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Leben Pflege

Der Gender Care Gap

Die unsichtbare Last der unbezahlten Sorgearbeit

Vater, Kind und Mutter mit Laptop am Tisch, Unterricht und Hilfe bei der Erziehung durch die Mutter.
Auch heute noch übernehmen meist Frauen die Sorgearbeit. | © Bettencourt/peopleimages.com – stock.adobe.com

Früher war klar geregelt: Der Mann verdient das Geld, während die Frau sich um die Familie kümmert. Dass dieses klassische Rollenmodell mittlerweile überholt ist, steht außer Frage. Doch trotzdem ist der Gender Care Gap noch immer ein Thema und eine reale Bedrohung in Sachen sozialer Gleichberechtigung.

 

Was ist der Gender Care Gap?

Die ungleiche Verteilung von unbezahlter Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern ist eines der zentralen Themen, wenn es um soziale Gerechtigkeit und die Rolle der Geschlechter in unserer Gesellschaft geht. Der Begriff „Gender Care Gap“ beschreibt die Diskrepanz zwischen der Zeit, die Frauen und Männer für Tätigkeiten wie Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen und Haushaltsarbeiten aufwenden. Diese Aufgaben wurden traditionell und werden auch heute noch überwiegend von Frauen übernommen, was zu tiefgreifenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ungleichheiten führt.

Nach Angaben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) leisten Frauen in Deutschland im Durchschnitt 44,3 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit (Care-Arbeit) als Männer (Stand 2022). Dies ist ein erheblicher Unterschied, der Auswirkungen auf die wirtschaftliche, berufliche und soziale Stellung von Frauen hat. Sicher gibt es auch Familienkonstellationen, in denen Männer den Großteil der Care-Arbeit übernehmen – das soll nicht ignoriert werden. Da die Zahlen allerdings für sich sprechen, wird im Folgenden speziell von den Auswirkungen des Gender Care Gap auf Frauen die Rede sein.

Zeitverwendungserhebung als Grundlage

Der Gender Care Gap ist keine Erfindung oder Instrument der Frauenrechtsbewegung, womit für eine Gleichstellung aller Geschlechter geworben werden soll. Die Zahlen zur Ungleichverteilung der Sorgearbeit stammen aus der Zeitverwendungserhebung des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2022. Die Erhebung liefert wichtige Daten zur Analyse des Gender Care Gap. Genauer gesagt misst sie, wie viel Zeit Männer und Frauen täglich für verschiedene Tätigkeiten aufwenden, einschließlich der unbezahlten Sorgearbeit. Die Daten zeigen, dass die Diskrepanz zwischen den Geschlechtern zwar langsam abnimmt, aber weiterhin deutlich vorhanden ist.

Laut den Ergebnissen liegt der durchschnittliche Zeitaufwand für unbezahlte Care-Arbeit bei Frauen deutlich über dem der Männer. Dies gilt insbesondere für Tätigkeiten wie Haushaltsarbeit sowie der Betreuung und Pflege von Kindern und älteren Angehörigen. Trotz des zunehmenden Engagements von Männern in Sorgearbeiten sind Frauen nach wie vor unverhältnismäßig stärker belastet.

 

Fröhliche Frau, die sich um ihre ältere Mutter kümmert. Die junge Frau umarmt ältere Dame und zeigt etwas aus dem Fenster.

Die Pflege älterer Angehöriger ist ebenso Teil der Care-Arbeit. | © Mangostar – stock.adobe.com

 

Die Auswirkungen des Gender Care Gap auf die Erwerbsarbeit

Eine der direktesten Auswirkungen des Gender Care Gap zeigt sich in der beruflichen Laufbahn, denn Care-Arbeit und Job zu vereinbaren ist schwer. Die Zeit, die Frauen für unbezahlte Sorgearbeit aufwenden, steht ihnen im Vergleich zu Männern weniger für Erwerbsarbeit zur Verfügung. Dies führt dazu, dass sie häufiger in Teilzeit arbeiten oder für längere Zeit ganz aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden. Im Fall einer Schwangerschaft sind es nach dem Mutterschutz immer noch häufiger Frauen, die in Elternzeit gehen, auch wenn es mittlerweile Modelle gibt, die eine gerechtere Verteilung ermöglichen. Diese Einschränkungen haben jedoch weiterhin unmittelbare Auswirkungen auf ihre Karrierechancen und das Einkommen.

Frauen arbeiten demnach häufiger in Berufen mit geringerer Vergütung, was auch zur Manifestation des Gender Pay Gap beiträgt – der Lohnlücke zwischen Männern und Frauen. Diese strukturelle Ungleichheit zeigt sich besonders deutlich in Branchen wie dem Einzelhandel, der Pflege und dem Dienstleistungssektor, in denen Frauen überrepräsentiert sind und gleichzeitig die Löhne niedriger ausfallen. Zudem haben viele Frauen, die aufgrund von Sorgearbeit in Teilzeit arbeiten, häufig nicht dieselben Aufstiegschancen wie ihre männlichen Kollegen in Vollzeitpositionen. Diese Dynamik führt dazu, dass Frauen im Schnitt 18 Prozent weniger verdienen als Männer.

Der Gender Pension Gap: Altersarmut als Folge des Gender Care Gap

Die Auswirkungen des Gender Care Gap enden nicht mit der Erwerbsarbeit, sondern setzen sich im Alter fort. Der Gender Pension Gap, also die Rentenlücke zwischen den Geschlechtern, ist eine direkte Folge der geringeren Erwerbsbeteiligung und des niedrigeren Einkommens von Frauen. Da die Rentenansprüche an die Höhe des Einkommens und die Dauer der Erwerbsarbeit gekoppelt sind, führt die Reduzierung der Erwerbsarbeit aufgrund der Sorgearbeit zu erheblichen Unterschieden in der Rentenhöhe zwischen Männern und Frauen.

Die durchschnittlichen Rentenansprüche von Frauen in Deutschland liegen laut dem BMFSFJ deutlich unter denen der Männer. Das macht Frauen besonders anfällig für Altersarmut, vor allem, wenn sie im Alter allein leben. Die Abhängigkeit von Partnern oder staatlicher Unterstützung wird somit zum zentralen Thema für viele Frauen im Ruhestand. Dieser Zustand wird weiter verschärft, wenn Frauen nach einer Trennung oder Scheidung auf sich gestellt sind und keine ausreichende finanzielle Vorsorge getroffen haben.

Wirtschaftliche Abhängigkeit und prekäre Lebenslagen

Dass die zusätzliche Zeit, die Frauen für unbezahlte Arbeit aufwenden, zu einer Einschränkung ihrer Erwerbsarbeit führt, ist nur logisch. Der Tag hat auch für Mütter und Pflegende nur 24 Stunden und die Tätigkeiten, die sie nebenbei erledigen müssen, lassen sich selten mit einer 40 Stunden Arbeitswoche vereinbaren. Das wiederum führt zu einer zunehmenden wirtschaftlichen Abhängigkeit.

Viele Frauen sind finanziell von ihren Partnern abhängig, was sie in prekären Lebenslagen weiter benachteiligt. Besonders im Falle einer Trennung, Scheidung oder Verwitwung kann diese Abhängigkeit erhebliche Herausforderungen mit sich bringen. Zwar ist der Entlastungsbetrag in der Pflege eine finanzielle Unterstützung für Pflegebedürftige und deren Angehörige, doch ausreichend ist er nicht.

Frauen, die ihre Karriere aufgrund von Sorgearbeit zurückgestellt haben, stehen dann oft vor dem Problem, keine ausreichenden finanziellen Rücklagen zu haben, um ihren Lebensstandard zu halten. Mögliche Konsequenzen sind ein Umzug in eine kleinere Wohnung oder dass finanzielle Unterstützung seitens des Staates nötig wird.

Letztlich führt dies alles nicht nur zu wirtschaftlichen Herausforderungen. Die psychische Belastung ist enorm, da die finanzielle Unsicherheit neben der Unabhängigkeit besonders das Selbstwertgefühl beeinträchtigen kann.

 

Aufnahme einer jungen Frau, die an einem Laptop arbeitet, während sie ihr kleines Kind zu Hause babysittet.

Erwerbsarbeit und Sorgearbeit lassen sich nicht immer problemlos vereinbaren. | © milanmarkovic78 – stock.adobe.com

 

Die Rolle der Pflegearbeit im Gender Care Gap

Ein besonders kritischer Bereich, in dem sich die Lücke zeigt, ist die Pflegearbeit. Dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge wird der Großteil der informellen Pflegearbeit in Deutschland von Frauen geleistet. Diese Arbeit betrifft in dem Fall nicht nur die Betreuung von Kindern, sondern auch die Versorgung von pflegebedürftigen Verwandten.

Frauen übernehmen dabei häufig die Hauptverantwortung. Im Bereich der Pflege von Angehörigen ist jedoch weniger die Einschränkung der beruflichen Möglichkeiten zu erwähnen, sondern die körperliche und emotionale Belastung. Es ist oft eine rund um die Uhr anfallende Aufgabe, die kaum Raum für Erholung lässt und gleichzeitig nur selten von den Arbeitgebern berücksichtigt wird. Was es zusätzlich mit einem Menschen mental macht, wenn er sich beispielsweise um die Pflege der eigenen Eltern oder anderen nahestehenden Personen kümmern muss, wird häufig übersehen.

Eine Analyse des DIW zeigt, dass der Ausbau der Pflegeversicherung eine Möglichkeit darstellt, die Last der informellen Pflege besser zu verteilen und somit den Gender Care Gap zu verringern. Durch eine stärkere Unterstützung professioneller Pflegedienste oder eine Ausweitung der staatlichen Leistungen könnte die Belastung, die vorwiegend Frauen tragen, reduziert werden. Dies würde nicht nur die Pflegequalität erhöhen, sondern auch die berufliche Teilhabe von Frauen fördern.

 

Gesellschaftlicher Wandel und politische Maßnahmen zur Reduktion des Gender Care Gap

Die Reduzierung des Gender Care Gap beziehungsweise eine gleichmäßigere Verteilung der Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen ist nicht unerreichbar. Es sind dazu allerdings umfassende politische und strukturelle Maßnahmen erforderlich. Die Gesellschaft hat in den letzten Jahren schon erhebliche Fortschritte gemacht, um das Bewusstsein für geschlechterspezifische Ungleichheiten zu schärfen, aber es gibt noch viele Herausforderungen zu bewältigen.

Ein zentraler Aspekt ist die Einführung flexiblerer Arbeitszeitmodelle, die es beiden Geschlechtern ermöglichen, Erwerbstätigkeit und Sorgearbeit besser miteinander zu vereinbaren. Viele Unternehmen bieten dafür bereits flexible Teilzeit- oder Homeoffice-Modelle an. Dadurch können insbesondere Männern stärker in die Sorgearbeit einsteigen und so die Verantwortung mit ihren Partnerinnen teilen.

Auch der Ausbau von institutionellen Betreuungs- und Pflegeangeboten wie Kindertagesstätten und Altenpflegeeinrichtungen spielt eine zentrale Rolle. Diese Angebote entlasten die Familien und schaffen Freiräume für die berufliche Weiterentwicklung. In der Folge könnten Frauen mehr Zeit in ihre Karriere investieren, was wiederum die wirtschaftliche Gleichstellung fördern würde. An dieser Stelle muss jedoch erwähnt werden, dass dazu der Fachkräftemangel im Betreuungs- und Pflegesektor behoben werden muss. Die Arbeit, die dort geleistet wird, muss zudem fair bezahlt werden.

Nicht zuletzt ist eine gesellschaftliche Bewusstseinsbildung von entscheidender Bedeutung. Aufklärungskampagnen, die die unbezahlte Sorgearbeit sichtbar machen und die traditionelle Rollenzuweisung infrage stellen, bewirken mehr und mehr ein gesellschaftliches Umdenken. Männer werden dadurch ermutigt, mehr Verantwortung in der Familie zu übernehmen, während Frauen dabei unterstützt werden, ihre beruflichen Ziele zu verfolgen.

 

Junger Mann hält die Schultern eines älteren Mannes auf einem Sofa.

Care Arbeit sollte gerecht zwischen den Geschlechtern verteilt sein. | © Pixel-Shot – stock.adobe.com

 

Der Weg zur Überwindung des Gender Care Gap

Obwohl wir heute in einer modernen und aufgeklärten Gesellschaft leben, die großen Wert auf Gleichberechtigung zu legen scheint, ist und bleibt der Gender Care Gap eine tief verwurzelte Ungleichheit, die die wirtschaftliche und gesellschaftliche Teilhabe von Frauen erheblich beeinträchtigt.

Dieser Kreislauf lässt sich nur durchbrechen, wenn jeder einzelne von uns sein Handeln hinterfragt und wir gemeinsam mit der Politik an einem Strang ziehen, um Veränderungen zu erwirken. Flexible Arbeitszeitmodelle, der Ausbau der Pflegeversicherung, mehr Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen sowie gesellschaftliche Aufklärung sind wesentliche Schritte, um den Gender Care Gap zu verringern und eine gerechtere Verteilung der Care Arbeit zu erreichen. Durch ein kollektives Umdenken kann es gelingen, die Last der unbezahlten Sorgearbeit gleichmäßiger zwischen den Geschlechtern zu verteilen.

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