Carsharing: Geeignetes Modell für Senioren?
Das Auto ist der Deutschen liebstes Kind. Das weiß niemand besser als die ältesten Mitglieder der Gemeinschaft. Die heute über 65-Jährigen haben alle Facetten des Autofahrens erlebt. Vom zusammengesparten ersten eigenen Gebrauchtwagen – in vielen Fällen noch ein VW Käfer – bis hin zu vielen aufeinander folgenden Neuwagen, verbunden mit langen Urlaubsfahrten und schönen Erinnerungen.
Doch wenn die Kinder aus dem Haus sind und man sich in seinem Rentendasein eingerichtet hat, stellen viele fest, dass der Bedarf nach unmittelbarer Mobilität stark gesunken ist. Das Auto dient noch zum Einkaufen und für Fahrten zu den Ärzten. Für weite Strecken wird der Zug wesentlich attraktiver. Auch Bus und Straßenbahn entdecken viele Senioren wieder neu.
Dennoch, so ganz verzichten möchte man auf das Auto auch im Rentenalter nicht. Hier eröffnen sich heute Möglichkeiten, welche den Zugang zur Individualmobilität auch bei knapper Rente und geringen Bedarf noch lange offenhält. Mithilfe von Carsharing bleiben die Senioren mobil, das aber zu deutlich geringeren Kosten. In diesem Artikel beschreiben wir genau, wie die modernen Tausch- und Teil-Angebote für Fahrzeuge funktionieren.
Was ist Carsharing?
Carsharing ist die gemeinschaftliche Nutzung eines Automobils. Die Idee dahinter ist, dass ein Auto nur dann in Anspruch genommen wird, wenn es auch benötigt wird. Im Gegensatz zu eigenen Fahrzeugen ist das geteilte Auto nicht für die ungenutzte Zeit zum Stehen abgestellt. Stattdessen fährt das Car-Sharing-Mobil dann mit einem anderen Nutzer.
Daraus ergeben sich folgende Vorteile:
- deutlich geringere Kosten für Anschaffung, Steuer und Versicherung
- Wegfall von Bedarf nach eigenem Stellplatz
- durchgängige Verfügbarkeit eines modernen, gut gewarteten Autos
Es gibt jedoch auch Nachteile:
- unmittelbare Verfügbarkeit eines Autos ist nicht immer garantiert
- Verschmutzungen und leichte Beschädigungen sind schwer einem Verursacher zuzuordnen
- das unangenehme Gefühl, auf ein eigenes Auto verzichten zu müssen
Mit dem steigenden Ausbau der Carsharing-Angebote und mithilfe neuer Technologien bekommt man aber diese Nachteile immer besser in den Griff.
Modelle für Carsharing
Für das Carsharing stehen verschiedene Modelle zur Verfügung. Diese unterscheiden sich nach Kosten, Nutzen, Verfügbarkeit und an der Anzahl der Mitnutzer erheblich. Folgende Varianten stehen für dieses moderne Angebot der Fahrzeugverwaltung zur Auswahl:
- Bedienung aus einem Pool
- Carsharing in geschlossener Gemeinschaft
- Weitervermietung des eigenen Fahrzeugs
Bedienung aus einem Pool
Die Pool-Lösung ist in größeren Städten besonders häufig anzutreffen. Dabei mietet man sich einfach ein bereitstehendes Fahrzeug auf Zeit. Anmietung, Öffnung, Bezahlung und selbst das Starten des Autos geschieht dabei über eine App am Smartphone. Diese Fahrzeuge sind gut vernetzt. Sie protokollieren genau, wer sie wie lange und auf welche Weise verwendet. Daraus errechnet die App den zu bezahlenden Mietpreis.
Diese häufig als „City-Mobile“ bezeichneten Fahrzeuge sind meistens aus der Kompaktklasse. Sie dienen vorwiegend dazu, in Städten eine Mobilität außerhalb der Nutzung des ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) zu gewährleisten.
Diese Poolfahrzeuge werden zunehmend als Elektromobile angeboten. Das senkt die Kosten für den Mietpreis zusätzlich. Die Städte freut dieses Angebot zusätzlich. Verkehrslärm und Luftverschmutzung nehmen dadurch ab. Ebenso sinkt der Bedarf an benötigter Parkfläche.
Carsharing in geschlossener Gemeinschaft
Bei Senioren ist das Carsharing innerhalb einer geschlossenen Gemeinschaft besonders beliebt. Es gibt mittlerweile Dienstleister, die sich genau auf diese Lösung spezialisiert haben. Dabei entrichtet jedes Mitglied einen festen Monatsbeitrag, in dem die Leasinggebühren, Steuern und Versicherungen enthalten sind.
Pro Fahrzeug werden fünf bis sieben Mitglieder zugeordnet. Der Monatsbeitrag kostet etwa 100 Euro. Das ist auch bei einer knappen Rente zu schaffen. Diese Lösung funktioniert jedoch nur dann wirklich gut, wenn die Mitglieder eines Car-Sharings in unmittelbarer Nähe wohnen. Es ist deshalb für Mehrparteienhäuser oder für Wohnheime interessant, in denen mehrere Rentner als Nachbarn miteinander leben.
Weitervermietung des eigenen Fahrzeugs
Die dritte Möglichkeit ist die Weitervermietung des eigenen Fahrzeugs. Hierbei bleibt das Fahrzeug im Besitz einer Person. In der Zeit, in der es normalerweise nicht genutzt wird, kann es weitergegeben werden.
Für diese Lösung gibt es heute eine Anzahl an Dienstleistern. Diese legen für Fahrer und Fahrzeug ein Profil an. Das Auto wird bei Übergabe umseitig fotografiert oder abgefilmt. Dies gilt als Grundlage für Ansprüche bei Schäden. Anschließend stimmen beide Parteien der Vermietung über den definierten Zeitraum zu. Die Plattform behält einen Teil der Gebühren ein und gibt den anderen Teil an den Vermieter weiter.
Was so praktisch klingt, hat jedoch einige Haken. Der Wichtigste ist, dass nicht jede Autoversicherung diesen Mietgeschäften zustimmt. Es ist daher extrem wichtig, dass die beabsichtigte Weitervermietung des Autos mit der Haftpflicht und Kasko abgesprochen wird. Stimmt diese aber nicht zu, ist ein Wechsel der Versicherung erforderlich.
Diese Lösung kann aber die Kosten für das eigene Fahrzeug deutlich reduzieren. Man muss nur mit dem Gedanken leben, dass fremde Personen mit dem eigenen Auto unterwegs sind. Umgekehrt hat die Teilnahme an diesen Plattformen aber auch Vorteile für den Vermieter. Er kann aus dem Pool verfügbarer Fahrzeuge auch Autos wählen, die er nur vorübergehend benötigt. Ein schickes Cabrio für die Sonntagstour oder ein Kleintransporter für den Garten lässt sich so schnell, preiswert und einfach organisieren.
Was macht Carsharing für Senioren interessant?
Alle drei Variationen zeichnen sich durch deutlich geringere Kosten für das eigene Fahrzeug gegenüber dem ausschließlich selbst genutzten Auto aus. Das ist vor allem für Senioren interessant, die mit einer kleineren Rente auskommen müssen. Das geteilte oder von privat gemietete Auto kostet nur noch einen Bruchteil von einem eigenen Fahrzeug.
Außerdem sind die Mietfahrzeuge meist in einem durchgängig guten Zustand. Rentner mit knappem Budget sparen hingegen häufig an den erforderlichen Reparaturen. Das kann früher oder später gefährlich werden. Geteilte und geleaste Fahrzeuge oder ein Auto aus einem Mietpool sind hingegen stets gut gewartet, sicher und betriebsbereit. Das macht das Autofahren deutlich entspannter.
Die Weitervermietung des eigenen Autos über eine Plattform stößt allerdings bei vielen Rentnern auf Widerstand. Es wird nicht nur die technische Barriere wegen der Verwaltung über das Smartphone argwöhnisch betrachtet. Auch die Vorstellung, ein beschädigtes Fahrzeug zurückzubekommen, löst bei vielen älteren Semestern Unbehagen aus.
Diese Sorgen sind jedoch unbegründet. Jeder Nutzer hinterlegt bei der Plattform im Vorfeld eine Kaution, die er natürlich zurück erhalten möchte. Wenn aber doch einmal ein Kratzer oder eine Beule in das Auto gefahren wird, dann zahlt die Versicherung der Plattform für die Reparatur des Schadens.
Worauf ist besonders zu achten?
Jede Option für das Carsharing hat ihre Vor- und Nachteile. Die einfachen und ungemein praktischen City-Mobile sind längst nicht überall verfügbar. Meistens stehen die Stationen in der Nähe der Bahnhöfe von größeren Städten. Für Rentner, die auf dem Land wohnen, sind sie damit unerreichbar.
Für ein echtes Carsharing innerhalb einer geschlossenen Gemeinschaft bedarf es an Mut und Vertrauen. Es ist erforderlich, dass sich alle beteiligten Partner so weit gut verstehen, dass es zu keinen Konflikten kommt. Die gemeinschaftliche Nutzung des Autos erfordert ein hohes Maß an Koordination, an die sich auch alle halten müssen. Das wird mit einer steigenden Anzahl von Mitgliedern immer schwieriger.
Möchte man die Kosten für das eigene Auto senken, indem man es für eine Weiternutzung freigibt, so ist dazu einiges zu beachten. Es sollte kein wertvoller Neuwagen sein, da Schäden an diesen Fahrzeugen besonders ärgerlich sind.
Ein guter Gebrauchter mit „Makeln“ eignet sich am besten. Diese lassen sich meist einfach beheben oder es fällt leichter, sie zu akzeptieren. Das Auto muss jedoch stets im technisch einwandfreien Zustand sein. Überlässt man einem anderen Fahrer ein Fahrzeug mit verschlissenen Bremsen oder Stoßdämpfern, kann das empfindliche Rechtsfolgen nach sich ziehen. Auch Verschleißschäden am Motor, wie sie bei gerissenen Zahnriemen oder unterlassenen Ölwechseln auftreten, gehen nicht zulasten des Mieters.
Der Vermieter ist stets dafür verantwortlich, das vermietete Auto in einem verkehrssicheren und technisch einwandfreien Zustand zu halten. Das geht am besten über eine Vertragswerkstatt. Mit den entsprechenden Quittungen kann der Vermieter damit im Schadensfall nachweisen, dass er seiner Sorgfaltspflicht nachgekommen ist. Jedoch ist die dazu erforderliche regelmäßige Wartungsinspektion ein zusätzlicher Kostenfaktor. Dieser schmälert wieder die gewünschten Einspareffekte, die über das Vermieten des eigenen Autos erzielt werden sollen.
Fazit
Ob knappe Rente oder einfach gesunkener Bedarf – es ist immer sinnvoll, die Kosten für das eigene Auto zu senken. Wir haben in diesem Artikel drei Lösungen vorgeschlagen, mit denen Senioren beim Thema Fahrzeug kräftig sparen können. Mit ein wenig Geschick und Organisationstalent ist es sogar möglich, Profite aus der privaten Autovermietung zu schlagen. Es lohnt sich daher in jedem Fall, über die diversen Car-Sharing-Angebote nachzudenken.
Jedoch sollten auch Rentner immer die aktuellen technischen Entwicklungen im Auge behalten. Viele E-Mobil-Startups bieten Lösungen an, die auf das Car-Sharing ausgerichtet sind. Da diese Autos zudem einen wesentlich geringeren Wartungsbedarf und niedrigere Betriebskosten haben, sollten Senioren diese Angebote ebenfalls genau betrachten.
Es drängen gegenwärtig zahlreiche Anbieter auf den Markt, die den etablierten Automarken Konkurrenz machen wollen. Hier gibt es viel zu entdecken: Solarbetriebene Kleinmobile ab 6.000 Euro, vernetzte Kleinwagen oder Autos, die bereits beim Thema „autonomes Fahren“ weit fortgeschritten sind, finden sich bei diesen Newcomern.
Die Notwendigkeit, ein neues Auto zu besitzen, nimmt dadurch für alle immer weiter ab. Für Senioren ist das nur von Vorteil. Mit dem allgemeinen Wechsel vom eigengenutztem zum gemeinschaftlich genutzten Fahrzeug wird auch die Zugänglichkeit immer einfacher. Das senkt zunehmend die technischen Barrieren, welche viele ältere Mitbürger besonders scheuen. Letzten Endes wird in wenigen Jahren ein praktisches und preiswertes Car-Sharing-Angebot für jedermann zur Verfügung stehen.