Vorsorgeuntersuchungen im Alter: Sicherheit durch Früherkennung
Ganz gleich, in welchem Alter – unsere Gesundheit ist unser höchstes Gut. Doch gerade mit zunehmenden Jahren wird der Gesundheitszustand der Deutschen tendenziell schlechter: Statistisch gesehen leiden rund 66 Prozent der Senioren über 65 Jahren an mehreren chronischen Krankheiten.
Dabei können Sie Ihre Krankheitsrisiken heutzutage durch Früherkennung und Vorsorgeuntersuchungen deutlich reduzieren. Im Folgenden erfahren Sie, welche Untersuchungen für Menschen mit 60plus sinnvoll sind und welche Leistungen die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen.
So wichtig ist gesundheitliche Vorsorge und Früherkennung
Ein hohes Alter muss nicht mit Krankheit einhergehen, wenn Sie rechtzeitig die richtigen Weichen stellen. Im Falle der typischen „Volkskrankheiten“ geben die Früherkennungsuntersuchungen Ihnen wichtige Hinweise darauf, ob Sie Ihren Lebensstil ändern sollten oder eine medikamentöse Intervention Risiken verringern kann:
Krebs
Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass das Risiko einer Krebserkrankung mit höherem Lebensalter ansteigt. Der Hintergrund: Krebs entsteht, wenn sich Zellen genetisch verändern. Wenn wir jung sind, hat der Körper eine hohe Kapazität, diese schädlichen Mutationen wieder zu tilgen. Leider sinkt diese Fähigkeit parallel zum generellen Alterungsprozess, sodass Krebserkrankungen sich häufen.
Genauer: Menschen über 60 Jahren tragen ein 20-prozentiges Risiko, innerhalb der nächsten fünf Jahre an einer der häufigsten Krebsarten zu erkranken – umgerechnet ist das einer von fünf Senioren. Von den 400.000 Patienten, die bundesweit jährlich neu an Krebs erkranken, ist sogar die Hälfte über 65 Jahre alt.
Weil das Thema Angst macht, nehmen viele Menschen hierzulande die angebotenen Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung gar nicht erst in Anspruch. Aktuell absolvieren diese Routine lediglich 67 Prozent der Frauen und nur 40 Prozent der Männer. Fachleute sind jedoch überzeugt: Wenn alle Versicherten am Früherkennungsprogramm teilnehmen würden, ließen sich 50 bis 70 Prozent der durch Krebs verursachten Todesfälle vermeiden.
Diabetes
Rund 3 Millionen Menschen über 65 leiden an Diabetes; bei den über 75-Jährigen sind sogar knapp ein Drittel davon betroffen. Hier sollten Sie bedenken, dass eine Diabetes-Typ-2-Erkrankung nicht schlagartig auftritt, sondern sich über Jahre und Jahrzehnte entwickeln kann.
Bereits im Vorfeld entwickeln sich abnormale Blutzuckerwerte, die anzeigen, dass der Körper schleichend resistent gegen das körpereigene Insulin wird, sodass er den Blutzuckerspiegel weniger gut regulieren kann. Eine Insulinresistenz, die sich durch einen ungünstigen Lebensstil entwickelt hat, lässt sich allerdings mit Lebensstiländerungen wieder umkehren. Ihr Diabetesrisiko können Sie auf diese Weise deutlich verringern. Wie Sie aktiv werden können, erfahren Sie weiter unten im Text.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Hoher Blutdruck scheint zum Älterwerden dazuzugehören – immerhin leidet jeder Zweite über 65 Jahren und beinahe zwei Drittel der Menschen ab 70 an abnormalen Blutdruckwerten. Der Hintergrund: Mit den Jahren verlieren die Blutgefäße an Elastizität, an ihren Wänden bilden sich Ablagerungen (Arteriosklerose) und das Körpergewicht steigt. In einem engeren und steiferen Röhrensystem der Blutgefäße, das mehr Körpermasse versorgen muss, entwickelt sich dann naturgemäß ein höherer Druck.
Die Konsequenz: Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und akute Ereignisse wie einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall vergrößert sich erheblich. Im Umkehrschluss können Sie Ihr Erkrankungsrisiko deutlich mindern, indem Sie Ihren Blutdruck und einige andere Parameter (z. B. die Blutfette und den Blutzucker) regelmäßig im Blick behalten.
Denn die Prozesse, die eine Herz-Kreislauf-Erkrankung auslösen, entwickeln sich über Jahrzehnte und sind größtenteils reversibel. Mediziner schätzen, dass Sie Ihr Herzinfarkt-Risiko durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sowie Änderungen im Lebensstil um bis zu 90 Prozent senken können.
Vorsorgeuntersuchungen für Frauen im Alter
Die folgenden Vorsorgeuntersuchungen und Früherkennungs-Tests werden für Frauen im Alter wichtig:
Gesundheits-Check-up
Bereits ab dem 35. Lebensjahr haben Sie als gesetzlich Versicherte alle drei Jahre einen Anspruch auf eine Check-up-Untersuchung bei Ihrem Hausarzt. Hier ermittelt der Arzt Ihre persönlichen Risikofaktoren für Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen, zudem wird Ihr allgemeiner Gesundheitszustand bewertet.
Nach einer ausführlichen Anamnese, in der Sie über die Krankheitshistorie in Ihrer Familie, Ihre Lebensgewohnheiten und chronische Krankheiten Auskunft geben, folgen die Untersuchungen.
Während des Check-ups misst die behandelnde Fachkraft unter anderem Puls, Blutdruck, Größe und Gewicht, hört Lungen und Herz ab und nimmt eine Tastuntersuchung an den Bauchorganen vor.
Besonders wichtig sind die Blutwerte, die durch eine Blutprobe ermittelt werden. Damit der Blutzuckertest aussagekräftig ist, müssen Sie Ihre Blutprobe vorab nüchtern abgeben. Innerhalb der Check-up-Untersuchung bespricht Ihr Hausarzt mit Ihnen die Ergebnisse und klärt auf, ob sie Hinweise auf Krankheitsrisiken oder Krankheiten geben.
Darmkrebsfrüherkennung
Da Darmkrebs meist langsam wächst und über Jahre unbemerkt bleibt, geben Vorsorgeuntersuchungen die Chance, die Krankheit in einem frühen Stadium oder ihren Vorformen zu behandeln.
Für Frauen ab 50 übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung daher die Kosten für einen jährlichen Test, der okkultes Blut im Stuhl als mögliches Krebssymptom nachweist. Ab 55 haben Versicherte die Wahl: Entweder können sie auf Kassenkosten zwei Darmspiegelungen im Abstand von 10 Jahren durchführen lassen oder alle zwei Jahre einen Stuhltest auf okkultes Blut machen lassen.
Brustkrebsfrüherkennung
Im Alter von 50 bis 69 Jahren übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung für alle weiblichen Versicherten alle zwei Jahre die Kosten einer Mammografie. Hier wird die Brust geröntgt, wobei bereits sehr kleine Gewebsveränderungen sichtbar werden. Bei auffälligen Befunden entnimmt der Arzt eine Biopsie und lässt sie im Labor auf Krebsverdacht hin untersuchen. Falls Tumore in einem frühen Stadium entdeckt werden, sind die Heilungschancen bei Brustkrebs oft sehr gut.
Vorsorgeuntersuchungen für Männer im Alter
Diese Untersuchungen sollten Männer ab dem 60. Lebensjahr bei Ihrem Hausarzt oder dem Facharzt vornehmen lassen:
Gesundheits-Check-up
Der regelmäßige Gesundheits-Check-up beim Hausarzt alle drei Jahre steht Männern und Frauen gleichermaßen zu. Also besteht hier auch ab dem 35. Geburtstag die Möglichkeit, sich einen Überblick zu verschaffen.
Darmkrebsfrüherkennung
Ab einem Alter von 50 Jahren können Männer über die gesetzliche Versicherung verschiedene Untersuchungen zur Darmkrebsfrüherkennung in Anspruch nehmen: Entweder zwei Darmspiegelungen im Abstand von 10 Jahren oder einen jährlichen Stuhltest auf okkultes Blut. Ab 55 verlängert sich das Intervall zwischen den Tests dann auf zwei Jahre.
Prostatakrebsfrüherkennung
Ab dem Alter von 45 hat jeder Mann über die gesetzliche Krankenversicherung den Anspruch auf eine jährliche Krebsfrüherkennungsuntersuchung der Genitalien und der Prostata. Sie umfasst eine Tastuntersuchung von äußeren Geschlechtsorganen, Prostata und umliegenden Lymphknoten, nicht aber den sogenannten PSA-Test.
Erkennen von Bauchaortenaneurysmen
Wenn die große Schlagader im Bauch (Bauchaorta) an einer Stelle eine Ausbuchtung bildet, sprechen Fachleute von einem Aneurysma. Meist erzeugt diese Veränderung keine Symptome und bleibt deshalb unbemerkt. Das Problem: Sollte ein Aneurysma im Bauch reißen, hat das lebensbedrohliche Folgen für den Betroffenen und muss als Notfall behandelt werden.
Da Männer wesentlich häufiger von Bauchaortenaneurysmen betroffen sind, übernimmt die GKV hier ab dem Alter von 65 die Kosten für eine Vorsorgeuntersuchung. Dabei wird die Bauchaorta per Ultraschall auf mögliche Veränderungen untersucht. Sollte ein Aneurysma entdeckt werden, kann man es später chirurgisch korrigieren.
Hinweis: Hautkrebs-Screening als zusätzliche Vorsorgeuntersuchung!
Ab einem Alter von 35 Jahren übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) für Männer und Frauen das Hautkrebsscreening beim Hausarzt alle 2 Jahre.
Was können wir selbst tun?
Bei der Entwicklung der sogenannten Zivilisationskrankheiten spielt unser Lebensstil die entscheidende Rolle. Diese Maßnahmen können Sie aktiv ergreifen, um Ihre Krankheitsrisiko deutlich zu senken:
Gesund essen: Durch gesunde Ernährung den Körper entlasten
Eine nährstoffreiche Kost aus frischen Zutaten versorgt Ihren Körper mit den nötigen Makro- und Mikro-Nährstoffen. Sie hilft dabei, ein gesundes Körpergewicht zu halten und beugt der Entstehung von Bluthochdruck vor.
Falls Sie bereits unter Bluthochdruck leiden, kann eine Ernährungsumstellung dem entgegenwirken. So beobachteten Studien zur sogenannten „DASH-Diät“ (Diätetischer Ansatz zum Stopp von Hochdruck“), dass der Verzicht auf Salz und die Steigerung des Obst- und Gemüsekonsums („5 am Tag“) den Blutdruck der Probanden um 6 bis 11 mmHg (Millimeter-Quecksilbersäule) senken konnte.
Doch nicht nur Ihr Herz-Kreislauf-System profitiert direkt von einer gesunden Ernährung, auch für die Krebsprävention hat sie Vorteile: Studien zufolge lässt sich das Darmkrebsrisiko pro 10 Gramm Ballaststoffe, die man pro Tag mehr verzehrt, um 10 Prozent senken. Auch Menschen, die bereits an Darmkrebs erkrankt sind, können ihr Sterberisiko mit erhöhtem Ballaststoffkonsum um 18 Prozent reduzieren. Gute Ballaststoffquellen sind Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Obst, Gemüse und Nüsse.
Übergewicht abbauen: Risiken für viele Krankheiten senken
Durch eine Gewichtsreduktion lässt sich ebenfalls ein erhöhter Blutdruck senken – im Schnitt um 15 mmHg pro 10 Kilogramm Gewichtsabnahme. Darüber hinaus können Sie einer beginnenden Insulinresistenz entgegenwirken und Ihr Diabetesrisiko senken, indem Sie überschüssige Pfunde abbauen.
Falls Ihr Blutzucker im Nüchternzustand über 100 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) liegt, kann das Hinweis auf eine Insulinresistenz bzw. einen Prädiabetes geben. Abnehmen ist hierbei die erste Interventionsmaßnahme, falls Ihr Gewicht oberhalb des Normalbereichs liegt. Oft ist diese Maßnahme sehr effektiv. Erst wenn sie nichts nützt, muss medikamentös eingegriffen werden.
Mehr bewegen: Ein universales Gesundheitsmittel
Bewegung unterstützt die Regulation des Blutzuckers, des Blutdrucks und etlicher Stoffwechselprozesse. Um die gesundheitlichen Positiveffekte zu nutzen, müssen Sie jedoch keinen Leistungssport betreiben.
Laut Spitzenverband der Krankenkassen werden Menschen weniger krank, wenn sie rund 1.000 Kalorien zusätzlich zu ihrem normalen Alltag durch aktive Bewegung verbrennen. Das erreichen Sie, wenn Sie drei- bis viermal pro Woche etwa 45 Minuten stramm Spazierengehen oder Radfahren.
Weniger Alkohol trinken: In jeder Situation eine gute Idee
Ein hoher Alkoholkonsum ist mit einer Reihe von erhöhten Krankheitsrisiken verbunden, zum Beispiel für Magengeschwüre, Schlaganfall und Demenz. Zudem besteht durch Alkoholgenuss eine größere Gefahr, an diversen Krebsarten zu erkranken. Neben Leberkrebs, Darmkrebs und Brustkrebs gilt er auch als Mitverursacher für Speiseröhrenkrebs und Krebs im Mund- und Rachenraum.
Um wie viel Prozent das Trinken ein bestimmtes Krebsrisiko exakt erhöht, lässt sich statistisch kaum sagen, da der Alkoholkonsum oft mit anderen risikobehafteten Gewohnheiten (z. B. rauchen, Bewegungsmangel, Fett- und Zuckerkonsum) einhergeht. Mediziner führen dennoch etwa 22.000 Krebserkrankungen jährlich direkt auf den Faktor Alkohol zurück.
Nicht rauchen: Senkung des Krebsrisikos
Die Beziehung zwischen Rauchen auf der einen Seite sowie der Entstehung von Lungenkrebs, Krebsarten von Mundraum und Rachen sowie COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) sind allgemein bekannt.
Ganz gleich, in welchem Alter Sie den Zigaretten abschwören und wie viel sie vorher geraucht haben – mit dem Verzicht tun Sie Ihrer Gesundheit in jedem Fall etwas Gutes.
Fazit: Mit der richtigen Vorsorge lange gesund bleiben
Niemand beschäftigt sich gern mit Krankheit und Gefahren. Deshalb meiden viele Menschen auch die Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt, die sie an das unangenehme Thema erinnern.
Allerdings sollten Sie sich vergegenwärtigen, dass Sie Ihre individuelle Chance, bis ins hohe Alter gesund zu bleiben, durch Ihren Lebensstil entscheidend beeinflussen können.
Dazu gehört auch die Teilnahme an den angebotenen Vorsorgeuntersuchungen: Sie können Hinweise auf nötige Gewohnheitsveränderungen geben, um Ihre Gesundheit proaktiv zu unterstützen. Zusätzlich können sie dafür sorgen, dass ernste Krankheiten in einem Stadium erkannt werden, in dem noch optimale Heilungschancen bestehen.