Fastenkuren für Ältere
Was man im fortgeschrittenen Alter beachten muss
Regelmäßiges Fasten und im Besonderen das Heilfasten nach Buchinger erfreut sich unter ernährungsbewussten Menschen einer großen Beliebtheit. Nicht ohne Grund, denn unzählige Studien belegen die positiven Effekte einer korrekt durchgeführten Fastenkur. Doch gilt die gesundheitsfördernde Wirkung einer solchen Kur wirklich für jede und jeden?
Fasten hat eine Jahrtausende alte Tradition in vielen Gesellschaften und Religionen der Welt. Aus dem grundlegenden Gedanken des Nahrungsverzichts haben sich über die Zeit die vielfältigsten Fastenkuren entwickelt. Doch nicht alle sind gerade für ältere Menschen geeignet. Zwar verlaufen die physiologischen Veränderungen mit den Jahren teilweise sehr unterschiedlich und hängen sehr stark vom individuellen Lebenswandel oder auch genetischen Veranlagungen ab. Dennoch gibt es bei über 65-Jährigen grundsätzliche Gemeinsamkeiten, vor allem was den Stoffwechsel betrifft.
Dazu zählen nicht nur eine andere Körperzusammensetzung und ein verändertes Gewicht. Gegenüber Jüngeren reduziert sich mit dem Alter der Energiebedarf deutlich, andererseits ist der Nährstoffbedarf erhöht. Viele Ärzte warnen auch vor einem verminderte Durstempfinden, diagnostizieren Veränderungen im Magen-Darm-Trakt und generell bei der Verdauung. Abstriche bei der Kauleistung führen ebenfalls häufig zu einer angepassten Ernährung im Alter. Worauf sollten also Senioren in der Fastenzeit besonders achten? Wir haben uns verschiedene Fastenkuren angeschaut.
Die Null-Diät
Beim sogenannten Vollfasten werden dem Körper über mehrere Tage keinerlei Kalorien zugegührt. Alles, was der Körper erhält, sind reines Wasser oder mitunter auch Tees. Der Verzicht auf jegliche Form von Nährstoffen sorgt innerhalb kürzester Zeit für eine Umstellung des Körpers auf den sogenannten Fastenstoffwechsel und die damit zusammenhängende Autophagie, welche Giftstoffe und Ablagerungen des Körpers effektiv auflöst und ausscheidet.
Allerdings wird dem Körper dafür auch einiges an Kraftreserven abverlangt. Wer nicht über die nötige Grundkondition verfügt, sollte mit solch einer Radikalkur vorsichtig sein. Gerade Ältere balancieren ihren Gesundheitszustand und ihr Wohlbefinden häufig durch eine Vielzahl an Medikamenten aus. Verdauungsbeschwerden, Entzündungen der Gelenke und Knochen, Gefäß- und Herzkrankheiten oder Unterversorgungen wie beispielsweise der Schilddrüse sagen ein klares Nein zur Null-Diät.
Auch augenscheinlich absolut fitte Senioren sollten besser ein moderateres Fastenprogramm wählen. Die Erfolge müssen deswegen nicht minder ausfallen. Da selbst unter Jüngeren eine sogenannte „Grundgesundheit“ nur noch selten gegeben ist, entwickelte der bekannte Internist Dr. Otto Buchinger das Heilfasten nach Buchinger, was heute als eine der beliebtesten Formen des Fastens gilt.
Heilfasten nach Buchinger
Zu den in Europa verbreitetsten und verträglichsten Formen des Fastens gehört die vom Arzt Dr. Otto Buchinger Mitte des letzten Jahrhunderts entwickelte Fastenkur, welche als Entschlackungskur vielen chronischen Krankheiten den Kampf ansagt. Anders als bei einer Null-Diät, bei der dem Körper wirklich nur Wasser und eventuell noch Vitaminpräparate und Mineralien, aber keinerlei Kalorien zugeführt werden, erhält der Fastende noch geringe Mengen Energie, jedoch maximal 250 bis 500 Kilokalorien pro Tag.
Nach Buchinger gelten zwei bis vier Wochen Fastenzeit als optimal. Jedoch können aus medizinischen Gründen auch kürzere Zeiträume wie sieben bis zehn Tage exklusive Ab- und Aufbautage sinnvoll sein. Generell ist das Heilfasten auch für kranke Menschen geeignet. Untersuchungen konnten positive Einflüsse auf den Stoffwechsel, bei chronischen Entzündungen, Migräne oder auch psychosomatischen Erkrankungen nachweisen. Heilfasten kann sogar eine Chemotherapie unterstützend begleiten.
Positive Auswirkungen des Heilfastens
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. sieht vor allem für folgende Krankheiten vorteilhafte Effekte:
- metabolisches Syndrom
- chronische Entzündungen
- chronische kardiovaskuläre Krankheiten
- chronische Schmerzzustände
- atopische Krankheiten
- psychosomatische Krankheiten
Mögliche Nebenwirkungen des Heilfastens
Sie nennt aber auch typische Nebenwirkungen, die gerade bei älteren Menschen einen Abbruch der Therapie nahelegen:
- leichte Kreislaufbeschwerden
- milde Hypoglykämie
- Elektrolytstörungen,
- Hyponatriämie
- Kopfschmerzen, Migräne
- akute Rückenschmerzen
- Muskelkrämpfe
- vorübergehend schlechteres Sehvermögen
- vorübergehende Flüssigkeitsretention
- Veränderungen im Schlafverhalten
Bei welchen Krankheiten nur in Absprache mit dem Arzt
Ältere Menschen sollten vor dem Fasten auf jeden Fall einen Facharzt zur Beratung hinzuziehen. Auch muss geregelt werden, wie mit einer Medikamenteneinnahme verfahren wird. Bei folgenden Krankheiten ist eine Arztbesuch sogar zwingend erforderlich:
- Krebserkrankungen
- chronische Niereninsuffizienz
- Tuberkulose
- Herzkrankheiten
- Leberproblemen
- Blutarmut
- Diabetis
Gleiches gilt bei schweren seelischen Problemen oder auch nach einer allgemein schweren Krankheit oder Operation. Insgesamt empfiehlt sich eine Fastentherapie eher gesundheitlich fitten Personen und in Abhängigkeit der Erfahrung. Fastenkundige können ihre regelmäßigen Kuren eher bis ins hohe Alter fortsetzen, während einem 80-jährigen Fasteneinsteiger dringend abgeraten werden sollte.
Das heißt nicht, dass eine Ernährungsumstellung für diese Menschen gänzlich ausgeschlossen bleibt. Es gibt eine Vielzahl moderater Fastenformen wie das Intervall- bzw. intermittierende Fasten, die dem Alter und Gesundheitszustand angepasst zu ähnlich positiven Effekten führen können. Die Beschäftigung oder gar das Überdenken der eigenen Ess- und Ernährungsgewohnheiten ist auf jeden Fall zu jeder Zeit ratsam.