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Wenn Jugendliche Angehörige pflegen

Herausforderungen und Hilfsangebote

Grauhaarige Großmutter im Rollstuhl trocknet Teller ab während ihre Enkelin Geschirr wäscht
Viele Kinder oder Jugendliche unterstützen pflegebedürftige Angehörige ganz selbstverständlich und helfen etwa im Haushalt. | Foto: adobe.stock.com © AnnaStills

Angehörige zu pflegen, ist normalerweise ein Thema, mit dem sich erst erwachsene Personen auseinandersetzen müssen. Doch knapp 480.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland sind schon in jungen Jahren betroffen. Als sogenannte Young Carers pflegen sie nahe Angehörige, was eine organisatorische und vor allem psychische Belastung sein kann. Doch es gibt auch Lösungen und Hilfsangebote, um sie in dieser herausfordernden Situation zu unterstützen.

 

Young (Adult) Carers: Definition und Herausforderungen

Als Young Carers werden Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren bezeichnet, die Angehörige pflegen. Hierbei kann es sich beispielsweise um die Eltern, Großeltern oder Geschwister handeln, die Unterstützung brauchen. Auch jüngere Erwachsene werden oft in diese Gruppe gerechnet und als sogenannte Young Adult Carers bezeichnet. Sie sind zwar bereits volljährig, aber nach wie vor finanziell abhängig und haben ihren Bildungsweg noch nicht beendet.

Die Doppelrolle als Pfleger beziehungsweise Pflegerin auf der einen Seite und Kind, Jugendlicher oder junger Erwachsener auf der anderen Seite bringt im Alltag vielfältige Herausforderungen mit sich:

Ständige Mehrfachbelastung

Die Pflege von Angehörigen stellt in jedem Lebensalter eine zusätzliche Belastung dar, schließlich müssen nebenbei der Alltag und weitere Verpflichtungen gestemmt werden. Was in späteren Lebensphasen vielleicht der Job oder die eigenen Kinder sind, sind in jungen Jahren eher die Schulpflicht oder der Haushalt – je nach individueller Situation.

Fakt ist, dass die Pflegearbeit vor allem für Young Carers nicht anstelle ihrer alltäglichen „To-Dos“ anfällt, sondern zusätzlich, denn für sie ist es besonders wichtig, einen Schulabschluss zu machen und die Weichen für ein erfolgreiches Berufsleben zu stellen. Dass das vor allem im Kindes- und Jugendalter auch mental eine große Belastung sein kann, liegt auf der Hand.

Zeitliche Einschränkungen

Pflegearbeit kann viel Zeit einnehmen, die von der Freizeit abgezogen werden muss. Schließlich können die Young Carers nicht an anderen Stellen neue Zeitfenster öffnen, beispielsweise durch den Wechsel in eine Teilzeitanstellung, wie es bei älteren Pflegenden oft üblich ist. Das bedeutet, dass die pflegenden Kinder und Jugendlichen weniger Freizeit zur Verfügung haben, um diese mit Freunden oder Hobbys zu verbringen. Das wiederum kann die soziale und persönliche Entwicklung einschränken, da zu wenig Raum zur Selbstentfaltung bleibt, die gerade in jungen Jahren so wichtig ist.

Finanzielle Knappheit

Kinder und Jugendliche sind finanziell in der Regel von ihren Eltern abhängig. Müssen sie diese pflegen, bedeutet das im Umkehrschluss meist geringere finanzielle Mittel, weil der betroffene Elternteil beispielsweise nicht berufstätig sein kann. Auch fehlt es an den zeitlichen Ressourcen, um einen Nebenjob anzunehmen und dadurch das Taschengeld aufzubessern. Pflegebedürftige in der Familie können außerdem die Ausgaben des Haushalts erhöhen, beispielsweise für Materialien und Sonderausstattung, die nicht von den Kranken- oder Pflegekassen übernommen werden.

Fehlendes Verständnis

Nicht immer können Gleichaltrige verstehen, welche zusätzlichen Verpflichtungen für die Betroffenen durch ihre Pflegetätigkeit entstehen und dass sie deshalb vielleicht weniger Freizeit oder geringere finanzielle Mittel haben. Daraus können Konflikte, ein sozialer Ausschluss oder sogar Mobbing resultieren.

Schulische Herausforderungen

Einen Schulabschluss zu machen, erfordert viel Zeit und Energie, vor allem in der abschließenden Prüfungsphase. Zahlreiche Kinder und Jugendlichen verbringen deshalb einen großen Teil ihrer Freizeit mit dem Lernen. Müssen sie jedoch Angehörige pflegen, haben sie dafür weniger Zeit zur Verfügung, worunter die schulischen Leistungen leiden können.

Ebenso fehlt es manchmal an der Energie, um nach einem langen und anstrengenden Tag noch zu lernen, oder an der Unterstützung, die andere Gleichaltrige durch ihre Familien erhalten. An dieser Stelle kann sich zudem die psychische Belastung bemerkbar machen, beispielsweise als Motivationsloch, Überforderungsangst oder Depression – um nur einige von vielen potenziellen Folgen zu nennen.

Gesundheitliche Herausforderungen

Die Pflege von Angehörigen kann die eigene Gesundheit belasten und verschiedene negative Auswirkungen mit sich bringen. Das gilt auf einer körperlichen Ebene, zum Beispiel durch Schlafmangel oder eine große physische Belastung. Besonders gilt dies jedoch auf einer emotionalen Ebene, weshalb psychische Symptome wie Stress, Angst oder Depression bei pflegenden Kindern und Jugendlichen häufiger auftreten. Gleichzeitig fehlt es ihnen gerade in dieser herausfordernden Situation oft an der emotionalen Unterstützung durch ihre Familie, den Freundeskreis oder in der Schule.

 

Ältere Frau im Rollstuhl mit ihrem Enkel an einem sonnigen Tag im Freien

Laut Statistik gibt es etwa zwei „Joung Carers“ pro Schulklasse – also Kinder und Jugendliche, die Angehörige pflegen. | Foto: adobe.stock.com © New Africa

 

Ein Blick hinter die Kulissen: Wer muss pflegen – und wie?

Unter all diesen Herausforderungen können die Gesundheit, das Selbstbewusstsein, die persönliche Entwicklung, die Zukunftsaussichten oder schlichtweg die Lebenszufriedenheit der betroffenen Kinder und Jugendlichen leiden. Ein Problem, das in der Gesellschaft oft übersehen wird, sodass es an der notwendigen Anerkennung und Unterstützung fehlt, die die jungen Pflegenden in dieser Situation dringend bräuchten. Oft wissen sie schlichtweg nicht, welche Hilfsangebote und (finanziellen) Entlastungsmöglichkeiten es gibt und es fehlt ihnen an der Zeit, um diesbezüglich zu recherchieren oder sich mit komplizierten Anträgen auf Unterstützungsleistungen auseinanderzusetzen.

Young Carers sind keine Seltenheit

Trotz all dieser Herausforderungen, mit denen pflegende Kinder und Jugendliche Tag für Tag konfrontiert sind, scheint also kaum jemand über das Thema zu sprechen. Dabei handelt es sich keinesfalls um ein Randthema, denn statistisch gesehen pflegen zwei Kinder pro Schulklasse einen Angehörigen, so die aktuellen Zahlen. Besonders häufig geht es dabei um chronische Erkrankungen von Familienmitgliedern mit körperlichen Einschränkungen. Aber auch neurologische und Krebserkrankungen, Behinderungen oder psychische Erkrankungen können dazu führen, dass Kinder und Jugendliche bereits im jungen Lebensalter pflegerische Tätigkeiten übernehmen müssen – neben schulischen Verpflichtungen und Hobbys.

Typische Tätigkeiten

  • Den Angehörigen beim Anziehen oder bei der Körperpflege helfen, ist eine der typischen Aufgaben, die Young (Adult) Carers übernehmen. Außerdem sind sie oft für das Putzen, das Einkaufen oder andere Tätigkeiten im Haushalt zuständig.
  • Eine weitere wichtige Komponente ist die emotionale Unterstützung, sprich sie sind für ihre Angehörigen eine mentale Stütze – eine Rolle, die normalerweise die Eltern, Großeltern oder Geschwister für die Kinder und Jugendlichen übernehmen. Ein Stück weit werden somit die Rollen innerhalb der Familie vertauscht, sodass sie nicht mehr altersgerecht sind.
  • Zudem übernehmen die Betroffenen unter Umständen auch das Familienmanagement, vor allem für jüngere Geschwister. Aber sogar für finanzielle Angelegenheiten, Übersetzungsleistungen oder die schnelle Hilfe im Notfall sind viele Kinder und Jugendliche in Deutschland zuständig. Das macht zugleich deutlich, wie hoch der psychische Druck sein kann, der auf ihnen lastet.

 

Enkelin hilft ihrer Oma bei der Körperpflege und kämmt ihre Haare

Die Pflege von Angehörigen umfasst auch die Unterstützung bei der Körperpflege. | Foto: adobe.stock.com © Evrymmnt

 

Grenzen und Lösungen für pflegende Kinder und Jugendliche

Ihre Angehörigen nicht zu pflegen, ist für viele Kinder und Jugendliche keine Option, weil es an externer Unterstützung fehlt oder sie sich schlichtweg zur Hilfe verpflichtet fühlen. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht trotzdem Lösungen benötigen, um die pflegerische Verantwortung mit ihrem Alltag zu vereinbaren, ohne darunter gesundheitlich oder psychisch zu leiden.

Außerdem gibt es rechtliche Grenzen bei der Thematik, die die Kinder und Jugendlichen schützen. Sie dürfen also laut Gesetz nicht unbegrenzt in die Pflege von Angehörigen einbezogen werden, oder sogar alleinig dafür verantwortlich sein. Um passende Lösungen zu finden, ist es daher ratsam, sich erst einmal mit den Grenzen der Pflege durch Young Carers auseinanderzusetzen.

Zu berücksichtigen sind hierbei

  • die Einschränkungen bei der Geschäftsfähigkeit, wenn es beispielsweise um die Unterzeichnung von Verträgen und Formularen geht.
  • der Schutz vor Kinderarbeit sowie das Jugendarbeitsschutzgesetz, die auch Tätigkeiten im Haushalt oder in der Pflege umfassen. Zudem dürfen diese niemals psychisch belastend sein.
  • die UN-Kinderrechtskonvention, nach der die Kinder gegenüber anderen Kindern nicht benachteiligt werden dürfen.

Es ist für betroffene Familien deshalb wichtig, eine Pflegeberatung in Anspruch zu nehmen, um die Wahrung dieser Grenzen sicherzustellen und passende Lösungen für den individuellen Fall zu finden.

Glücklicherweise gibt es für Young Carers und ihre Familien mittlerweile eine Reihe an Unterstützungs- und Hilfsangeboten auf verschiedenen Ebenen. Das gilt beispielsweise für finanzielle, aber auch psychologische, organisatorische oder schulische Unterstützung.

Kinder und Jugendliche, die noch zur Schule gehen, können sich außerdem vom schulpsychologischen Dienst beraten lassen. Er hilft vor allem bei schulischen Problemen, die aus der pflegerischen Arbeit resultieren, ebenso wie bei der Wiedereingliederung, falls die Schüler für längere Zeit nicht am Unterricht teilnehmen konnten.

Weiterhin bieten viele Schulen eine Schulsozialarbeit an, die auch über schulische Themen hinaus berät und unterstützt, beispielsweise durch Leistungen aus der Jugendhilfe – bei Bedarf in Kooperation mit dem örtlichen Träger der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe.

 

Interessante Projekte für mehr Bewusstsein und Unterstützung

Was pflegende Kinder und Jugendliche zusätzlich brauchen, ist nicht nur schulische Hilfe. Deshalb wurde vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend das Projekt „Pausentaste“ ins Leben gerufen, das die Kinder und Jugendlichen noch auf weiteren Ebenen unterstützt.
Hier können die Young Carer

  • Kontakte zu anderen pflegenden Kindern und Jugendlichen knüpfen,
  • über ihre Probleme wie Überforderung oder Ängste sprechen,
  • Zugang zu psychologischer Hilfe erhalten und
  • Unterstützungsangebote finden, die ihnen in ihrer individuellen Situation genau die benötigte Entlastung bieten.

Zudem soll mit „Pausentaste“ das Bewusstsein für die Thematik in der Gesellschaft erhöht werden, um die Situation für die Betroffenen nachhaltig zu verbessern.

Ein ähnliches bundesweites Netzwerk ist JUMP, ein von der EU-Kommission gefördertes Projekt. Hier finden pflegende Angehörige sowie Pflege-Akteure zusammen, um gemeinsam die Aufmerksamkeit sowie Unterstützung für pflegende Kinder und Jugendliche zu erhöhen. „Das Netzwerk JUMP wurde von wir pflegen-Mitgliedern ins Leben gerufen. Wir möchten dieser in Deutschland bislang kaum wahrgenommenen Personengruppe gemeinsam mit anderen Partnern mehr öffentliche Aufmerksamkeit verschaffen“, lautet das selbst definierte Ziel.

Sich frühzeitig Hilfe zu suchen, ist daher die beste Entscheidung, um eine Pflegelösung zu finden, die für alle Familienmitglieder die benötigte Entlastung bietet und somit den Young Carern ermöglicht, ihre Kindheit und Jugend trotz der zusätzlichen Aufgaben zu genießen. Dann muss die Pflege von Angehörigen in jungen Jahren keine Bürde sein, sondern kann sogar eine Chance darstellen. Sofern sie nicht zur Überlastung wird, kann sie nämlich eine wertvolle Erfahrung fürs Leben sein, die die Persönlichkeitsentwicklung fördert, die Empathie, Resilienz sowie das Selbstvertrauen steigert oder spannende Berufswege eröffnet.

 

Hilfreiche Links für Young Carers, Young Adult Carers und ihre Familien

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