellschaften verfügen über spezielle Services für Rollstuhlfahrer, einschließlich der Beförderung des Rollstuhls im Frachtraum.
Dasselbe gilt für Reisende, die mit Bus und Bahn unterwegs sind. Die Fahrzeuge sollten barrierefrei und der Zugang zu den Bahnhöfen oder Bushaltestellen problemlos passierbar sein. Einige Länder gewähren spezielle Serviceleistungen, die durch Bahnmitarbeiter beim Ein- und Aussteigen sowie die Bereitstellung von Rampen zur Verfügung stehen.
Während der Reise
Reisen ist eine bereichernde Erfahrung. Damit Rollstuhlfahrer dieses Gefühl ebenfalls für sich zelebrieren können, gibt es während des Aufenthalts weitere Aspekte, die eine zentrale Rolle spielen.
Transport am Reiseziel
Der Transfer und die Zugänglichkeit zu dem öffentlichen Personennahverkehr stehen hier im Vordergrund. Wie bereits erwähnt, ist es unerlässlich für Menschen, die körperlich eingeschränkt sind, sich im Vorfeld über die Gegebenheiten der öffentlichen Verkehrsmittel am Reiseziel zu informieren. Rollstuhlfahrer sollten sich darüber erkundigen,
- welche Haltestellen in ihrer Nähe sind,
- zu welchen Uhrzeiten die Hin- und Rückfahrten möglich sind
- und welche Stationen besser vermieden werden sollten.
Zusätzlich zum Nahverkehr stehen in vielen Städten auch spezielle Rollstuhltaxis zur Verfügung. Diese können Sie im Voraus buchen und bieten oft den Vorteil, direkt am gewünschten Ort abgeholt und abgesetzt zu werden. Zudem gibt es die Möglichkeit, rollstuhlgerechte Autos zu mieten, die mit entsprechenden Anpassungen wie Rampen oder Liftvorrichtungen ausgestattet sind.
Barrierefreie Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten
Viele touristische Attraktionen haben sich darauf eingestellt, für Rollstuhlfahrer zugänglich zu sein. Dazu zählen Museen, historische Stätten und Freizeitparks. Es lohnt sich, vorher die Webseiten der Sehenswürdigkeiten zu besuchen oder direkt Kontakt aufzunehmen, um sich über die Barrierefreiheit zu informieren.
Es gibt eine Vielzahl von Aktivitäten und Touren, die speziell für Rollstuhlfahrer konzipiert sind. Diese können geführte Stadttouren, Bootsfahrten oder Naturerlebnisse umfassen. Anbieter solcher Touren informieren oft detailliert über die zugänglichen Optionen und die benötigte Ausrüstung.
Herausforderungen und Lösungen vor Ort
Trotz bester Vorbereitung können immer wieder unvorhergesehene Probleme auftreten. Hier ist Flexibilität gefragt. Es ist hilfreich, immer einen Plan B zu haben und sich nicht entmutigen zu lassen. Smartphone-Apps und Online-Plattformen können schnelle Hilfe liefern, um alternative erreichbare Wege oder Einrichtungen zu finden.
Menschen mit Mobilitätseinschränkungen dürfen nicht außer Acht lassen, dass weltweit mehr als 65 Millionen Rollstuhlfahrer existieren und es für alles eine Lösung gibt. Deswegen sollten Sie nicht aufgeben, wenn etwas anderes läuft als erwartet.
Lokale Organisationen, die sich auf die Unterstützung von Personen mit Behinderungen spezialisiert haben, können im Ausland ebenfalls nützlich sein. Sie kennen oft die besten Adressen und Angebote vor Ort und können bei unerwarteten Problemen beistehen. Es kann hilfreich sein, vor der Reise Kontakt zu solchen Organisationen aufzunehmen und ihre Kontaktdaten griffbereit zu haben.
Rückkehr und Nachbereitung
Viele Menschen mit Behinderung haben ähnliche Sorgen und Ängste, wenn es darum geht, sicher und komfortabel ans Ziel zu gelangen. Dies gilt besonders für ferne Länder, die andere Standards als Deutschland haben. Daher ist es sinnvoll, Erfahrungsberichte und Feedbacks über Auslandsaufenthalte festzuhalten, um andere Menschen aufzuklären und zu unterstützen.
In den letzten Jahren hat sich vieles gewandelt, da die Nachfrage nach Reisen für Rollstuhlfahrer gestiegen ist. Wenn mehr Menschen darüber berichten, dass es durchaus möglich ist, bestimmte Städte und Länder zu besuchen, werden auch andere Rollstuhlfahrer motiviert, einen Urlaub im Ausland anzustreben. So wird der Stein ins Rollen gebracht, was zu einer weiteren Verbesserung der Barrierefreiheit und einem breiteren Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung führen kann.
Feedback an Reiseanbieter und Unterkünfte
Ein weiterer wichtiger Schritt nach der Rückkehr ist das Feedback an die genutzten Reiseanbieter und Unterkünfte. Konstruktive Rückmeldungen können dazu beitragen, dass diese ihre rollstuhlgerechten Angebote weiter verbessern. Dabei sollten sowohl positive Erfahrungen als auch Verbesserungsvorschläge klar und detailliert kommuniziert werden. Viele Anbieter sind dankbar für solche Rückmeldungen, da sie ihnen helfen, ihre Dienstleistungen für zukünftige Gäste zu optimieren.
Dokumentation und zukünftige Reisen
Es ist empfehlenswert, die eigenen Reiseerfahrungen sorgfältig zu dokumentieren. Das umfasst detaillierte Aufzeichnungen über die genutzten Transportmittel, Unterkünfte und besuchten Sehenswürdigkeiten sowie deren Barrierefreiheit. Eine solche Dokumentation kann bei zukünftigen Reiseplanungen als wertvolle Referenz dienen und die Vorbereitung erleichtern.
Auf Basis Ihrer eigenen Erfahrungen können Sie nützliche Tipps und Strategien für den nächsten Urlaub entwickeln. Dazu gehört unter anderem die Auswahl bestimmter Reiseziele, die sich als besonders rollstuhlgerecht erwiesen haben, oder die Berücksichtigung spezifischer Transport- und Unterkunftsanbieter. Zudem können Sie durch die Reflexion der eigenen Ereignisse mögliche Verbesserungen in der Reiseplanung identifizieren, um zukünftige Reisen noch angenehmer und stressfreier zu gestalten.