Umgang mit Bluthochdruck im Alter: Die wichtigsten Infos und Tipps
Bluthochruck ist eine Volkskrankheit: Etwa 20 bis 30 Millionen Deutsche leiden unter erhöhten Werten. Im Alter zwischen 70 und 79 Jahren sind sogar 75 Prozent der Menschen betroffen. Doch wie erkennen Sie Bluthochdruck bei sich selbst und wie gehen Sie am besten mit der Diagnose um?
Regelmäßig ärztlich durchchecken lassen
Mediziner warnen: Einer von fünf Betroffenen mit Bluthochdruck weiß nichts von seiner Erkrankung. Da der Hochdruck anfangs keine spezifischen Symptome verursacht, zum Beispiel Schmerzen oder Unwohlsein, bleibt er von vielen Menschen erst einmal unbemerkt. Gerade Senioren, bei denen in jüngeren Jahren stets Normwerte gemessen wurden, verlassen sich gern darauf, obgleich die Umstände sich im Alter schnell ändern können.
Frauen nach der Menopause tragen ein höheres Risiko
Junge Frauen entwickeln deutlich seltener einen Bluthochdruck als Männer. Der Grund: Das weibliche Hormon Östrogen wirkt wie ein Blutdrucksenker und schützt vor Schäden an den Gefäßen. Meist klagen Frauen im gebärfähigen Alter daher über einen zu niedrigen Blutdruck. Leider verschwindet dieser geschlechtsspezifische Vorteil in den Wechseljahren. Jetzt reduziert der Körper die Östrogenproduktion und gleichzeitig steigt der Spiegel des männlichen Geschlechtshormons Testosteron auch im weiblichen Körper.
Damit verbunden steigt die Neigung des Körpers, am Bauch Fettdepots anzulegen, die wiederum das Risiko für Bluthochdruck erhöhen. Die Folge: Etwa 50 Prozent der Frauen entwickeln mit der Menopause zu hohe Blutdruckwerte. Hier hilft die engmaschige ärztliche Überwachung. Mit einem Facharzt können Frauen auch die Möglichkeiten und Risiken einer Hormonersatztherapie erörtern.
Routine-Checks beim Hausarzt unbedingt wahrnehmen
Meist wird ein erhöhter Blutdruck durch Zufall während einer Routineuntersuchung festgestellt. Je nachdem, wie lange der letzte Check zurückliegt, kann er schon länger bestehen und Schäden an den Gefäßen angerichtet haben.
Deshalb gilt: Mindestens die von der Krankenkasse übernommenen Check-Up-Untersuchungen beim Hausarzt sollten Sie ab einem Alter von 60 Jahren regelmäßig wahrnehmen. Aktuell zahlt die GKV für das Gesundheits-Check-Up alle drei Jahre. Hier wird nicht nur Ihr Blutdruck gemessen, sondern auch Blut und Urin auf Risikomarker hin untersucht.
Welche Blutdruckwerte gelten als normal?
120 zu 80 mmHg – dieser Blutdruck wird von Medizinern als optimal betrachtet. Noch normal sind Werte bis zu 129 zu 84 mmHg. Bluthochdruck wird dann in vier Grade unterteilt:
- hochnormaler Blutdruck: < 139 zu 89 mmHg
- leichter Bluthochdruck: < 159 zu 99 mmHg
- mittlerer Bluthochdruck: < 179 zu 109 mmHg
- schwerer Bluthochdruck: > 180 zu 110 mmHg
Welche Symptome bringt Bluthochdruck mit sich?
Hoher Blutdruck ist anfangs nur scheinbar symptomlos. Häufig können Betroffene die typischen Beschwerden, die er verursacht, erst einmal keiner bestimmten Ursache zuordnen. So äußert sich Bluthochdruck zum Beispiel in den folgenden Symptomen:
- Abgeschlagenheit
- Kopfschmerz am Morgen, der abnimmt, wenn der Kopf höher gelagert wird
- Schwindel, Ohrensausen
- Übelkeit
- Nasenbluten
- Schlaflosigkeit
Hinweis: Ist der Blutdruck stark erhöht, tritt bei manchen Betroffenen ein Engegefühl in der Brust (Angina pectoris) auf. Luftnot und Sehstörungen sind ebenfalls mögliche Begleiterscheinungen.
Welche Folgen hat Bluthochdruck?
Für Betroffene ist es wichtig, einen Bluthochdruck möglichst frühzeitig zu erkennen, damit er im Körper keine Folgeschäden verursacht. Diese Komplikationen sind möglich:
Gefäßschäden
Hier verhält es sich in den Blutgefäßen nicht anders als in jedem anderen Leitungssystem: Wenn die Konstruktion einem Druck standhalten muss, für die sie nicht ausgelegt ist, nimmt sie auf lange Sicht Schaden.
In den Blutgefäßen können sich durch Bluthochdruck Gefäßentzündungen bilden und auch eine Arteriosklerose entwickeln. Letztere verringert den Durchmesser der Gefäße, sodass der Blutfluss gehemmt wird. Patienten mit Bluthochdruck leiden daher nicht selten unter Durchblutungsstörungen.
Chronische Nierenfunktionsstörung
Wenn sich die Blutgefäße in den Nieren verengen, können die Organe nicht mehr richtig arbeiten und Bluthochdruckpatienten entwickeln eine chronische Nierenfunktionsstörung.
Hier folgt ein Teufelskreis: Da die Nieren über die Flüssigkeitsregulation auch an der Einstellung des Blutdrucks beteiligt sind, provoziert ihre abnehmende Funktion die Ausschüttung blutdrucksteigernder Hormone. Die Gefäße verengen sich noch mehr und der Blutdruck steigt weiter. Als schwerste Komplikation kann es zum Nierenversagen kommen. Betroffene sind dann auf eine Dialysebehandlung angewiesen.
Herzmuskelveränderungen
Wenn hoher Druck im Gefäßsystem herrscht, muss das Herz mehr Kraft aufwenden, um das Blut zirkulieren zu lassen. Mit der Zeit verändert sich das Gewebe des Organs: Die Herzmuskelfasern verdicken sich und es wächst vermehrt Bindegewebe zwischen ihnen. Damit wird der Herzmuskel steifer und weniger beweglich.
In diesem Zustand verliert das Herz einen Teil seiner Kontraktionsfähigkeit und pumpt weniger Blut zu den Organen. Menschen mit Bluthochdruck spüren diese Veränderung, wenn sie zunehmend kurzatmiger werden und weniger körperliche Anstrengung verkraften können.
Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt
Da sich durch die Gefäßschädigung auch die Arterien im Herzen verengen, wird das Organ nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Als Symptom erleben Betroffene dann plötzlich auftretende Brustschmerzen (Angina pectoris). Falls sich die Engstellen der Gefäße irgendwo vollständig verschließen, droht das Herzgewebe abzusterben. Jetzt tritt ein Herzinfarkt ein.
Schlaganfall
Engstellen in Gefäßen erscheinen in der Folge eines Bluthochdrucks nicht nur im Herzen, sondern überall im Körper. Falls ein Blutgefäß im Hirn sich komplett verschließt, droht ein Hirninfarkt und mit ihm ein Schlaganfall. Hier fallen wichtige Hirnfunktionen schlagartig aus und erzeugen Schäden, die teilweise irreversibel sind oder gar zum Tod führen.
Hinweis: Aufgrund der möglichen Folgeschäden von erhöhtem Blutdruck tragen Betroffene insgesamt ein höheres Sterblichkeitsrisiko. Bei über 80jährigen liegt die Erhöhung des Sterberisikos mit einem Blutdruck von über 140 zu 90 mmHG bei 40 Prozent.
Was lässt sich dagegen tun?
Hat Ihr Arzt bei Ihnen erhöhte Blutdruckwerte ermittelt, ist das nicht zwingend eine Hiobsbotschaft. Heutzutage weiß die Medizin sehr genau, wie sich mit einem gesunden Lebensstil und den geeigneten Medikamenten der Blutdruck wieder im Normalbereich einstellen lässt. Die folgenden Strategien sollten Sie dabei beherzigen:
Den Blutdruck überwachen
Einmalig erhöhte Werte beim ärztlichen Check-up sagen noch nichts aus. Schaffen Sie sich deshalb ein verlässliches Oberarmblutdruckmessgerät an, mit dem sie Ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren. Die Messung sollte morgens und abends stets zur gleichen Zeit erfolgen. Dabei sollten Sie vorab mindestens fünf Minuten lang zur Ruhe kommen. Viele Blutdruckgeräte speichern die Daten und bilden Durchschnittswerte für einen besseren Überblick.
Smarte Geräte senden die Werte aufs Smartphone und auf Wunsch sogar direkt an den Arzt. Wichtig ist auch zu wissen, ob beide Werte erhöht sind, oder nur einer. Falls nur der systolische Wert die Norm überschreitet, kann das auf Arteriosklerose hinweisen. Ist nur der diastolische Wert erhöht, können unter anderem hormonelle Erkrankungen oder Nierenerkrankungen die Ursache sein.
Den Salzkonsum reduzieren
Salz bindet Wasser im Körper und zieht damit Flüssigkeit in das Gefäßsystem. Dadurch steigt der Blutdruck. Für einen gesunden Lebensstil empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation deshalb, nicht mehr als 5 g Salz täglich zu konsumieren.
Der reale Konsum überschreitet diese Empfehlung deutlich: Frauen essen durchschnittlich 8 g Salz pro Tag, Männer sogar 10 g. Deshalb ist der Rat, Salz zu reduzieren, eine der ersten Empfehlungen bei Bluthochdruckpatienten.
Hier geht es nicht nur um Kochsalz, mit dem die Speisen gewürzt werden, sondern auch um verstecktes Salz in verarbeiteten Lebensmitteln. Es findet sich insbesondere in Wurstwaren, Käse, Konserven wie Oliven und Salzgurken, aber auch in Fertiggerichten und Saucen.
Gesund essen
Auch zwischen der Ernährungsweise und dem Bluthochdruck konnten wissenschaftliche Studien einen klaren Zusammenhang belegen. Hier empfehlen Fachleute die sogenannte DASH-Diät – der Name steht für „Dietary Approach to Stop Hypertension“. Serviert werden viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Fisch, während Salz, Fett und hoch verarbeitete Lebensmittel reduziert werden.
Wer als Studienteilnehmer diesem Ansatz folgte, konnte seinen systolischen Blutdruck durchschnittlich um 11 mmHg und seinen diastolischen Blutdruck um 6 mmHg reduzieren. Den Effekt erklären Wissenschaftler mit den Inhaltsstoffen der bevorzugten Lebensmittel.
Während bei der DASH-Diät Salz reduziert wird, steht viel kaliumreiches Obst und Gemüse auf dem Speiseplan. Kalium senkt als Gegenspieler von Natrium den Blutdruck. Auch das Kalzium aus mageren Milchprodukten und das Magnesium aus Vollkornprodukten wirken sich positiv auf die Funktion des Gefäßsystems aus.
Übergewicht abbauen
Studien belegen: Wer etwa vier Kilogramm Gewicht verliert, kann seinen Blutdruck um 3 bis 5 mmHg reduzieren. Dabei ist Übergewicht allerdings nicht gleich Übergewicht. Besonders negativ wirken sich Fettdepots am Bauch auf den Blutdruck aus – eine Gewichtsverteilung, die der Volksmund als „Apfeltyp“ bezeichnet. Weniger betroffen sind „Birnentypen“, die ihre Fettdepots hauptsächlich am Gesäß und an den Oberschenkeln bilden.
Zu welchem Typ Sie gehören, können Sie mit dem Taille-Hüft-Indes berechnen. Teilen Sie den Umfang der Taille durch den Hüftumfang. Überschreitet der ermittelte Wert bei Männern 1,0 und bei Frauen 0,85, dann steigt das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen.
Auch der Taillenumfang allein ermöglicht es, Rückschlüsse zu ziehen. Ein Umfang von über 94 cm bei Männern erhöht das Risiko, ein Taillenumfang über 102 cm steigert das Risiko erheblich. Frauen tragen ab einem Umfang von 80 cm ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bei mehr als 88 cm ein stark erhöhtes Risiko.
Sich viel bewegen
Sport hat eine Vielzahl positiver Effekte auf den Körper. Gerade Ausdauersport wie Walken, Radfahren und Schwimmen hilft beim Abnehmen und kann damit den Blutdruck reduzieren.
Doch auch Krafttraining spielt im Alter eine wichtige Rolle, da ab dem 30. Lebensjahr die Muskelmasse stetig abnimmt. Da die Muskulatur wichtige hormonelle Prozesse steuert und der Stabilisator unserer Knochen ist, profitieren ältere Menschen überdurchschnittlich von einer optimalen Muskelerhaltung.
Für Entspannung sorgen
Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol steigern den Blutdruck und den Blutzucker. Werden sie nicht abgebaut, sondern latent ausgeschüttet, können Betroffene körperliche Erkrankungen entwickeln. Deshalb sollten Sie sich so oft wie möglich entspannen.
Helfen können dabei Yoga, Meditationstechniken, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung. Ein geliebtes Hobby wie das Malen oder die Gartenpflege können dieselbe Funktion übernehmen.
Medikamente einnehmen
Falls Ihr Blutdruck trotz einiger Maßnahmen der natürlichen Regulation erhöht bleibt, wird Ihr Hausarzt Ihnen Blutdrucksenker verschreiben. Hierbei stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung, zum Beispiel
- ACE-Hemmer,
- Angiotensin-Rezeptorblocker,
- Betablocker,
- Diuretika und
- Kalzium-Antagonisten.
Bei der Wahl des passenden Wirkstoffes richtet sich Ihr Arzt nach eventuell vorhandenen Grunderkrankungen des Herzens, der Nieren oder des Zuckerstoffwechsels. Meist beginnt man die Therapie mit einem Doppel-Wirkstoffpräparat und schaltet einen dritten Wirkstoff hinzu, falls der Erfolg ausbleibt. Ziel ist es, den Blutdruck auf unter 140 zu 90 mmHg zu reduzieren.
Fazit: Bluthochdruck muss als „leiser Killer“ überwacht und bekämpft werden
Bluthochdruck kommt bei Senioren zwar häufig vor, muss jedoch erst einmal erkannt werden. Je früher er festgestellt wird, desto besser sind die Chancen, dass sich noch keine Folgeschäden entwickelt haben. Gerade ein leicht erhöhter Blutdruck lässt sich häufig mit Änderungen im Lebensstil in den Griff bekommen.